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Wie seniorenfreundlich ist Dresden?

Die Überalterung in Dresden wird bis 2035 deutlich zunehmen, sagen Prognosen. Eine Herausforderung für die Stadtverwaltung, die jetzt einen ersten Schritt macht.

Von Daniel Krüger
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Knapp jeder vierte Dresdner könnte bald über 65 Jahre alt sein.
Knapp jeder vierte Dresdner könnte bald über 65 Jahre alt sein. © Christian Juppe

Dresden. 2035 wird Dresden eine andere Stadt sein als heute - das steht außer Frage. Vor allem aber wird sie eines sein: deutlich älter.

In der neuesten Bevölkerungsprognose prophezeien die Statistiker der Stadtverwaltung: In den kommenden 15 Jahren wird die Zahl der über 85-Jährigen um fast 40 Prozent steigen. Zwar nimmt die Gesamtzahl der Senioren dann nur leicht zu, doch der große Anteil wird weniger mobil sein und mehr Unterstützung brauchen.

Belastung in Pflegeheimen könnte deutlich steigen

Das hat auch mit der Lebenserwartung zu tun: Die wird in Dresden laut Prognose 2035 bei Frauen auf 86,7 Jahre und bei Männern auf 81,5 Jahre steigen. Das könnte zu einer deutlich höheren Belastung in Alten- und Pflegeheimen führen - Bereiche, die bereits unter massivem Fachkräftemangel leiden. Schon jetzt gibt es in Dresden über 60 solcher Einrichtungen, wie Stadtsprecher Kai Schulz im vergangenen Dezember auf SZ-Anfrage mitteilte.

Die Stadtverwaltung hat - um den Herausforderungen der alternden Stadt gerecht zu werden - ein Projekt auf die Beine gestellt. Ab Februar startet eine Studie, bei der 6.000 zufällig ausgewählte Dresdner Senioren über 60 Jahren per Post einen Fragebogen zugeschickt bekommen. In einem zweiten Schritt sollen dann 300 von ihnen zu einem Telefoninterview eingeladen werden.

Ziel soll es vor allem sein, herauszufinden, was ältere Dresdner benötigen, um möglichst lange selbstständig in einer eigenen Wohnung leben zu können. Die Befragung befasse sich mit der "individuellen und sozialen Teilhabe, der Inanspruchnahme von Unterstützungsleistungen und der persönlichen Zufriedenheit in verschiedenen Lebensbereichen", heißt es dazu in einer gemeinsamen Mitteilung von Stadt und Technischer Universität.

So soll die Seniorenstudie ablaufen

Angeschriebene Dresdner, die computertechnisch fit sind, können die Umfrage auch online ausfüllen, heißt es auf der Internetseite des Projekts. Das Ausfüllen des Fragebogens dauere rund 30 Minuten, wer Hilfe brauche, könne sich an das Seniorentelefon des Sozialamts unter der Nummer 0351 488 48 00 wenden. Die Mitarbeiter sind hier dienstags und donnerstags in der Zeit von 8 bis 10 Uhr und von 14 bis 16 Uhr erreichbar.

Inhaltlich soll der Fragebogen verschiedene Themen abhandeln. Die Teilnehmer werden unter anderem gefragt, wie es um ihre Finanzen und die Gesundheit steht, wie sie mit ihrer Wohnsituation zurechtkommen und was sie sich an Freizeitangeboten in der Stadt wünschen.

"Wir schauen zum Beispiel, wie viele Wohnungen barrierefrei sind und ob es genügend Bänke und Sitzmöglichkeiten im Wohnumfeld gibt. Wie können Menschen über 60 Jahre noch besser am gesellschaftlichen Leben teilhaben? Daraus ergeben sich konkrete Verbesserungsvorschläge", erklärt Projektkoordinatorin Janice Hegewald.

Die Ergebnisse sollen im Herbst 2021 veröffentlicht werden und - das verspricht die Stadt - in eine "seniorengerechte Infrastruktur" einfließen. Außerdem wollen Universität und Verwaltung auch ambulante Pflegedienste und die vollstationären-, die Tages- und Kurzzeitpflegeeinrichtungen Dresdens befragen.

Das soll helfen, "um einen Eindruck der Pflege- und Gesundheitsinfrastruktur zu erhalten". Andreas Seidler, Professor für Sozialmedizin, hofft, dass viele der angeschriebenen Senioren an der Umfrage teilnehmen.

Ergebnisse aus Bürgerumfrage: So sehen Senioren Dresden

Besonders auf die Corona-Pandemie bezogen, habe sich das Leben auch in Dresden stark verändert, so Seidler. "Wir möchten mit unserer Befragung herausfinden, wie auch in dieser Situation ein selbstbestimmtes und gesundes Leben gelingen kann und welche Herausforderungen Dresdnerinnen und Dresdner dabei sehen."

Bezogen auf Corona will das Team auch untersuchen, wie sich die Pandemie auf Senioren in Dresden ausgewirkt hat - und was man hätte besser machen können. "Wir fragen, wie es den Dresdnerinnen und Dresdnern körperlich und seelisch während der Coronapandemie geht. Hat die Pandemie die Menschen einsamer gemacht? Welche Rolle spielt die Unterstützung in der Nachbarschaft bei der Bewältigung der Pandemie?", sagt Janice Hegewald.

Bei der kommunalen Bürgerumfrage der Stadt Dresden 2020 hatten sich bereits einige Problemfelder außerhalb von Corona gezeigt. So gaben zwar 35 Prozent aller alleinstehenden Rentnerinnen und Rentner an, ihre Wohnung sei alten- und behindertengerecht, doch bei Zwei-Personen-Rentnerhaushalten waren es nur 29 Prozent.

Besonders selten waren die Wohnungen der Senioren rollstuhlgerecht - ein Thema, das sich mit einer größeren Gruppe an über 85-Jährigen noch verschärfen dürfte. Auch waren alleinstehende Rentner besonders stark von hohen Mietkosten betroffen. Positiv sahen viele ältere Dresdner die Gesundheitsversorgung sowie Sauberkeit und den Anteil an Grünflächen in der Stadt.

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