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Ein Bayer in Sachsen

Gerhard Gröbner hat nach der Wende einen Großbetrieb aufgebaut. Richtig angekommen sind erst seine Töchter.

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© Dietmar Thomas

Von Jens Hoyer

Döbeln. Gerhard Gröbner gehört zu den ganz Großen in der Landwirtschaft der Region. Rund 5000 Hektar bestellt er in Sachsen, etwa die Hälfte davon rund um Döbeln. Vor 25 Jahren war der Bayer aus der Nähe von Regensburg nach Sachsen gekommen, um einen landwirtschaftlichen Betrieb aufzubauen.

Im Sommer 1990 hatte er sich ins Auto gesetzt und war in den Osten gefahren. „Ich bin rumgefahren und habe mich umgeschaut. Zuerst war ich in der Magdeburger Börde, dort muss jeder Bauer zuerst hin“, sagt er. Die Börde gilt als das fruchtbarste Anbaugebiet Deutschlands. Aber die Lommatzscher Pflege ist auch nicht schlecht, erfuhr der Landwirt dort. Nicht ganz so gute Böden, wegen der Hügel schwerer zu bewirtschaften, aber dafür mit mehr Niederschlag.

„Die erste Zeit war es schwierig“

„Ich habe damals zuerst in einem Zimmer im Lehrlingswohnheim in Mannsdorf gewohnt“, erzählt er. Gröbner fragte herum, lernte die richtigen Leute kennen, bekam Tipps und pachtete sich Stück für Stück seine Flächen zusammen. „Man ist zu den Leuten gegangen und hat geklingelt. Die erste Zeit war es schwierig. Später hätte ich noch viel mehr dazupachten können.“ 1000 Hektar hatte Gröbner schließlich zusammen, etwas mehr, als er ursprünglich geplant hatte. „Man braucht ja auch Saatgut, Dünger und die Technik, um das zu bestellen“, erzählt er. Die Flächen hat er zuerst vom Pfarrgut in Knobelsdorf aus bewirtschaftet, wo er eingemietet war.

Im Oktober 1990 legte Gerhard Gröbner mit seinem neuen Betrieb los. Die Flächen sind weit verteilt und zu einem großen Teil bis heute gepachtet, sagte der Landwirt. Er bewirtschaftet Felder um Knobelsdorf und Döbeln, in der Nähe von Schweimnitz und im Raum Hof. 1991 kaufte er einen großen Hof in Zschäschütz von der Treuhand. Er war früher der Sitz der LPG Freier Bauer. „Hier war der Speisesaal“, sagt Gröbner und meint damit den Raum, in dem heute die Büros seines Betriebs eingebaut sind. Mit fünf Mitarbeitern hatte Gröbner vor 25 Jahren angefangen, jetzt sind es 95.

Mittlerweile ist die nächste Generation Landwirte in den Betrieb eingestiegen. Gröbners Töchter Johanna (30) und Marie (27) leben in Bormitz, haben hier Kinder bekommen. Johanna hat Landwirtschaft studiert. Die Frage, ob ihr das beim Bewirtschaften des Betriebes hilft, beantwortet sie mit einem klaren „Nein“. „Aber es gibt geistige Beweglichkeit“, sagt sie. Schwester Marie hat im väterlichen Betrieb den Beruf gelernt und sich später in der Landwirtschaftsschule in Döbeln zum Wirtschafter weitergebildet.

Flächen in der Lausitz und bei Zwickau

Die sinkenden Preise für Agrarprodukte setzen die Landwirte derzeit unter Druck, aber vom Klimawandel ist bisher noch nicht viel angekommen. „Wir haben mit dem Raps einen sehr guten Klimaanzeiger. Seit 40, 50 Jahren säen und ernten wir ihn zum gleichen Zeitpunkt“, so der Landwirt. Ein Grad Unterschied bei der Durchschnittstemperatur bringe eine Verschiebung von zehn Vegetationstagen. Umgestellt hat der Landwirt seine Anbaumethoden trotzdem auf bestimmten Flächen. Grund sind die extremen Niederschläge, die vor allen 2013 immer wieder zu Überflutungen führten. „Wir haben daraus gelernt und 20 Prozent Mais herausgenommen“, sagte Gröbner. Auf gefährdeten Flächen wird sogenannter GPS-Roggen für Biogasanlagen zusammen mit Gras angebaut, erzählte Gröbner. Diese Kultur kann das Wasser besser zurückhalten.

Außer in der Gegend um Döbeln bewirtschaften die Gröbners Flächen in der Lausitz und bei Zwickau. Sie betreiben an drei Standorten Schweineanlagen, unter anderem die Muttersauenanlage in Oberranschütz, und sind an der Rinderanlage in Haßlau beteiligt. Mit der Schweinezucht hat Gerhard Gröbner Erfahrung. „Mein Vater hatte schon in den 70er Jahren einen Betrieb mit 3000 Mastschweinen“, erzählt er. Vor der Schule sei er erst einmal Schweine füttern gegangen. Ansonsten ist der „Stammbetrieb“ bei Regensburg vergleichsweise bescheiden. „Von den Eltern habe ich 40 Hektar übernommen, jetzt sind es 160 Hektar“, so Gröbner. Im Gegensatz zu seinen Töchtern ist er nie richtig in Sachsen angekommen. „Ich wollte ursprünglich herziehen, aber dann kam das Handy.“ Er verbringe jetzt immer mehr Zeit in Bayern. „Ich will mich nach und nach zurückziehen“, sagt der 64-Jährige. Tochter Marie muss lachen, als sie das hört. „Das sagt er immer.“