Zwischen Dynamo-Stadion und Rathaus: Dresden will den Kaitzbach offenlegen

Dresden. Der Kaitzbach plätschert durch Mockritz und Strehlen, dann durch den Carolasee im Großen Garten, weiter vorbei am Stadion, um unter Asphalt und Beton in der Nähe der Synagoge in die Elbe zu fließen. Im Bereich zwischen Zinzendorfstraße und St. Petersburger Straße plant die Stadt die Offenlegung des Baches. Das Projekt sei "machbar und umsetzbar".
Lesen Sie in diesem Bericht:
- Weshalb steht der Kaitzbach jetzt im Fokus?
- Was sind die nächsten Schritte?
- Wo ist der Bach in Betonröhren gezwängt?
Deshalb steht der Kaitzbach jetzt im Fokus
Dabei geriet das komplexe Vorhaben eher zufällig in den Fokus von Verwaltung und Stadtpolitik. Grund dafür ist der geplante Abriss des alten Robotron-Gebäudes an der Kreuzung Grunaer/St. Petersburger Straße. Die TLG als Eigentümerin will das "Pirnaische Tor", indem aktuell noch 700 Rathaus-Mitarbeiter untergebracht sind, spätestens 2026 abreißen lassen und durch einen Neubau ersetzen.
Aktuell fließt der Kaitzbach in Rohren der Stadtentwässerung exakt unter dem alten Robotron-Gebäude hindurch. Die TLG will jedoch in den geplanten Neubau eine Tiefgarage integrieren. Das Kaitzbachrohr muss daher ohnehin entweder umverlegt oder erneut tiefergelegt werden, damit es unter der geplanten Tiefgarage verlaufen könnte.
In diesem Zusammenhang hat die Stadt eine Machbarkeitsstudie zur "Offenlegung und Umverlegung des Kaitzbaches" für den kompletten Abschnitt zwischen Zinzendorfstraße und St. Petersburger Straße beauftragt. Diese Studie liegt aktuell zwar lediglich in einer internen "Lesevariante" vor. Wichtige Details sind jedoch bekannt.
Demnach will die Stadt den Bach "mittelfristig bis langfristig offenlegen und naturnah umgestalten". Die TLG soll daher maximal eine kurzfristige Genehmigung erhalten, den Bach zum Beispiel während der Baumaßnahmen nochmals in Rohre zu zwängen. Dies könne laut Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne) mit einer Frist verbunden werden, bis wann die Offenlegung zu erfolgen hat.
Das sind die nächsten Schritte
Die Stadt will jetzt warten, bis die noch interne Studie offiziell freigegeben wird. Danach soll der Rat entschieden, ob dieses Großprojekt angegangen werden kann. Aus dem Rat kommt bislang viel Zustimmung. "Es wäre eine wirklich schöne Sache für die Dresdner Innenstadt, den Kaitzbach Stück für Stück freizulegen. Die Rückendeckung aus der Politik ist da", sagt SPD-Rat Stefan Engel.
Für Johannes Lichdi (Dissidenten) wäre die weitgehende Offenlegung eines der zentralen Innenstadt-Projekte der nächsten Jahre. "Dresden hat den Kaitzbach unter die Erde gedrängt und vergessen. Es geht jetzt darum, ihn als Element der Stadtentwicklung neu zu entdecken."
Laut Lichdi könnte im besten Fall ein grüner Spazierweg, immer entlang des Kaitzbaches, von der Elbe in Richtung des Promenadenringes und dann bis zum Großen Garten führen. Der offen gelegte Bach könnte so an der Robotron-Kantine vorbei und durch das geplante neue Wohngebiet fließen. 2020 hatten Studenten die Offenlegung des Baches als eine mögliche Vision für die Belebung des Areals herausgearbeitet.
Ein Park statt Betonröhren
Der Kaitzbach fließt auf exakt 12,4 Kilometer Länge durch Dresden. 4,1 Kilometer davon sind noch immer verrohrt. Besonders betroffen ist die Innenstadt. Hier verläuft der Kaitzbach am Rudolf-Harbig Stadion vorbei, um dann in Rohren entlang der Zinzendorfstraße unter dem Robotron-Gebäude der TLG hindurch die St. Petersburger Straße zu kreuzen.
Auf der anderen Straßenseite geht es, teils unter Parkplätzen, entlang der Schießgasse und an der Synagoge vorbei. Zu sehen ist der Bach dabei nicht, lediglich Kunstwerke, zum Beispiel in der Nähe der Synagoge, versinnbildlichen den Weg.

Schrittweise versucht das Rathaus seit Jahren jedoch, einige Abschnitte wieder naturnah anzulegen. Bislang erfolgte das am Stadtrand oder in den Stadtteilen. Im Herbst des letzten Jahres wurde ein wichtiger Teilabschnitt fertiggestellt.
In Altstrehlen ist eine 3.000 Quadratmeter große Grünanlage entstanden - eine Fläche, etwas größer als der Rathausplatz. Die Arbeiten hatten im Februar 2021 begonnen und kosteten 290.000 Euro.
In den kommenden Jahren folgen noch zwei Bauabschnitte, damit so eine neue Parkanlage entlang des Kaitzbaches entsteht. Die Arbeiten sind Ausgleichsmaßnahmen, in diesem Fall für den Abschnitt Nossener Brücke/Nürnberger Straße des DVB-Projektes Stadtbahn 2020.