Von Thomas Flehmer
Klettwitz. Für rauschende Motorsport-Partys ist der Lausitzring bekannt. Doch die Feierlichkeiten zum 20. Geburtstag fallen aus. Die Corona-Krise verhindert, dass an den beiden Wochenenden der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft so richtige Freude aufkommt. Daher gibt es zunächst nur Glückwünsche für die Anlage und ihre Betreiber. „Auch wenn der Anfang etwas holprig war: Heute läuft es rund auf dem Lausitzring, und er spielt eine wichtige Rolle im Zuge der Strukturentwicklung in der Lausitz“, sagt Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke zum Jubiläum der jüngsten Rennstrecke in Deutschland.
Am 20. August 2000 wurde der Eurospeedway Lausitz vor 110.000 Zuschauern feierlich eröffnet. Träume von Formel-1-Rennen erfüllten sich nicht. Dafür wechselten die Betreiber häufiger als gewollt. Mit der Dekra, die seit 2017 das Areal im Ortsteil Klettwitz der Gemeinde Schipkau im Landkreis Oberspreewald-Lausitz betreibt, scheint die Zeit der Wechsel vorbei zu sein. Die Prüforganisation investiert einen zweistelligen Millionenbetrag, um dort laut Woidke das „größte unabhängige Zentrum für automatisiertes und vernetztes Fahren in Europa“ entstehen zu lassen.
Der SPD-Politiker hofft dabei auf wirtschaftliche Impulse für Brandenburg: „Ein Entwicklungszentrum für die Mobilität der Zukunft, das ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Lausitz zu einer zukunftsfähigen Energie- und Innovationsregion.“
Doch nicht nur automatisiertes Fahren oder diverse Rennen finden auf dem Lausitzring statt. Dazu kommen Fahrer- und Sicherheitstrainings oder Präsentationen der Autobauer, Konzerte, Schlagerpartys oder ein Schlamm-Hindernislauf. „Der Standort Lausitzring steht außerdem in bewährter Tradition als Deutschlands jüngste und modernste Rennstrecke für hochkarätige und publikumswirksame Veranstaltungen rund um erstklassigen Motorsport und Lifestyle“, sagt Woidke.
Dass gerade zum Jubiläum die Pandemie die Party verhindert, wirkt sich finanziell stark aus. Laut einer Studie der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg „Lausitzring – Rennsport- und Freizeitanlage als Wirtschaftsfaktor“ erwirtschaftet der Kurs im Jahr „21 Millionen Euro Bruttoumsatz in der direkten Umgebung der Rennstrecke, was 510 Vollzeit-Arbeitsplätzen entspricht“.
Etwa ein Drittel entfällt auf die DTM. Umso schmerzlicher wiegen in diesem Jahr die finanziellen Ausfälle der zwei Rennwochenenden, die den Jubiläumstag einrahmen. Am Samstag gewann Nico Müller. Am Sonntag beendete Titelverteidiger René Rast die Erfolgsserie des in dieser Saison bisher ungeschlagenen Schweizers. Die Serie bleibt auf der Anlage und bestreitet am nächsten Samstag und Sonntag die nächsten beiden Rennen.
Anstatt Menschenmassen und Motorensound bleibt am Donnerstag nur die Stille. Denn auch die Dekra öffnet keine Champagnerflasche. „Wir planen nichts“, sagt ein Sprecher. „Wir bauen erst mal noch um und wollen uns nicht in den Vordergrund drängen – vor allem, da wir erst seit zwei Jahren die Anlage führen.“ Für sie gibt es am Lausitzring ihm zufolge auch noch nichts zu feiern im Hinblick auf das entstehende Zentrum für automatisiertes Fahren: „Das Areal ist doppelt so groß wie Monaco und musste erst einmal umzäunt werden, um Tiere fernzuhalten.“ (dpa)