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So sollen Dresdner Museen und Bibos grüner werden

Kann ein Dresdner Orchester nachhaltiger singen? Wie kann ein Bibliotheksbesuch klimaverträglich sein? Die Initiative "Culture for Future" hat einige Ideen.

Von Luisa Zenker
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Im Sommer wurden einige Kulturgebäude rot angestrahlt als Zeichen der die Kultur-und-Gastro-Krise durch die Corona-Maßnahmen. Der Kulturpalast soll nun aber grüner werden.
Im Sommer wurden einige Kulturgebäude rot angestrahlt als Zeichen der die Kultur-und-Gastro-Krise durch die Corona-Maßnahmen. Der Kulturpalast soll nun aber grüner werden. © Christian Juppe

Dresden. Nun darf die Kultur in Dresden endlich wieder öffnen. Seit zwei Jahren haben Theater, Museen und Orchester mit Schließungen durch die Corona-Pandemie zu kämpfen. Aber die Dresdner Kultur hat noch eine weitere Herausforderung zu meistern: den menschengemachten Klimawandel.

Im Jahr 2020 hat sich der Stadtrat im Kulturentwicklungsplan zu mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit verpflichtet. Anhand von fünf Dresdner Kultureinrichtungen sollte innerhalb eines Jahres untersucht werden, wie Bibliotheken, Museen und Theater nachhaltiger wirtschaften können. Die SZ stellt vier Visionen vor.

Dresdner Philharmonie: Kann man ökologisch musizieren?

Das Orchester betreibt den Kulturpalast in der Dresdner Altstadt. Dieser soll nun grüner werden. Bereits im vergangenen Jahr habe man auf Ökostrom umgestellt, heißt es von der Intendantin Frauke Roth. Aber Klimaschutz fange bereits im Kleinen an, also auch schon bei ökologisch produzierten "Tabs" im Geschirrspüler.

Anstatt Papierhandtücher Lufttrockner in den Toiletten und eine neue Beleuchtung sowie eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach - das ist der Klimaplan für den Kulturpalast. Neben dem Gebäude kommt noch einen weiteren Punkt hinzu: die Mobilität. Hier setzt die Intendantin mit ihrem Team darauf, mehr Fahrradstellplätze zu errichten und Eintrittskarten als Bus- und Bahntickets zur Konzert-Anfahrt zu nutzen.

Bibliothek Dresden: Kann man grüner lesen?

"Die Bibliotheken in Dresden sind das Wohnzimmer der Stadt", weiß Leiterin Marit Kunis-Michel der Zentralbibliothek der Städtischen Bibliotheken Dresden. "Hier dürfen die Dresdner und Dresdnerinnen in knapp 300.000 Medien schmökern, spielen, blättern, lesen. Es ist ein Ort des Austauschs." Aber wie kann eine Bibliothek nachhaltiger sein?

Das ressourcenschonenden Motto "Leihen statt Kaufe"“ erfüllt sie bereits seit fast 150 Jahren. Im vergangenen Jahr hat die Bibliothek das Konzept aber erweitert, nun gibt es eine "Bibliothek der Dinge". Das bedeutet: Vom Teleskop über den Akkuschrauber bis zum Instrument kann man sich Gegenstände in der Bücherei ausleihen.

Die Zentralbibliothek bietet zusätzlich eine Saatgutbibliothek an. Im März werden sie kostenfreies Saatgut für alte Gemüsesorten zum Eigenanbau anbieten.

Und noch eine weitere große Frage will die Einrichtung nun behandeln: Woher kommen eigentlich die Bücher und DVDs? Hier möchte die Institution auf einen nachhaltigen und regionalen Einkauf setzen.

Staatsoperette Dresden: Kann man nachhaltiger singen?

Seit 2016 sitzt das Theater in dem Neubau "Kraftwerk Mitte". Das Musiktheater stellt sich der Frage, wie man Nachhaltigkeit und Kunstfreiheit zusammenbringen kann. Denn sobald die Institution vorgebe, wie ein Kostüm produziert oder eine Bühne aufgebaut werden muss, sei die Kunstfreiheit eingegrenzt, stellt Intendantin Kathrin Kondaurow klar.

Neben der Frage, wo und wie die Materialien auf der Bühne beschafft und wiederverwendet werden können, beschäftigt sich das Ensemble auch mit dem Thema Ernährung: Kann die Kantine ausschließlich regionales und ökologisches Essen anbieten? Ein Pilotprojekt wurde dazu zumindest schon mal gestartet.

Im September 2021 hat die Kantine des Kraftwerk Mitte zwei Wochen lang eine nachhaltige Mittagsversorgung ausprobiert. Jeden Tag gab es ein veganes und ein vegetarisches Gericht. Das Fleischgericht des Tages wurde mit Bio-Fleisch vom Biohof Vorwerk Podemus zubereitet. "Und es hat positiven Anklang gefunden", so die Intendantin.

Außerdem ist die Staatsoperette Teil von "Orchester im Wandel", eine Kammermusik-Reihe, die Musik mit aktuellen Vorträgen zu Klimaschutz verbindet.

Dresdner Musikfestspiele: Kann Klassik Klimaschutz?

Die Dresdner Musikfestspiele treten in mehr als 29 Spielstätten in der Region Dresden auf. Gastkünstler fliegen aus der ganzen Welt nach Dresden. Kann man das mit dem Klimaschutzgewissen vereinbaren? Die Verwaltungsdirektorin Ulrike Jessel hat sich mit ihrem Team besonders dem Thema Mobilität gewidmet: Kann man die Flüge kompensieren und kann auch das Publikum auf ökologische Weise zu den Konzerten gelangen? Außerdem will das Ensemble anstatt gedruckter Flyer und Broschüren lieber auf digitale Angebote setzen.

Was wird aus den Ideen?

Bisher aber sind das alles nur Visionen. "Wir haben einen Plan gemacht, aber noch keinen Gramm CO2 gespart", so Daniel Klein, Leiter vom Amt für Kultur- und Denkmalschutz.

Das Projekt "Culture for Future" soll langfristig eine Nachhaltigkeitsstrategie in den Dresdner Kulturbetrieben entwickeln. Gefördert wird es vom Rat für Nachhaltige Entwicklung. Das Amt für Kultur und Denkmalschutz Dresden sowie das Umweltzentrum Dresden die unabhängige Denkfabrik adelphi begleiten das Projekt.