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Immer mehr Anbieter kämpfen in Dresden um Wasserflächen für Schwimmkurse

In Dresden bieten viele private Anbieter Schwimmkurse für Kinder und Anfänger an - jetzt auch die ehemalige Leistungssportlerin Lilo Firkert. Doch Bahnen in den Hallen zu ergattern, ist extrem schwer.

Von Daniel Klein
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Die ehemalige Rückenschwimmerin Lilo Firkert und ihr Freund Clemens Weber wollen in der Halle in Bühlau Anfängern das Schwimmen beibringen.
Die ehemalige Rückenschwimmerin Lilo Firkert und ihr Freund Clemens Weber wollen in der Halle in Bühlau Anfängern das Schwimmen beibringen. © Ronald Bonß

Dresden. Sie hielt einen Rekord, der in offiziellen Bestenlisten nicht auftaucht: Deutschlands schnellste Rückenschwimmerin in der Tauchphase. Auf den ersten 15 Metern nach dem Start, wenn mit Delphin-Beinschlägen unter Wasser Tempo gemacht wird, war Lilo Firkert nicht zu schlagen. Doch das reichte nicht für die große Karriere. 2020, am ersten Tag des Corona-Lockdowns, brach sie sich das Wadenbein und beendete ihre Leistungssport-Laufbahn.

Nun, dreieinhalb Jahre später, ist sie wieder zurück im Becken – dort allerdings in ganz anderer Mission unterwegs. Firkert möchte Kindern das Schwimmen beibringen oder Erwachsenen helfen, im Wasser schneller zu werden. Gemeinsam mit ihrem Freund Clemens Weber, mit dem sie seit zwei Jahren liiert ist, gründete sie ProSwimmers und bietet unter diesem Namen Kurse an – vor allem für Anfänger.

„Den Bedarf gibt es. Wir wollen es anders machen, hochwertiger“, betont die 21-Jährige, die im Sommer eine Ausbildung zur Köchin abgeschlossen hat und in einem Dresdner Fünf-Sterne-Hotel in der Frühschicht arbeitet. Nach 14 Uhr hat sie deshalb Zeit für die Kurse. „Anfänger bewegen sich bei uns von Beginn an ohne Schwimmgürtel oder Schwimmärmel im Wasser. Wir setzen so wenige Hilfsmittel wie möglich ein“, sagt Firkert. „Und es sind mit uns zusammen maximal vier Kinder gleichzeitig im Becken.“

Ihr Freund Clemens, der in Leipzig ein Sportwissenschaftsstudium abgeschlossen hat und als Sportlehrer an der Dresdner Offiziersschule des Heeres arbeitet, unterstützt sie dabei: „Lilo sieht als ehemalige Leistungsschwimmerin sofort Fehler und kann diese korrigieren“, erklärt der 30-Jährige. „Ich übernehme die Methodik.“ Ein Seepferdchen-Kurs mit zehn je einstündigen Einheiten kostet bei ihnen 230 Euro, damit liegen sie preislich im Mittelfeld.

Auch der ehemalige Weltklasse-Brustschwimmer Jens Kruppa bietet seit 2020 Kurse für Schwimmanfänger an.
Auch der ehemalige Weltklasse-Brustschwimmer Jens Kruppa bietet seit 2020 Kurse für Schwimmanfänger an. © kairospress/Thomas Kretschel

Die Liste der Vereine, Verbände und Institutionen, die in Dresden Schwimmkurse für Kinder und Anfänger anbieten, ist lang. Zu ihnen gehören Kindereinrichtungen, Wasserwacht, Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), Volkshochschule, Physiotherapien, Dresdner Sportvereine wie USV TU, Delphine, DSC, SWV TuR, SV Nord und SG Einheit. Daneben gibt es immer mehr private Schwimmagenturen. Trotzdem klagen Eltern oft über lange Wartezeiten, wenn sie ihre Kinder für einen Kurs anmelden möchten.

Das liegt aber eher an den begrenzten Wasserflächen, die in Sachsens Landeshauptstadt zur Verfügung stehen. In den sieben Schwimmhallen sind es nach Auskunft der Bäder GmbH zusammen rund 5.400 Quadratmeter. Eine gesetzlich verbindliche Vorgabe über eine Mindestgröße gibt es nicht. „Wir orientieren uns bei der Bedarfsermittlung am von der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen vorgegebenen Richtwert“, erklärt Lars Kühl, Sprecher der Bäder GmbH. Und der liegt bei 0,01 Quadratmeter Wasserfläche je Einwohner.

Bei rund 569.000 Dresdnern sollten also 5.690 Quadratmeter beheizte Schwimmbecken zur Verfügung stehen. Allerdings eignen sich nicht alle für den Unterricht – vor allem nicht in den Spaßbädern. „Mit einer neuen, größeren Schwimmhalle hätten wir aus unserer Sicht dann genügend Wasserfläche“, so Kühl.

Großes Gedränge in den „Filetzeiten“

Derzeit ist das Gerangel unter den Kursanbietern bei der Vergabe von Bahnen jedoch groß. „Das Problem dabei ist ja, dass man Seepferdchen-Kurse immer nur nachmittags anbieten kann“, erklärt Firkert. Und da drängen auch die Vereine mit ihrem Training in die Hallen sowie die Leute, die beim öffentlichen Schwimmen einfach so ihre Bahnen ziehen wollen. Kühl nennt die Spanne zwischen 16 und 19 Uhr die „Filetzeiten“.

Vergeben werden die Bahnen immer für ein Schuljahr. Der Bedarf kann im Frühjahr bei der Bäder GmbH angemeldet werden, wobei zwei Drittel von vornherein für das öffentliche Schwimmen, den Unterricht der Schulen und die Anfängerkurse, die die Bäder GmbH selbst anbietet, reserviert sind. Um das restliche Drittel streiten sich dann Vereine, private Anbieter und auch Physiotherapien. „Die Nachfrage übersteigt die zur Verfügung stehende Wasserfläche“, bestätigt Kühl. „Erschwerend kommt hinzu, dass in der jüngsten Vergangenheit mehrere Therapiebecken in Dresden geschlossen wurden, deren Nutzer jetzt zu uns wollen.“

Den Stress, eine Bahn zu ergattern, kennen auch Firkert und ihr Freund. Sie wollen ihre Kurse in der Halle in Bühlau anbieten – aber nicht ausschließlich für Kinder und Anfänger. „Wir geben im Bereich Personal Coaching auch Einzelunterricht etwa für Triathleten, die in der ersten Disziplin schneller werden wollen. Oder für Kaderathleten, die Schwimmen als Ausgleichssport nutzen“, erläutert die ehemalige Rückenschwimmerin des Dresdner SC.

Erfahrungen sammeln konnte sie bereits anderthalb Jahre bei Jens Kruppa. Der ehemalige Brustspezialist, der bei den Olympischen Spielen 2000 und 2004 mit der Lagen-Staffel Bronze und Silber gewonnen hatte, gründete 2020 eine Agentur und bietet Schwimmkurse an.