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Ein Meister des Scherenschnittes

Manfred Richter aus Kamenz bekommt eine erste große Personal-Ausstellung – mit 88 Jahren.

Von Ina Förster
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Zur Eröffnung in der Schlossklinik führte Manfred Richter unter vielen neugierigen Augen den klassischen Schwarz-Weiß-Scherenschnitt vor.
Zur Eröffnung in der Schlossklinik führte Manfred Richter unter vielen neugierigen Augen den klassischen Schwarz-Weiß-Scherenschnitt vor. © Anne Hasselbach

Kamenz/Pulsnitz. Stolze 88 Jahre alt ist Manfred Richter mittlerweile. Seine Hand ist immer noch so ruhig wie früher. Nur manchmal muss er eine Pause machen bei seinen Scherenschnitten. Aber meistens nur, weil ihn die Muse verlässt, wie er so schön sagt. Seine filigranen Kunstwerke sind bekannt in Kamenz. Seit 10. März hängen zahlreiche seiner Werke nun auch in der Schlossklinik in Pulsnitz.

Zur Eröffnung kamen überwältigende 130 Gäste aus nah und fern. Darunter natürlich viele Freunde, Familie, Wegbegleiter und Bekannte. „Es waren bewegende Momente für einen 88-jährigen Kamenzer, der sich selbst verkrachter Künstler nennt, aber alles andere als das ist“, sagt Anne Haselbach, die auch die Laudatio zur Vernissage hielt. „Ein liebenswerter, kreativer und humorvoller Mann mit äußerst geschickten Händen. Überwältigend und emotional war dieser Nachmittag auch für mich. Kamenz hat wirklich eine Koryphäe des klassischen Scherenschnittes“, so die Fotografin und City-Managerin, welche im Vorfeld der Exposition mithalf. Und Manfred Richter auch weiterhin begleiten möchte. „Am 31. März würdigen wir in unserer Stadt sein Schaffen auch zum Sonntagsbrunch in der Stadtwerkstatt Kamenz“, verrät sie schon einmal.

Früher als Dekorateur gearbeitet

Eigentlich wollte Manfred Richter früher Bühnenmaler werden. Doch noch heute ist er froh, dass er es nicht geworden ist, denn damit war ja kein Blumentopf zu gewinnen, meint er. Nie habe er es bereut, als Dekorateur zu arbeiten. Die Kunst fesselte ihn dafür schon als kleines Kind. „Ich habe immer irgendetwas gebastelt, gemalt und tue es noch heute“, sagt der 88-Jährige stolz. In der Familie läge das nicht. Er kennt keinen seiner Vorfahren, die Ähnliches taten. Bis in die neunziger Jahre gab er noch Kurse in den Kulturhäusern in Kamenz und Bischofswerda. Vor allem bei Textilem Gestalten war sein Wissen gefragt. Das setzte er später auch in seiner Häkel-Kunst um. „Nach der Wende gab es ja plötzlich reichlich Material dafür“, sagt er. In der Ausstellung in Pulsnitz zu sehen sind auch viele Ostereier, die einen besonderen Spitzenbesatz haben. In seiner kleinen Werkstatt an der Bautzner Straße 66 hängen heute auch viele Ölbilder. