Hier wird auf Dresdens Straßen geblitzt

Dresden. Gelb oder doch schon rotorange? Wer die Autofahrer an den großen Kreuzungen in Dresden eine Weile beobachtet, findet schnell einen Ampelsünder. Noch höher sind die Zahlen allerdings bei den Geschwindigkeitsübertretungen. Kann der Verkehr durch mehr Blitzer sicherer gemacht werden? Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Wie viele Blitzer hat Dresden?
Im Dresdner Stadtgebiet stehen zur Zeit 25 fest installierte Blitzer, 24 sind laut Stadt funktionstüchtig. Zwei gehören zur Kategorie Ampelblitzer, sie befinden sich an der Kreuzung
Stauffenbergallee/Marienallee und an der Kreuzung St. Petersburger
Straße/Lingnerallee. Im vergangenen Jahr hat die Stadt auf der Lommatzscher Straße/Trachauer Straße eine neue Messanlage in Betrieb genommen.
Wo steht Dresden im Vergleich zu anderen Städten gleicher Größe?
Im Vergleich zu anderen Städten mit ähnlicher Einwohnerzahl befindet sich Dresden im Mittelfeld. Die Stadt Hannover hat laut Pressestelle insgesamt 30 stationäre Blitzgeräte. Leipzig hat ähnliche Zahlen wie Dresden, hier befinden sich 26 Blitzgeräte zur Geschwindigkeits- und/oder Rotlichtüberwachung. Essen, eine Stadt ähnlicher Größe hat dagegen nur sechs Blitzgeräte.
Wie viele mobile Geschwindigkeits- und Rotlichtkontrollen gibt es in Dresden?
Während die Unfallkommission sowie das Ordnungsamt die Standorte für die stationären Blitzer festlegt, ist die Dresdner Polizei für die mobilen Kontrollen zuständig. Sie werden nach häufigen Unfallstellen und Bürgerbeschwerden ausgewählt. "Wir hatten auch schon einen Mann, der in eine Blitzerfalle getappt ist, die er sich selbst gewünscht hat", sagt der Chef der Dresdner Verkehrspolizeiinspektion Gerald Baier.
Die Polizei führt ihm zufolge täglich bis zu vier Geschwindigkeitskontrollen sowie bis zu vier Ampelüberwachungen durch. Auch am Wochenende und nachts. Dann aber etwas weniger. "Wir sind besonders an Schulen, Kindertagesstätten und Pflegeheimen unterwegs, oder auch zwischen den Autobahn-Dreiecken Dresden-Nord und Dresden-West, wo Tempo 100 gilt." Ebenso steht die Polizei gern an großen Kreuzungen, wie dem Fritz-Förster-Platz oder am Georgplatz.
Wo wird in Dresden am meisten geblitzt?
An der Spitze der Statistik steht ungeschlagen der Blitzer auf der Pillnitzer Landstraße. 10.882 Fahrer wurden hier im Jahr 2021 geblitzt. Häufig zu schnell gefahren wurde auch auf der Waldschlößchenbrücke in Richtung Altstadt. Hier wurden 9.663 Raser registriert.
Die am häufigsten ignorierte Ampel steht laut Ordnungsamt auf der St. Petersburger Straße.
Übrigens: Der schnellste Fahrer im Jahr raste im März mit 156 Stundenkilometern statt der erlaubten 60 über die Radeburger Straße.
Zu wenig Blitzer? Was sagen die Dresdner Parteien?
Laut der AfD-Fraktion gibt es in Dresden keineswegs zu viele Blitzer. "Sie stehen nur an den falschen Stellen", so Fraktionschef Thomas Ladzinski (AfD) "Bei der Auswahl der Aufstellorte sollte die potenzielle Gefährdung von Menschenleben durch Raser den Ausschlag geben und weniger die Einnahmeoptimierung der Landeshauptstadt." Der Stadt zufolge werden die Blitzer so ausgewählt, dass die Sicherheit im Vordergrund steht.Die AfD kritisiert besonders jene Blitzer auf der Waldschlößchenbrücke, Bautzner Straße oder Bergstraße. Sie dienen dem Naturschutz oder sollen Staub und Lärm vermeiden.
Auch Holger Zastrow (FDP) meint, dass Dresden nicht mehr Blitzer braucht. Er empfiehlt vielmehr Warnschilder vor Blitzern. "Das ist in anderen Ländern bereits gängige Praxis, wer dort geblitzt wird, zahlt dafür ein Vielfaches mehr an Bußgeld." Veit Böhm (CDU) dagegen ist den Blitzern nicht abgeneigt. Er fordert aber mehr mobile Geschwindigkeitskontrollen in den Tempo-30-Zonen, weil "die Einrichtung stationärer Blitzer mit hohen Kosten verbunden ist und relativ schnell Gewöhnungseffekte einsetzen, welche zu einem regelgerechten Verhalten nur direkt an der Messstelle führen".
Martin-Schulte-Wissermann (Pirat) von der Dissidenten-Fraktion verlangt, dass die Messstandorte im Vorfeld bekannt gegeben werden. "Ziel ist ja eine niedrige Geschwindigkeit mit möglichst wenig Unfällen - und nicht das Einsammeln von Bußgeldern." Gefahrenstellen müssten deshalb regelmäßig kontrolliert werden. SPD, Grüne und Linke äußerten sich auf SZ-Anfrage nicht.
Was sagt die Dresdner Polizei?
Der Chef der Verkehrspolizeiinspektion Gerald Baier wünscht sich mehr Kontrollen. An jeder großen Kreuzung soll ein Ampelblitzer errichtet werden, um den Verkehr für alle sicherer zu machen.
Baier bemerkt aber, dass die Autofahrer sich meist nur an der Stelle des
stationären Blitzgeräts an die Regeln halten. Davor und danach werde
weiter gerast. Er sieht deshalb einen größeren Effekt in den ortsunabhängigen Kontrollen: "Sie sind nicht erwartbar. Wir möchten eine Art Verfolgungsdruck beim Autofahrer erreichen, eine Unberechenbarkeit."
Hat Corona Einfluss auf das Verkehrsverhalten?
Die Anzahl der geblitzten Raser blieb im vergangenen Jahr auf einem ähnlichen Niveau wie im Jahr zuvor, heißt es vom Ordnungsamt. Insgesamt blitzte es 74.752 Mal. 3.047 Rotfahrten registrierten die sieben Rotlicht-Blitzer.
Polizist Baier sieht einen Trend in der Corona-Pandemie: "Dadurch, dass weniger Menschen unterwegs sind, erfassen wir höhere Geschwindigkeiten. Es wird mehr aufs Gas gedrückt." Corona hat aber auch Auswirkungen auf die Verkehrskontrollen selbst.
So heißt es von Landespolizeipräsident Horst Kretzschmar Anfang Januar, dass Verkehrskontrollen und Ordnungswidrigkeiten wegen der Pandemie derzeit nur zu 50 Prozent ausgeführt werden.
Sollen neue Blitzer in Dresden entstehen?
Nach derzeitigem Stand wird es 2022 keine Neuinstallationen von Messanlagen geben, heißt es von der Stadt Dresden. Seit Kurzem hat die Polizei aber nur noch zwei mobile Blitzgeräte. Die Messgeräte vom umstrittenen Hersteller Leivtec hatten fehlerhafte Werte geliefert und wurden deshalb vom Markt genommen. Für das Frühjahr soll ein weiteres Blitzer-Fahrzeug für die Stadt bereitgestellt werden.