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Für 10 Millionen Euro: Der Dresdner Bahnhof Mitte soll komplett umgebaut werden

Seit 2016 gibt es in Dresden Pläne, den Bahnhof Mitte zum Einkaufsbahnhof umzubauen. Warum das bisher gescheitert ist und was jetzt passieren soll.

Von Dirk Hein
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Für zehn Millionen Euro soll der Bahnhof Mitte saniert werden, deutlich mehr Geschäfte sollen entstehen.
Für zehn Millionen Euro soll der Bahnhof Mitte saniert werden, deutlich mehr Geschäfte sollen entstehen. © Sven Ellger

Dresden. Oben Hui - unten pfui: Während die Gleisanlagen im Bahnhof Mitte umfassend saniert sind, sieht der Bahnhof selber trostlos aus. Ein Imbiss und ein Blumenstand halten sich eisern. Im Umfeld dominieren jedoch dunkle Gänge und Baustellenabsperrungen. Es fehlt an einer Toilette und an Fahrradbügeln. Pläne dies zu ändern, wurden immer wieder verschoben. Jetzt übernimmt das Rathaus die Initiative.

Warum der Bahnhof Mitte dringend erneuert werden muss

Der Bahnhof Mitte ist einer der wichtigsten Verknüpfungspunkte des öffentlichen Verkehrs in der Landeshauptstadt. Elf Eisenbahnlinien, vier Straßenbahnlinien und eine Buslinie halten. Auch das Umfeld hat sich entwickelt. In der angrenzenden Friedrichstadt wird immer weiter gebaut, neue Wohngebiete entstehen im direkten Umfeld. Allein im angrenzenden Quartier "Schützengarten" entstehen momentan 500 neue Wohnungen.

Am Bahnhof Mitte sollen auch neue Fahrradstellplätze entstehen.
Am Bahnhof Mitte sollen auch neue Fahrradstellplätze entstehen. © Sven Ellger
Aktuell sieht es am Bahnhof Mitte trostlos aus. Laut der Stadt ist das kein akzeptables Eingangstor in die Stadt.
Aktuell sieht es am Bahnhof Mitte trostlos aus. Laut der Stadt ist das kein akzeptables Eingangstor in die Stadt. © Sven Ellger

Der Bahnhof hinkt da hinterher: "Die Gestaltung und Nutzung des Bahnhofs Mitte wird seiner verkehrlichen und städtebaulichen Bedeutung in keiner Weise gerecht", urteilt Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne). Vor Ort zeigt sich das deutlich. Die Bahn als Betreiber hat zwar das Taubenproblem mittlerweile in den Griff bekommen. Der Preis dafür ist aber deutlich sichtbar: Metallgitter umspannen die Sandsteinmauern im Eingangsbereich. Über die kompletten Gänge spannen sich unterhalb der Decken sichtbare Netze. Dahinter versteckt hängt an Gipskartonwänden der Werbeslogan "Willkommen in Dresden".

Was ist konkret geplant?

Die Bahn selber hält sich bedeckt. Eine Sprecherin teilt lediglich mit: "Die Modernisierung des Empfangsgebäudes Dresden Mitte hat eine große Bedeutung. Die Deutsche Bahn befindet sich aktuell weiterhin in intensiven Verhandlungen mit dem Bund, um die finanziellen Voraussetzungen für den Umbau des Bahnhofes Dresden Mitte zu schaffen." Erst danach könnten weitere Details zum Bauablauf bekannt gegeben werden.

Das Rathaus ist da auskunftsfreudiger. Die Bahn habe ein Konzept für die denkmalschutzgerechte Revitalisierung der historischen Bahnbögen, die Schaffung von Vermarktungsflächen, insbesondere Verkaufsflächen und Fastfood-Restaurant und die Sanierung des Zugangsbauwerkes zu den Bahnsteigen erstellt. Für das Gesamtprojekt stünden insgesamt zehn Millionen Euro bereit.

Im Januar 2021 teilte die Bahn mit, sachsenweit insgesamt sechs Bahnhöfe modernisieren zu wollen. In diesem Zusammenhang wurde auch der Bahnhof Mitte genannt, der demnach bis 2026 umfassend erneuert werden soll.

Warum kommt es immer wieder zu Verzögerungen?

Pläne für die Revitalisierung des wichtigen Dresdner Bahnhofes gibt es seit 2016. Auf rund 1.500 Quadratmetern sollten fünf bis sechs Läden entstehen. Die Bahn wollte das Projekt auf der Immobilienmesse Expo Real präsentieren, laut einem Sprecher befände es sich "auf der Prioritätenliste unseres Unternehmens ganz oben". Seit 2020 liegt ein genehmigter Bauantrag für den Umbau vor.

Passiert ist dennoch nichts, obwohl es der Bahn laut Stadt gelungen ist, Gelder aus den Mitteln des neu aufgelegten Bundesprogramms "1.000 Bahnhöfe" zu sichern. Die Bahn selbst äußert sich zu Gründen für die Verzögerung nicht.

Das Rathaus teilt mit: "Die Wirtschaftlichkeit dieser Investition ist unter den momentanen Rahmenbedingungen aus Sicht der Deutschen Bahn nicht gegeben. Gleichwohl verfolgt das Unternehmen das Projekt, wenn die Landeshauptstadt Dresden dieses unterstützt."

Warum will sich Dresden mit 350.000 Euro engagieren?

Die geplanten 350.000 Euro sollen nun den Startschuss für das Umbauprojekt beschleunigen. Dresden will mit dem Geld konkret zwei Vorhaben unterstützen: Zum einen sollen neue Radabstellmöglichkeiten geschaffen werden. Laut Baugenehmigung sind 48 neue Radabstellplätze geplant, die auf dem Streifen zwischen Bahnanlage und Vorplatz zur Weißeritzstraße entstehen sollen. Zusätzlich sollen etwa 30 Radbügel mit etwa 60 Abstellplätzen in zwei zu öffnenden Bahnbögen gesetzt werden. Dafür sind die zwei Bahnbögen an der Könneritzstraße unmittelbar südlich der Jahnstraße vorgesehen.

Bisher war lediglich ein barrierefreies WC innerhalb der Umbaufläche geplant. Neue Planungen sehen drei zusätzliche WCs vor. Zudem ist eine verlängerte Öffnungszeit angedacht, sodass die WCs von 6 Uhr bis 22 Uhr und Freitag und Samstag bis 23 Uhr genutzt werden können.

Dresden will sich an diesen Zusatzkosten mit 100.000 Euro für die Radabstellanlagen und 250.000 Euro für die Erweiterung der WC-Anlage beteiligen. An den Kosten will sich unter anderem der Stadtbezirksrat Altstadt mit 35.000 Euro beteiligen. Das letzte Wort dazu hat der Stadtrat. Eine Entscheidung darüber soll im Dezember im Bauausschuss fallen.