Dresden. Hoch empor ragen drei Kräne auf der Westseite des Postplatzes. Der größte von ihnen ist mit 70 Metern sogar noch höher als das Riesenrad, das bis Anfang Oktober am Postplatz stand.
Klaffte dort im Frühjahr noch eine neun Meter tiefe Baugrube, so sind jetzt für Passanten auf benachbarten Straße schon die ersten Wände der künftigen Annenhöfe zu sehen. Damit verschwindet eine der letzten Lücken am Postplatz zwischen dem Ende der Freiberger und der Schweriner Straße.
Dafür investiert die TLG Immobilien AG rund 70 Millionen Euro. Auf rund 20.000 Quadratmetern sollen Büros einziehen. Geplant ist eine zweistöckige Tiefgarage für 264 Pkw- und 400 Fahrradstellplätze.
60.000 Kubikmeter Erde aus tiefer Grube ausgehoben
Die Arbeiten hatten Anfang dieses Jahres begonnen. Sie sind planmäßig voran gekommen, teilt TLG-Sprecher Timothy Wright mit.
Das zweite Untergeschoss ist komplett fertiggestellt und das erste zu 80 Prozent. In der vergangenen Woche konnte damit begonnen werden, bereits die ersten Wände im Erdgeschoss zu errichten.
Anfang Mai war die tiefe Grube von der Bauleuten der Dresdner Niederlassung von Wolff & Müller soweit ausgehoben, dass der Bau der durchschnittlich einen Meter starken Bodenplatte beginnen konnte. Bis dahin mussten jedoch unentwegt Bautransporter rollen.
Immerhin waren rund 60.000 Kubikmeter Erdreich auszubaggern und abzufahren, bis die Baugrube fertig war. In der sind seitdem rund 10.000 Kubikmeter Beton eingebaut worden.
Um die aus umliegenden Mischwerken heran zu schaffen, waren 1.250 Fuhren von Transportbetonfahrzeugen nötig. Zudem wurden 1.800 Tonnen Bewehrungsstahl eingebaut.
„Derzeit sind hauptsächlich Fliesenleger, Maler, Bodenleger, Elektriker und Trockenbauer im Einsatz“, erklärt Sprecher Wright. Im Außenbereich wird gepflastert und mit den Pflanzarbeiten begonnen.
Schutz vor Hochwasser: Grundwasser umspült die Wände
Mit den Seitenwänden ist eine sogenannte weiße Wanne aus wasserdichtem Stahlbeton entstanden. In Elbnähe am Postplatz ist das ein gängiges Verfahren.
Schließlich umspült das Grundwasser vier bis fünf Metern neben der Bodenplatte die Wände. Damit das Grundwasser nicht die Baugrube überflutet, ragen direkt an der Baustelle zwei blaue Leitungen empor. Eine führt zum Kulturpalast, die andere zur Elbe.
Wird das Grundwasser in der Fernkälte-Zentrale benötigt, schließt eine Regelvorrichtung den Schieber der Leitung in Richtung Elbe, so dass es zum Kulturpalast gepumpt wird. Stündlich müssen rund 40 Kubikmeter abgepumpt werden.
Bisher waren es insgesamt rund 319.000 Kubikmeter. Da der Bau weit fortgeschritten ist, sind statt der einstigen sechs jetzt nur noch drei Pumpen nötig. Sie können aber erst abgeschaltet werden, wenn die Decke über der oberen Tiefgaragen-Ebene fertig ist.
Erst dann hat der Rohbau genug Gewicht, dass die Bodenplatte nicht vom Grundwasser nach oben gedrückt werden kann. Im Dezember dieses Jahres soll es so weit sein.
Bereits Ende November
soll der Rohbau der Tiefgarage stehen. Arbeiten die Bauleute von Wolff & Müller so
schnell weiter und kommt wegen Corona kein Lockdown, könnte der Rohbau des
zweiten Stocks Anfang nächsten Jahres stehen. Geplant ist, im August kommenden
Jahres Richtfest zu feiern.
Ein Jahr später sollen die Annenhöfe fertig sein. Für die künftigen Mieter werden sie aber noch bis Ende 2022 innen ausgebaut. Die TLG setzt bei den Annenhöfen auf Nachhaltigkeit.
Das beginnt beim Einsatz von ökologischen Dämmstoffen, reicht über die Fahrrad-Stellplätze in der Tiefgarage und geht bis hin zu optimierten Anlagen, die sich bei Wasser-, Energie- und Heizkosten auszahlen. Der Komplex wird an das zentrale Fernwärmenetz angeschlossen.