SZ + Feuilleton
Merken

Starsängerin Waltraud Meier nimmt Abschied von Wagner nach 45 Jahren

Waltraud Meier gilt als die deutsche Wagner-Sängerin des 20. Jahrhunderts. Im „Ring“ der Semperoper singt sie jetzt letztmals eine solche Partie.

Von Bernd Klempnow
 2 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Waltraud Meier war in der Semperoper schon Carmen, interpretierte hier Wagner und Strauss.. Jetzt singt in der "Götterdämmerung" die Waltraute.
Waltraud Meier war in der Semperoper schon Carmen, interpretierte hier Wagner und Strauss.. Jetzt singt in der "Götterdämmerung" die Waltraute. © Ludwig Olah

Die derzeit an der Semperoper gefeierte Wiederaufnahme der gut 20 Jahre alten Inszenierung von Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ ist ein szenisch-stimmiges und ein überzeugend-musikalisches Fest. Einige der besten Interpreten für diese Rollen wie Christa Mayer und Allison Oakes, Andreas Schager und Georg Zeppenfeld werden vom suggestiven Sound der Staatskapelle unter Christian Thielemann durch die stundenlangen Aufführungen regelrecht getragen. Das zu erleben, ist ein Glück. Leider ausverkauft!

Ein besonderer Moment kommt am Mittwoch hinzu, denn mit Waltraud Meier ist ein Opernstar mit einer Weltkarriere ohnegleichen zu erleben. Ab 1983 brillierte sie jahrzehntelang bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth und bei anderen Aufführungen von Berlin bis Mailand und Tokio, war die Kundry im „Parsifal“, war die Isolde im „Tristan“ und die Sieglinde in der „Walküre“ – an der Seite von Plácido Domingo - oder die Ortrud in „Lohengrin“.

Viele Ehrungen wie kaum eine

Auch in Dresden war sie in solchen Partien schon zu erleben gewesen – nun gibt die 67-Jährige in der Semperoper ihre Premiere der eher kleinen Rolle der Waltraute in der „Götterdämmerung“. Es ist zugleich Meiers Abschied von dieser Rolle, die sie vor 45 Jahren erstmals gesungen hat. „Nach 47 Jahren auf der Bühne höre ich ganz mit dem Singen auf“, sagt die Mezzosopranistin. Insgesamt acht Vorstellungen und Liederabende sind noch 2023 geplant. Kraft und Kontrolle ließen nach, meint sie. „Ich will im Guten scheiden, denn ich hatte ja ein sagenhaftes Bühnenleben.“

Stets konnte sie mit den kreativsten Regisseuren, Dirigenten und Sänger-Kollegen arbeiten. Wie kaum eine Künstlerin fokussierte sie Spiel und Gesang – „Ich habe sehr genaue Vorstellungen von meiner Rollenzeichnung. Außerdem bin ich ein Textfetischist.“ – so auf die Unverwechselbarkeit ihrer Charaktere. Keine Interpretin dieses Faches im 20. Jahrhundert tat dies so.

Preise und Ehrungen zeugen von der Ausnahmeerscheinung: Sie ist Bayerische sowie Österreichische Kammersängerin und Ehrenmitglied in den besten Häusern. Sie erhielt einen „Grammy“ für ihre Venus in der Einspielung des „Tannhäuser“ unter Daniel Barenboim und den französischen Orden Commandeur de l’Ordre des Arts et des Lettres. Und künftig? Keine Bühne, kein Applaus? „Nach den Jahren eines schon fremdbestimmten Arbeitens werde ich mein Privatleben genießen.“