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Abgebrochener Verkehrsversuch am Blauen Wunder: Ein Zeichen der Schwäche

Statt nach über zwei Monaten wird der Verkehrsversuch am Blauen Wunder in Dresden nach nur knapp zwei Wochen abgebrochen. Das ist ein irrationales Zeichen der Schwäche. Ein Kommentar.

Von Dirk Hein
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Dresden bricht den Verkehrsversuch am Blauen Wunder vorzeitig ab. Das war falsch, findet Sächsische.de-Reporter Dirk Hein.
Dresden bricht den Verkehrsversuch am Blauen Wunder vorzeitig ab. Das war falsch, findet Sächsische.de-Reporter Dirk Hein. © dpa/Robert Michael

Dresden. Dass der Verkehrsversuch am Blauen Wunder scheitern kann, war von Anfang an klar. Alle Simulationen der Stadt haben für den Wegfall einer Fahrspur am Schillerplatz lange Staus vorhergesagt. Doch die Verkehrsprognosen sind keine Künstliche Intelligenz. Sie können nicht berechnen, ob und wie die Dresdner ihre Wege neu organisieren, eventuell Fahrten entfallen lassen, aufs Rad umsteigen, früher oder später eine Fahrt starten oder eben im Stau warten.

All das sollte im Rahmen eines mehr als zweimonatigen Verkehrsversuches beobachtet und im Anschluss daran entschieden werden. Und ja: Der Start des Tests am Montag war ein chaotischer. Die Stimmung am Blauen Wunder war gereizt, die Staus erschienen extrem lang. Es dauerte keinen Tag, da forderten die ersten Parteien und Lobby-Gruppen den sofortigen Abbruch des Verkehrsversuches.

Klare Vorgaben statt hektischer Streitereien

Doch exakt um solche emotionalen Debatten auch aushalten zu können, hatte sich die Stadt zumindest intern auf klare Regeln für den Verkehrsversuch geeinigt. Grob vereinfacht gesagt, sollten die Busse der DVB in einem eng umgrenzten Zeitfenster am Morgen - denn nur da gibt es echte Staus am Blauen Wunder - weniger als zwölf Minuten an Verlustzeiten zusätzlich aufgebrummt bekommen. Zudem sollte in der Tendenz über die Wochen eine Besserung zu erkennen sein.

Abgesehen von der Lage am Montag haben die Busse der DVB keine zwölf Minuten zusätzlich im Stau gestanden. Dass die Verwaltung den Versuch dennoch hektisch und in einer Phase abbricht, in welcher der Ausgang überhaupt nicht absehbar ist, erscheint als klares Signal der Schwäche.

Wenn die eigenen Vorgaben an einen Versuch plötzlich nicht mehr gelten, sondern Verkehrspolitik aus dem Bauch heraus gemacht wird, gewinnen die, die am lautesten schreien. Doch das Markieren von Radwegen sollte eben nicht nach dem Prinzip ausgehandelt werden: Wer am lautesten aufschreit, bekommt recht. Dies ist ein fatales Signal an ganz viele Projekte, auch in ganz andern Bereichen.

Kritik am Test richtig und erlaubt

Eine letzte Anmerkung: Aus meiner Sicht war der Verkehrsversuch am Blauen Wunder bislang kein gelungener Versuch. Für mich wäre es an so einer Engstelle durchaus akzeptabel, das Rad über die Brücke zu schieben oder mich in den Verkehr auf dem Blauen Wunder einzureihen. Es muss nicht immer ein neuer Radweg sein, wenn dieser nur aufgrund langer Wartezeit für den Autoverkehr und den ÖPNV zu erzwingen ist. Und zwölf Minuten zusätzlich im Stau zu stehen, wären tatsächlich eine lange Wartezeit. Aber auf all das hätte man sich am Ende des Verkehrsversuchs einigen können, gern per demokratischem Stadtratsbeschluss. Den Test vorzeitig abzubrechen, war jedoch die falsche Entscheidung.