SZ + Dresden
Merken

Verkehr in Dresden: Hier werden Autos gebremst

Neue Fahrzeuge und besser ausgebaute Strecken - so wird der Nahverkehr schneller. Doch Stadt und DVB haben weitere Pläne.

Von Christoph Springer
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Stadt und DVB denken darüber nach, das gesamte Gleisbett auf der Marienbrücke bis zur Haltestelle Kongresszentrum für Autos zu sperren. So könnten dort die Bahnen weiter gewinnen.
Stadt und DVB denken darüber nach, das gesamte Gleisbett auf der Marienbrücke bis zur Haltestelle Kongresszentrum für Autos zu sperren. So könnten dort die Bahnen weiter gewinnen. © Sven Ellger
  • Wo die Verkehrsbetriebe in diesem Jahr bauen
  • Welche Fahrzeuge die DVB in diesem Jahr anschaffen
  • Welche Strecken künftig zu Autofahrer-Nadelöhren werden

Dresden. Die Zahl der weiß markierten Auto-Sperrflächen in Dresden wird wachsen. Weitere Straßenstücke sollen so markiert werden, wie es zum Beispiel auf einem Teil der Marienbrücke der Fall ist. Das Ziel: Straßenbahnen und Busse sollen schneller werden. Die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) können dadurch Geld sparen und rechnen mit mehr Fahrgästen. Doch die Farbmarkierungen machen längst nicht den Hauptteil der DVB-Maßnahmen in diesem Jahr aus. Millioneninvestitionen in Baustellen und den Fuhrpark des Unternehmens sind die entscheidenden Projekte für 2022.

Zwei Großbaustellen und viele Reparaturarbeiten

Nachdem im vergangenen Jahr unter anderem Teile der Steinbacher Straße, der Bautzner Straße und kürzlich nach fünf Jahren Sperrung auch die Augustusbrücke wieder für die Bahnen freigegeben werden konnten, sind Gleisbaustellen derzeit gerade in der Leipziger Vorstadt und in Kleinzschachwitz die größten Projekte der Verkehrsbetriebe. In der Leipziger Vorstadt wird weiter auf der Großenhainer Straße gebaut, ab Juli folgt der letzte Abschnitt mit den Eisenbahnbrücken am Bahnhof Neustadt.

In Kleinzschachwitz werden ein Abschnitt der Berthold-Haupt-Straße und die Endstation erneuert. 10,5 Millionen Euro kosten die Arbeiten, selbst Hochwasserschäden sind dort noch zu beseitigen. Die Anwohner müssen gute Nerven haben, denn die Bauarbeiten dauern voraussichtlich bis kurz vor Jahresende. Sie sollen im November abgeschlossen sein.

Parallel zu den Großbaustellen sollen mehrere kleinere Bauvorhaben helfen, Busse und Bahnen schneller zu machen. Gleisreparaturen gehören dazu auf der Schweriner Straße, der Jahnstraße und am Bahnhof Mitte sowie auf dem Wiener Platz am Hauptbahnhof. Auf der Carolabrücke können von Ende Februar bis Mitte März keine Bahnen fahren, die Schienen und die Oberleitungen werden repariert.

Außerdem sollen mehrere Bushaltestellen barrierefrei ausgebaut und die Straßenbahnhaltestelle an der Stauffenbergallee vergrößert werden. Der Grund für die Bauarbeiten an der Stauffenbergallee: Wenn der Unterricht an der neuen 151. Oberschule in unmittelbarer Nachbarschaft beginnt, wird dort mehr Platz für die Schüler gebraucht.

94 neue Busse und 30 neue Straßenbahnen

Etwa 175 Millionen Euro geben die Verkehrsbetriebe für neue Busse und Straßenbahnen aus. Mit 130 Millionen entfällt der Löwenanteil an die neuen, breiteren Stadtbahnen. Bis zum Herbst 2023 sollen 30 Stück geliefert werden. Die erste neue Bahn ist seit Wochen zu Testtouren unterwegs. Sie muss besonders lange ausprobiert werden, weil alle technischen Abnahmen an ihr erfolgen. Danach geht es dann schneller, eine neue Bahn in Betrieb zu nehmen.

