SZ + Döbeln
Merken

Durch Deutschland mit dem Rekordmeister

Handballfan Mike Seltmann ist seit 25 Jahren mit dem HC Leipzig verbunden. Mittlerweile nicht nur als Anhänger.

Von Dirk Westphal
 1 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Der Döbelner Mike Seltmann ist nicht nur Fan des HC Leipzig, sondern fährt Teams des Vereins als Hobbybusfahrer auch quer durch Deutschland zu den Auswärtsspielen.
Der Döbelner Mike Seltmann ist nicht nur Fan des HC Leipzig, sondern fährt Teams des Vereins als Hobbybusfahrer auch quer durch Deutschland zu den Auswärtsspielen. © Dirk Westphal

Döbeln. Der Döbelner Mike Seltmann ist Handballfan. Nicht von irgendeiner Mannschaft, sondern seit über 25 Jahren vom Deutschen Rekordmeister der Frauen, HC Leipzig. Mit diesem feierte der 49-Jährige nicht nur die größten Erfolge der Vereinsgeschichte, sondern blieb der Mannschaft nach der Insolvenz 2017 auch in den Niederungen der 3. Liga treu. Als einer von etwa 150 Unentwegten.

Handball hat den Döschützer bereits in seiner Schulzeit in Großweitzschen interessiert. „Eigentlich immer“, sagt er. So begann er über eine Schulsportgemeinschaft als Sechs- oder Siebenjähriger selbst aktiv zu spielen. Etwa 20 Jahre lang. Erst in der Schule, dann bei der SG Großweitzschen bis sich der Verein auflöste.

 Da er damals in Leipzig arbeitete und in Machern wohnte, übernahm Seltmann in Tresenwald zwischenzeitlich eine Nachwuchsmannschaft, ehe es den gelernten Landwirt der Arbeit wegen in die alten Bundesländer verschlug. Bereits zu dieser Zeit wurde er Fan der Leipziger Handballerinnen, die damals unter dem Dach des VfB Leipzig spielten.

Erfolg lockte in die Brüderstraße

„Es war die einzig höherklassige Mannschaft in der ganzen Gegend, die auch erfolgreich spielte“, sagt Seltmann. Ihm gefiel die familiäre Atmosphäre, obwohl die alte Sporthalle Brüderstraße mit 1.000 Zuschauern immer ausverkauft war. Trotz des damaligen Erfolgs hätten die Messestädterinnen immer den Kontakt zu ihren Fans gehalten.

 „Das war phänomenal, der Umgang zwischen Spielerinnen und Anhängern. Praktisch auf Tuchfühlung, wenn man es so nimmt“, sagt Seltmann und fügt an: „Nicht so wie in anderen Mannschaftssportarten, wo im Profibereich die Spieler absolut abgeschottet werden. Die Spielerinnen kamen zu uns und haben sich nach der Begegnung mit uns unterhalten.“

Im Laufe der Jahre besuchte der Döbelner dann nicht nur die Heimspiele, sondern nahm auch an den Auswärtsfahrten teil. Das flaute etwas ab, als er in Bayern arbeitete. Bei „Heimaturlaub“, etwa fünfmal im Jahr, sei er dann aber immer in der Halle gewesen. Nicht zuletzt, weil er den sportlichen Werdegang der Leipzigerinnen über die Medien weiter verfolgte.

Nachdem Mike Seltmann 2006 in seine Heimat zurückkehrte, erwachte auch die Liebe zum Leipziger Frauenhandball neu. Nur etwa zehn Heimspiele seines HCL hat er seither verpasst. Sein schönstes Erlebnis als HCL-Fan hatte er allerdings schon 1998, als die Leipzigerinnen ihren ersten gesamtdeutschen Meistertitel gewannen. 

