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So viel Geld hat Dresden für den Semperopernball ausgegeben

Die Dresdner FDP fordert, dass die Landeshauptstadt ihre Zusammenarbeit mit dem Ballverein abbricht. Diese bestand vor allem aus dem Kauf von Ballkarten.

Von Sandro Pohl-Rahrisch
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Tausende feierten jedes Jahr den Dresdner Semperopernball - wir hier im Jahr 2019.
Tausende feierten jedes Jahr den Dresdner Semperopernball - wir hier im Jahr 2019. © Archivbild/Robert Michael

Dresden. Ausgetreten ist Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) schon aus dem Dresdner Semperopernball-Verein. Aber wie steht es um eine Zusammenarbeit der Stadt mit den Eventmanagern? Die Dresdner FDP fordert zumindest, dass die Landeshauptstadt Dresden ihre Kooperation mit dem "Putin-nahen Semper Opernball e.V. um Hans-Joachim Frey" komplett einstellt. Womit sich die Frage stellt: Mit wie viel Geld hat die Stadt den Ball in den letzten Jahren unterstützt?

Die Landeshauptstadt Dresden gehört nicht zu den offiziellen Partnern des Semperopernballs. Allerdings erwarb die Stadt in den Jahren, in denen der Ball stattfand, immer wieder Karten, um Gäste zu der pompösen Ballnacht in der Oper einzuladen. Darunter befanden sich unter anderem die Präsidenten verschiedener Handwerkskammern und Handwerkerverbände, Rektoren und Direktoren von Hochschulen und Forschungseinrichtungen, aber auch Geschäftsführer.

Mehr als 165.000 Euro in fünf Jahren

Für den letzten Ball 2020 seien der Stadt 35.371 Euro an Kosten entstanden, teilte die Verwaltung zuletzt auf eine Anfrage von AfD-Stadtrat Heiko Müller mit. Für den Zeitraum 2016 bis 2020 bezifferte die Stadt die Kosten auf insgesamt rund 165.000 Euro.

Auf Nachfrage von Sächsische.de konkretisiert Rathaus-Sprecher Kai Schulz, wie sich diese Kosten zusammensetzen: "Die Beiträge entstanden durch den Kauf des Semperopernball-Tisches sowie den dazugehörigen Eintrittskarten. Für die vom Oberbürgermeister eingeladenen Gäste wurden des Weiteren die Hotelkosten übernommen. Traditionell fand im Vorfeld des Semperopernballs ein gemeinsamer Empfang des Ministerpräsidenten und des Oberbürgermeisters mit ausgewählten Teilnehmern statt. In die Kosten des festlichen Abendessens teilen sich der Freistaat Sachsen und die Landeshauptstadt Dresden."

Das sei es aber auch gewesen, so Schulz. "Eine weitere darüberhinausgehende Zusammenarbeit zwischen dem Verein und der Stadt gab es in den vergangenen Jahren nicht."

"Schwierig zu durchschauende Vernetzung mit Russland"

Der Verein konnte sich nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine zunächst nicht durchringen, Putin den St. Georgs-Orden abzuerkennen, den er 2009 bekommen hatte. Außerdem unterließ es Ballchef Hans-Joachim Frey in einer öffentlichen Erklärung, sich von Russlands Präsidenten Wladimir Putin zu distanzieren. Frey hat in den vergangenen 20 Jahren ein umfangreiches Netzwerk zur russischen Kulturszene aufgebaut und arbeitet derzeit überwiegend in Sotschi am Schwarzen Meer sowie in Moskau. Vor diesem Hintergrund zogen sich im März mehrere Mitglieder aus dem Ballverein zurück, auch Hilbert.

Ob damit auch ein zukünftiger Ballbesuch des Oberbürgermeisters ausgeschlossen ist, ließ Hilbert in einem Statement Mitte März offen. Das dürfte wohl auch davon abhängen, ob der Verein weiterhin von Frey geführt wird. Die schwierig zu durchschauende Vernetzung Einzelner mit anderen Veranstaltungen und Institutionen im Ausland, insbesondere mit Russland, sei bisher nicht gelöst worden, sagte Hilbert in seinem Statement. Diese Tatsache habe ihn veranlasst, den Verein zu verlassen. Den Namen von Ballchef Hans-Joachim Frey erwähnte Hilbert in seiner Erklärung nicht. Bislang ist der nächste Opernball im März 2023 vorgesehen.

FDP: Verbindung zu Kriegsgegnern in St. Petersburg aufnehmen

In der Vergangenheit - vor der Ukraine-Krise - hatte die Stadt den Semperopernball als einen Gewinn für Dresden bezeichnet und die Vorteile des Events aufgelistet: mediale Präsenz, etwa 7.000 zusätzliche Hotelübernachtungen pro Ball, die wiederum bis zu 21.000 Euro an Beherbergungssteuer einbrachten, sowie knapp 12.000 Euro, die Dresden von 2016 bis 2020 an Sondernutzungsgebühren einnahm, damit vor der Semperoper flaniert und gefeiert werden durfte.

So sehr sich Dresden vom Ballverein und seinem Vorsitzenden Hans-Joachim Frey trennen soll, so sehr setzt sich die FDP dafür ein, die Verbindung zur Partnerstadt St. Petersburg nicht abbrechen zu lassen, sondern Kontakte zu Kriegsgegnern dort aufzunehmen und aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus sollen die Dresdner Kraftwerke schnellstmöglich den Ausstieg aus russischem Erdgas umsetzen, hieß es.