Dresden macht Tempo beim Fernbus-Terminal

Dresden. Der Zeitplan ist sportlich, aber nicht unrealistisch: Noch im Sommer sollen die Arbeiten am neuen Fernbusbahnhof am Wiener Platz starten. Der Bauausschuss hat in der vergangenen Woche den dazu nötigen Bebauungsplan auf den Weg gebracht. Doch benötigt Dresden überhaupt noch einen zentralen Fernbus-Halt? Wie viele Busse fahren täglich ab? Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten zum Projekt.
Was genau soll am Wiener Platz gebaut werden?
Begrenzt wird das Baufeld durch den Wiener Platz, das neue Simmel-Quartier, den Eisenbahndamm und die Rampe zur Budapester Straße. Dort will die S&G Development GmbH aus Leipzig einen langgestreckten Riegel errichten, der aus einzelnen, unterschiedlich hohen Gebäudeteilen besteht. Der höchste Punkt ist zum Wiener Platz hin geplant. 43 Meter hoch soll er werden – ein Hochhaus.
Herzstück des Riegels wird das neue Fernbusterminal mit zehn Bussteigen im Erdgeschoss. Zum Terminal wird ein Servicebereich mit Gepäckaufbewahrung, Fahrkartenautomat, geschütztem Wartebereich, öffentlichen Toiletten sowie Imbiss- und Einkaufsmöglichkeiten gehören.
Das zehngeschossige Hochhaus wird unterirdisch ein Fahrradparkhaus beherbergen. Dort ist Platz für rund 800 Räder vorgesehen. Die Tiefgarage wird neben kostenlosen, einfachen Abstellmöglichkeiten auch abschließbare kostenpflichtige Fahrradboxen für hochwertige Fahrräder, Ladestationen für E-Bikes sowie eine Fahrradwerkstatt beinhalten. Neben dem Service- und Reparaturangebot soll hierdurch auch die Aufsicht und Sicherheit innerhalb des Fahrradparkhauses gewährleistet werden, so die Stadt.
Im restlichen Gebäude werden Büros, Konferenzräume, Pop-up-Geschäfte, Gastronomie, Fitness- und Wellnessbereiche entstehen. Auch eine Aussichtsplattform, auf der man die ein- und ausfahrenden Züge im Hauptbahnhof beobachten kann, will der Investor einrichten.
Wird überhaupt noch ein Fernbus-Terminal benötigt?
Die Überlegungen, ein Busterminal im Dresdner Zentrum zu errichten, sind mehrere Jahrzehnte alt. An Brisanz hat das Thema wieder gewonnen, als der Fernbuslinienverkehr 2012 liberalisiert wurde und private Unternehmen auf den Markt drängten. Auf der anderen Seite des Hauptbahnhofs, an der Bayrischen Straße, stellten sich kaum noch haltbare Zustände ein. Viel zu viele Busse und hunderte Fahrgäste führten zu chaotischen und mitunter gefährlichen Situationen auf der ohnehin viel befahrenen Straße.
Trotz der Corona-Krise und eingeschränkter Reisemöglichkeiten fahren im Schnitt immer noch täglich 180 Busse ein und aus – „trotz völlig unzureichender Infrastruktur“, so die Stadt. Auch internationale Ziele wie Straßburg, Breslau, Amsterdam, Paris, Budapest und Prag sind heute direkt ab Dresden mit dem Bus erreichbar. Die Stadt erwartet in den nächsten Jahren einen stärker werdenden nationalen und internationalen Fernbuslinienverkehr.
Wie kommen die Busse ins Terminal und wieder heraus?
Die Busse werden über die Brückenrampe der Budapester Straße ins Terminal hineinfahren. Die Ausfahrt erfolgt dann über den Wiener Platz zur Ammonstraße. Weil die Busse dabei über die Straßenbahngleise fahren müssen, ist dort eine Ampelanlage vorgesehen. Diese Durchfahrt wird allerdings den Bussen vorbehalten bleiben. Autos haben hier nichts zu suchen.
Gibt es schon Fassaden-Pläne?
Ja. Tatsächlich wird sich das Äußere des Riegels von der übrigen Bebauung am Wiener Platz stark unterscheiden, denn mindestens 20 Prozent der aus Glas dominierten Fassade werden begrünt. So sollen sowohl Pflanzen über Rankhilfen nach oben klettern als auch aus Trögen nach unten hängen. Die Dachfläche wird ebenfalls begrünt. Der Entwurf stammt vom Dresdner Architekturbüro Knerer und Lang.
Wie geht es jetzt weiter?
Der Bauausschuss wird vermutlich noch im Winter die Aufstellung des Bebauungsplanes beschließen. Im Anschluss können Behörden und sonstige Träger öffentlicher Belange Einwände gegen das Projekt vorbringen. Diese werden von der Stadtverwaltung abgewogen, gegebenenfalls wird der Entwurf überarbeitet. Anschließend beschließt der Bauausschuss den Plan endgültig. Ab diesem Zeitpunkt kann der Investor, dem das Grundstück bereits gehört, einen Bauantrag einreichen.
Welche Überraschungen hält der Boden bereit?
Laut Stadtverwaltung handelt es sich um ein aufgeschüttetes, bewachsenes Gelände. Aufgeschüttet mit Weltkriegstrümmern. Darüber hinaus könnte die Fläche mit umweltgefährdeten Stoffen belastet sein. Eine lokal eng begrenzte Bodenkontamination könne zumindest nicht ausgeschlossen werden. Bei Aushubarbeiten sei daher eine baubegleitende Kontrolle durch ein erfahrenes Ingenieurbüro notwendig. Generell sehe die Stadt jedoch keinen unlösbaren Konflikt zwischen dem Vorhaben und einer möglichen Bodenbelastung.
Außerdem kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg im Boden befinden. „Vor Beginn von Bodenarbeiten ist daher voraussichtlich eine Kampfmittelortung und -beseitigung erforderlich.“