„Damals sind wir mit fünf Bussen nach Minden gereist, wo die Schale eingefahren wurde“, erinnert sich Seltmann. Nicht nur die Masse der Fans, sondern auch die Stimmung hätten ihn dabei beeindruckt. In den folgenden Jahren eilte die Truppe von Erfolg zu Erfolg.

 Insgesamt wurden sieben Deutsche Meistertitel und acht Pokalsiege gefeiert. Und Mike Seltmann war fast immer dabei. Bis die Messestädterinnen in finanzielle Schieflage gerieten und 2017 nach der Insolvenz in die 3. Liga absteigen mussten.

Dass der Döbelner der Mannschaft dennoch treu blieb, war für Seltmann kein Thema. „Das und nichts anderes! Deshalb bin ich beim HCL geblieben. Bis heute“ sagt er. Mittlerweile aber nicht als nur als Fan. Seit 2018 fährt er die A- und B-Jugend regelmäßig auch zu den Auswärtsspielen der Nachwuchsbundesliga.

Helfen beim Lieblingsverein

Als Hobbybusfahrer, wie auf seiner Arbeitsweste vom HC Leipzig zu lesen ist. „Einer von den anderen Fans hatte mich gefragt, ob ich mal die erste Mannschaft bei einem Doppelspielwochenende fahren würde“, sagt Seltmann und fügt an: „Und mich braucht man da nicht zweimal zu fragen. Ich bin da natürlich dabei.“

Er würde das rein hobbymäßig machen, weil ihm der HCL einfach am Herzen liege. „Die Mädels, der Trainer und ich verstehen uns blendend, wenn wir quer durch Deutschland von Bayern bis Schleswig-Holstein fahren.“

 An einem Tag oft um die 1.000 Kilometer. Umso leichter fällt das, wenn die Mädchen gewonnen haben. „Da ist schon Stimmung in der Bude. Bei Niederlagen geht es aber auch schon mal ruhiger zu“, erzählt Seltmann, der sich freut, wenn sich die Spielerinnen bei ihm für den Fahrdienst bedanken.

Aber nicht nur beim Leipziger Frauenhandball schaut Mike Seltmann zu, sondern oft auch bei den Heimspielen der HSG Neudorf/Döbeln. „Zumindest, wenn die Leipziger Mannschaften nicht spielen. Denn die gehen vor“, sagt er lachend und fügt an: „Mein Herz schlägt Blau/Gelb. Wenn du ein Vierteljahrhundert dabei bist, dann kannst du nicht einfach woanders hin.“ 

Auch nicht zum Fußball, denn mit dem hätte der Angestellte eines Hausmeisterservices nichts am Hut. „Dem kann ich nichts abgewinnen, der interessiert mich nicht. Die großen Spiele schaue ich mir mal an, aber nicht regelmäßig.“

Ob er in dieser Spielserie noch einmal Handball sieht, ist fraglich. Die Saison im Nachwuchsbereich und der 1. und 2. Bundesliga ist abgebrochen worden.

Corona sorgt für Fragezeichen

Lediglich in der Sachsenliga könnte es unter Umständen weitergehen. Dort steht die zweite Mannschaft des HCL auf dem ersten Platz. „Das muss man aber abwarten“, sagt Seltmann, der das Abschneiden der ersten Mannschaft als Aufsteiger in die 2. Bundesliga mit Platz neun als „grandios“ einschätzt. 

„Die Truppe hat gezeigt, dass sie mithalten kann. Und sie hat sogar zwei Spiele gegen Spitzenmannschaften gewonnen“, sagt Seltmann. „Das macht Hoffnung. Ich denke mal, in vier, fünf Jahren ist es soweit, dass man wieder oben angreifen kann.“ Und sollte der HCL dann den Erstligaaufstieg schaffen, wird auch Mike Seltmann mitfeiern. „Solange es den HCL gibt, immer“, bekundet er seine Treue.

Mehr aktuelle Nachrichten aus Döbeln und Mittelsachsen lesen Sie hier.