32,5 Millionen Euro kosten 74 neue Diesel-Busse, die DVB bis Mitte 2023 in Betrieb nehmen, dazu kommen noch 20 Elektrobusse. Jeder E-Bus kostet die DVB rund eine Million Euro, rechnet man die Kosten für die Ladeinfrastruktur mit, gibt DVB-Vorstand Andreas Hemmersbach zu bedenken. "Wir lösen den Investitionsstau der vergangenen Jahre auf", erklärt er die große Zahl neuer Busse. Das heißt, eigentlich hätten schon früher neue Fahrzeuge kommen müssen, jetzt werden ungewöhnlich viele neue Busse angeschafft.

Weiße Striche für ÖPNV-Vorfahrt

Nicht alles, was der Aufsichtsrat der Verkehrsbetriebe im Dezember beschlossen hat, um Straßenbahnen und Busse schneller zu machen, steht im DVB-Plan für 2022. Damals war unter anderem auch davon die Rede, dass die Linksabbieger auf der Fetscherstraße keine eigenen Spuren mehr haben sollen. Mickten kommt nicht vor, ebenso wenig die Karcherallee. Dafür aber Altcotta, die Tolkewitzer Straße, die Marienbrücke, die Stauffenbergallee und die Fetscherstraße.

Dort sollen Bahnen und Busse künftig durch neue weiße Markierungen schneller werden. Nach Altcotta soll künftig zum Beispiel eine Busspur ab dem Flügelweg führen, so könnte die Linie 80 Fahrzeit einsparen. Auf der Strecke der Linie 60 sollen Parkplätze kassiert und Busspuren auf der Stauffenbergallee und der Fetscherstraße angelegt werden.

Besonders hart könnte es Autofahrer treffen, für die die Tolkewitzer Straße eine Standardstrecke ist. Zwischen der Haltestelle Jüngststraße und dem Schillerplatz sollen künftig mehr Sperrflächen das Autofahren auf den Gleisen verbieten. Das heißt, stadteinwärts werden sie sich vor der ohnehin überlasteten Kreuzung in Blasewitz künftig noch länger als bisher anstellen müssen. Die Linie 6 gewinnt so an Geschwindigkeit.

Schneller soll sie auch auf der Marienbrücke werden. Dort wurde zwar schon mit Farbe auf dem Gleisbett dafür gesorgt, dass sie über etwas mehr als die Hälfte der Brücke ungestört fahren kann. Nun überlegt die Stadt, diese Sperre von der Brücke bis hinunter zur Haltestelle Kongresszentrum zu verlängern.

Optimismus nach Jahren Planungszeit

So genau haben sich Stadt und Verkehrsbetriebe bisher noch nie festgelegt, doch jetzt wagen sie eine Prognose, die aufhorchen lässt. Für zwei Projekte, die seit Jahren diskutiert werden, nennen sie erstmals Fertigstellungstermine. Bis 2027 soll demnach die Königsbrücker Straße fertig sein - genau das Bauvorhaben, für das es seit 26 Jahren immer wieder neue Pläne und Termine gab. Drei Jahre später, also 2030, soll der Ullersdorfer Platz fertig sein samt der Straßenbahn-Verlängerung parallel zur "Bautzner" bis in Höhe der Rossendorfer Straße. Und die "Kesselsdorfer" soll 2028 fertig sein.

Diese Daten stehen in einer Verkehrsbetriebe-Präsentation unter der Überschrift "Die wichtigsten DVB Baumaßnahmen der kommenden Jahre". Dort steht auch das Stadtbahnprojekt, das aktuell in Arbeit ist, also die Straßenbahn-Verbindung von Löbtau nach Strehlen. Der ursprüngliche Name dieses Projekts weckt Zweifel an den Zeitangaben für alle anderen Baustellen. "Stadtbahn 2020" heißt es offiziell immer noch und die Jahreszahl sollte zeigen, wann die Bahnen fahren. Jetzt steht dazu in der Präsentation als Jahresangabe 2026 - 2030.