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Barzahlung in Bus und Bahn in Dresden wird abgeschafft

Die DVB bauen neue Automaten ein. Dabei wird das Fahrscheinangebot reduziert und für das Bezahlen eine Neuerung eingeführt.

Von Christoph Springer
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Ticket wählen und mit Karte zahlen - das ist die neue Technik in den Bussen und Bahnen der DVB.
Ticket wählen und mit Karte zahlen - das ist die neue Technik in den Bussen und Bahnen der DVB. © Archiv/Sven Ellger

Dresden. Von 50 Kilogramm auf nur noch elf mit einem Klick: Die Alten haben ausgedient, die Neuen sind leichter und sollen künftig nicht mehr "Blechtrottel" heißen. Die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) haben einen Generationenwechsel angeschoben. Sie tauschen alle Fahrscheinautomaten in den Straßenbahnen aus, künftig bekommen auch die Busse solche Ticketgeräte. Insgesamt werden es am Ende rund 500 sein.

Automaten sind fast 20 Jahre alt

Lange Tastenreihen und Bargeld - das waren die Markenzeichen der alten, rund 50 Kilogramm schweren Ticketautomaten in den Straßenbahnen. In den Bussen gab es die Geräte nicht - sie waren dafür zu groß und zu schwer. In den 90ern waren sie "das Maß der Dinge", sagt DVB-Marketingchef Martin Gawalek. Zuletzt wurde es aber immer schwieriger, sie in Gang zu halten. Oft gab es Störungen, Ersatzteile waren nur noch schwer zu haben. Wegen ihrer überholten Technik hatten sie den Spitznamen "Blechtrottel", wie zuvor schon die alten stationären Ticketautomaten an den Haltestellen.

Neue Geräte sind leichter

Vier Straßenbahnen fahren seit diesem Mittwoch bereits mit den neuen Automaten durch die Stadt. Die Geräte wiegen jetzt nur noch elf Kilo und haben so umfangreiche Rütteltests durchgestanden, dass sie auch in den Bussen montiert werden können. Sie befinden sich in den Straßenbahnen an den bekannten Plätzen, in den Bussen sollen sie an einer Stange nahe der Fahrertür montiert werden. Die Montage ist so einfach, dass ein defekter Automat während eines Haltestellenstopps ausgetauscht werden kann. Dazu muss ein Schloss aufgeschlossen werden, dann wird der Automat von der Halterung genommen. Damit löst sich auch die Steckverbindung, über die die Geräte mit Strom versorgt werden und die nötigen Daten bekommen.

Vier Fahrscheinarten und sechs Sprachen

Die Fahrscheine werden bei den neuen Geräten auf einem Bildschirm angezeigt. Die Verkehrsbetriebe haben das Angebot auf die am häufigsten in DVB-Fahrzeugen gekauften Tickets reduziert: Einzelfahrten, ermäßigte Einzelfahrten, Tageskarten und Familientageskarten. Wer einen anderen Fahrschein braucht, muss ihn zuvor an einem stationären Gerät oder in einer Servicestelle der DVB wie dem Kundenzentrum am Postplatz kaufen.

Das Angebot sei als "Notlösung für Kurzentschlossene gedacht", so die DVB. Gawalek sagt, es sei ein Service "für diejenigen, die schnell noch mitfahren wollen oder wenn es keine stationären Automaten an der Haltestelle gibt". Sie eigenen sich also besonders für "Seltenfahrer" und Touristen. Mehr als 80 Prozent aller DVB-Fahrgäste seien heute mit einer Dauerkarte - also zum Beispiel einer Monatskarte oder einem Jobticket unterwegs. Zu diesen Dauerkarten gehört neuerdings auch das Bildungsticket, bei dem die DVB noch mit einer Steigerung der Nutzerzahlen rechnen.

Nach der kontaktlosen Bezahlung, zum Beispiel mittels EC-Karte, kommt das Ticket aus dem Ausgabeschacht.
Nach der kontaktlosen Bezahlung, zum Beispiel mittels EC-Karte, kommt das Ticket aus dem Ausgabeschacht. © Sven Ellger

Bargeldzahlung ist nicht mehr möglich

Schon beim ersten Blick fällt an den neuen Automaten auf, dass sie kein Bargeld annehmen. Es fehlt der Schlitz, durch den das Geld in das Gerät geschoben werden kann. Fahrkarten werden künftig ausschließlich mit der EC-Karte, der Kreditkarte (bisher VISA- und Mastercard, später auch American Express), per Apple Pay oder Google Pay bezahlt. Das bargeldlose Zahlen habe sich durchgesetzt, hat laut Gawalek eine Abfrage bei Banken und Sparkassen ergeben, "Corona hat dem noch einen Schub gegeben". Der DVB-Marketingchef geht davon aus, "dass die Kunden das akzeptieren werden".

Nachdem ermäßigte Dauerfahrkarten zugunsten des Bildungstickets abgeschafft wurden, könnten nun Kinder vor den neuen Automaten stehen und beim Ticketkauf scheitern, weil kein Bargeld mehr angenommen wird und sie keine Geldkarte haben. "Wir warten ab, wie oft das passieren wird", sagt Gawalek. Bei einer Kontrolle sollen sie sagen, dass sie keine Chance hatten, eine Fahrkarte zu kaufen, später werde das Kundenzentrum dann kulant reagieren. "Wir haben die Bezahlung per Bargeld abgeschafft, denn so ist es einfacher, die Störanfälligkeit ist geringer", begründet Gawalek die Entscheidung zugunsten der Kartenzahlung.

Damit sparen die DVB auch Geld, denn sie müssen kein Unternehmen mehr damit beauftragen, die Automaten damit zu bestücken, zu leeren und die Münzen zu transportieren.

Die neuen Automaten wiegen elf Kilogramm - fast 40 weniger als die alten. Auf Bargeldzahlung sind sie nicht mehr eingerichtet.
Die neuen Automaten wiegen elf Kilogramm - fast 40 weniger als die alten. Auf Bargeldzahlung sind sie nicht mehr eingerichtet. © Sven Ellger

Sieben Bahnen in einer Nacht

Bis zum Jahresende sollen alle Straßenbahnen mit den neuen Automaten ausgestattet werden, ab Ende Oktober sieben pro Nacht, kündigt Gawalek an. Dann folgen bis zum Sommer 2022 die Busse. Die Automaten sind gewappnet gegen das dauerhafte Rütteln, auch in den Bussen, versichert Jörg Metzger von der Firma ICA Traffic aus Dortmund, die die Geräte hergestellt hat. 2,7 Millionen Euro kostet die DVB die Umrüstung auf die neuen Automaten, rund 5,5 Millionen Euro pro Jahr haben die "Blechtrottel" in den Straßenbahnen bisher "eingespielt".

Die neuen Geräte "denken mit", sagt Gawalek. Das heißt, wenn ein Bus oder eine Bahn eine Tarifzonengrenze überquert, dann schaltet das Gerät automatisch um und bietet die entsprechenden Tickets an. Außerdem senden die neuen Fahrscheinautomaten ständig Diagnosedaten, sodass die DVB sofort erfahren, wenn einer davon streikt. Geplant ist, dass auch künftig 13 reine Bushaltestellen Ticketautomaten bekommen. Dabei handelt es sich um die großen, stationären Geräte. Sie sollen dort aufgestellt werden, wo zuvor in Bussen besonders viele Fahrscheine verkauft wurden oder Kundenwünsche einen entsprechenden Bedarf ergeben haben.