Merken

Drewag heizt den Dresdnern ein

Die Kraftwerke arbeiten noch besser. Die Technik wird auf den neusten Stand gebracht.

Von Peter Hilbert
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Das Heizkraftwerk Nossener Brücke produziert die meiste  Fernwärme fürs 585 Kilometer lange Netz.
Das Heizkraftwerk Nossener Brücke produziert die meiste Fernwärme fürs 585 Kilometer lange Netz. © André Wirsig

Die Drewag-Kraftwerke sind bestens vorbereitet, um auch in diesem Winter bei starker Kälte für ausreichend Wärme zu sorgen. Das versichert Axel Pechstein. Als Abteilungsleiter ist der 49-Jährige für die drei großen Dresdner Heizkraftwerke zuständig. Zwar waren sie bei den Minusgraden im November bereits gefragt. Allerdings lag der Höchstwert in diesem Winter am 28. November nur bei einer Leistung von 530 Megawatt (MW). Der diesjährige Spitzenwert wurde am 28. Februar bei minus 13 Grad mit 692 MW erreicht. Vor Probleme stellt das die Kraftwerke jedoch nicht. Schließlich haben sie eine Gesamtkapazität von 812 MW.

Der Hauptversorger ist das Heizkraftwerk an der Nossener Brücke mit seinen drei Gas- und einer Dampfturbine. „Es ist die effizienteste Anlage mit einem Wirkungsgrad von 85 bis 90 Prozent“, erklärt Pechstein. Nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung kann die Energie des Erdgases fast vollständig ausgenutzt werden. Über einen Generator erzeugen die Gasturbinen Strom. Deren 500 Grad heißen Abgase werden im Abhitzekessel dafür eingesetzt, das Wasser für das Fernwärmenetz zu erhitzen. Das Kraftwerk mit seiner Wärmeleistung von 480 MW arbeitet das ganze Jahr über, im Sommer allerdings auf Sparflamme.

Die Drewag ist dort nicht nur für den Winter, sondern auch für die Zukunft gewappnet, erläutert Pechstein. 1995 war das Kraftwerk in Betrieb genommen worden. Zwischen 2010 und 2013 hatten Spezialisten die ersten drei Löbtauer Gasturbinen in den Berliner Siemens-Werken generalüberholt, damit sie jeweils für weitere 100 000 Betriebsstunden im Kraftwerk eingesetzt werden können.

2017 war die Letzte von ihnen dorthin gebracht und bei der Generalüberholung komplett zerlegt, begutachtet und instand gesetzt worden. Seit Ende 2017 liegt die überholte Gasturbine im Kraftwerk als Reservemaschine bereit. „Damit kann das Werk bis Mitte der 2030er-Jahre betrieben werden“, sagt er.

Im Winter wird das 585 Kilometer lange Fernwärmesystem aber noch von anderen Anlagen versorgt. In der kalten Jahreszeit schaltet die Drewag als Nächstes das Heizkraftwerk Nord im Industriegelände zu. Das wird jetzt noch leistungsfähiger. Dieses Jahr hatte die 1995 gebaute Gasturbine ausgedient. Sie ist durch eine moderne Anlage der US-Firma Solar Turbines ersetzt worden. Derzeit ist sie in der Schlussphase der Inbetriebnahme, so Pechstein. Noch in diesem Monat beginnt der Dauerbetrieb. Wie ihr Vorgänger soll diese Turbine auch weit über 20 Jahre zuverlässig funktionieren.

„Steigt der Wärmebedarf im Winter noch weiter, geht das Heizkraftwerk Reick in Betrieb“, nennt Pechstein die dritte Phase. Dort steht eine Dampfturbine und zwei Heizkessel mit einer Leistung von jeweils 116 Megawatt. „Das Kraftwerk wird aber nur in Spitzenzeiten betrieben“, sagt Pechstein. Nur bei starker Kälte liefert es Fernwärme ins zentrale Netz. Das geschieht im Winterhalbjahr an 20 bis 40 Tagen. Die mit Erdgas und Heizöl befeuerten Kessel haben den Vorteil, dass sie oft in Betrieb genommen werden können. Die Temperatur des Materials ist dort nicht so hoch wie bei Gasturbinen. Deshalb gibt es keinen verstärkten Verschleiß. An den Turbinen an der Nossener Brücke oder im Kraftwerk Nord entstehen beim Betrieb hingegen extreme Temperaturen von bis zu 900 Grad. „Da würde bei häufiger Zu- und Abschaltung ein hoher Verschleiß entstehen“, erklärt der Fachmann.

Im Gelände des alten Heizkraftwerks Reick entsteht ein neues Kraftwerk, für das die Drewag rund 95 Millionen Euro investiert. Geplant sind acht Gasmotoren mit einer Leistung von jeweils zehn Megawatt, die nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung Strom und Wärme erzeugen. „Sie sind sehr flexibel und können häufiger zu- oder abgeschaltet werden“, nennt Pechstein den Vorteil. So wird nicht nur der flexible Betrieb, sondern auch eine schnelle Instandhaltung besser möglich. Der Bau soll im Frühjahr 2019 beginnen und bis 2021 abgeschlossen werden. Allerdings müssen die hochmodernen Anlagen dann noch schrittweise in Betrieb genommen werden. Das soll Mitte 2021 beginnen und bis Ende 2022 dauern.