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Kontrollmarathon in Dresden: Immer wieder haben Autofahrer das Handy am Ohr

Mit der Kontrollaktion "Respekt durch Rücksicht" will die Dresdner Polizei das Miteinander und die Sicherheit im Straßenverkehr verbessern. Wen die Beamten am Donnerstag am Terrassenufer anhielten - und warum.

Von Dirk Hein
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Eine Polizistin lotst am Terrassenufer Autofahrer in die Kontrollstelle in einer Seitenstraße.
Eine Polizistin lotst am Terrassenufer Autofahrer in die Kontrollstelle in einer Seitenstraße. ©  Rene Meinig

Dresden. "Halt - Polizei", gleich die erste Kontrolle am Donnerstagmorgen ist aus Sicht der Polizei ein Volltreffer - und eine harte Nuss. Eine junge Frau im nagelneuen Mercedes-Transporter wird am Terrassenufer angehalten, laut Polizei mit dem Handy am Ohr und ohne Gurt. Doch die Kontrolle verläuft anders als gedacht.

Ein Handy habe sie gar nicht im Auto, behauptet die Frau. Und nein, nachschauen dürfe der Beamte nicht. Etwa fünf Prozent aller Kontrollen laufen laut dem Beamten vor Ort so ab. Meist reiche der Hinweis, dass es nun länger dauern könne. Denn: Ein Richter muss eingeschalten werden, dieser muss die Durchsuchung des Autos genehmigen, das dauert etwa eine Stunde. Bei den Autofahrern warten dagegen Termine, das (nicht vorhandene) Handy darf nicht gezückt werden, um Absprachen zu treffen - meist knicken die Beschuldigten ein.

Warten auf den Richter

Die junge Frau wartet dennoch, etwa eine Stunde später muss sie auf gerichtliche Anordnung hin ihr Auto öffnen, das Handy liegt im Fußbereich des Beifahrersitzes. Auch dafür hat sie eine Erklärung: Das Telefon sei nicht ihres, und sie habe einen guten Anwalt, antwortet sie laut Polizei. Die Frau darf weiterfahren, ein Verfahren wird aber folgen.

Der Platz am Hasenberg wird an diesem Donnerstagvormittag dringend für weitere Autos gebraucht. Teilweise alle fünf Minuten werden welche vom Terrassenufer in die Seitenstraße gelotst, fast immer geht es um das nicht erlaubte Handy in der Hand des Fahrers.

Ursprünglich ist das nicht der Hauptanlass der Kontrolle am Terrassenufer gewesen. "Der Radfahrschutzstreifen vor Ort ist noch relativ neu, deswegen liegt unser Hauptaugenmerk auf dem Abstand, mit dem Autofahrer Radfahrer überholen", sagt Polizeikommissarin Franzi Winter. Anderthalb Meter müssen dabei zwingend eingehalten werden. Am Terrassenufer funktioniert das beispielsweise nicht, wenn ein Radfahrer bei Gegenverkehr überholt wird.

"Wer am Handy spielt, beachtet Radfahrer noch weniger"

Bei kaltem Wetter und Nieselregen fehlen an diesem Donnerstagmorgen die Radfahrer auf der Straße. Die wenigen, die doch unterwegs sind, werden bis auf eine Ausnahme mit ausreichend Abstand überholt. Stattdessen tappt ein Autofahrer nach dem anderen mit dem Handy am Ohr in die Videofalle der Beamten. Die Folge ist stets eine Geldbuße von 100 Euro und einen Punkt in Flensburg. "Bis 55 Euro haben wir einen Ermessensspielraum, den wir gerade bei Radfahrern auch teilweise einsetzen", sagt Franzi Winter. Bei Handyverstößen gibt es diesen Spielraum nicht. "Wer am Handy spielt, beachtet Radfahrer noch weniger", so die Kommissarin.

Zweieinhalb Stunden wird am Terrassenufer kontrolliert. Das Ergebnis: 48 Autofahrer und elf Radfahrer werden angehalten. Dabei stellen die Polizisten 20 Handyverstöße bei Autofahrern fest. In sieben Fällen nutzen Radfahrer verbotenerweise den Gehweg. Zudem werden bei drei Autos technische Mängel festgestellt. Ein Radfahrer beachtet die Vorfahrt nicht. Außerdem hält sich ein Busfahrer nicht an den vorgeschriebenen Seitenabstand beim Überholen eines Radfahrers.

Die Kontrollaktion im Rahmen der Kampagne "Respekt durch Rücksicht" läuft seit 19. April. Allein an diesem ersten Kontrolltag sind 318 Verkehrsteilnehmer kontrolliert worden, darunter 188 Radfahrer. Dabei wurde in 117 Fällen verbotenerweise der Gehweg genutzt. In 75 Fällen, davon 30 Mal Radfahrer, wurden Rotlichtverstöße geahndet. 31 Mal waren Radfahrer entgegen der Fahrtrichtung unterwegs.

Wo weitere Kontrollen folgen

Weitere Kontrollen sind am Freitag unter anderem auf der Winterbergstraße und dem Blauen Wunder geplant. Ein Schwerpunkt ist erneut der Seitenabstand beim Überholen von Radfahrern. Am Samstag sind die Beamten auf dem Elberadweg unterwegs. Das Thema dort: gegenseitige Rücksichtnahme. Am folgenden Montag steht die Radroute Ost im Mittelpunkt. Neben Kontrollen wird erklärt, welche Regeln auf einer Fahrradstraße gelten. Am Donnerstag werden Radfahrer aufgehalten, die an den Dresdner Brücken auf der falschen Seite unterwegs sind.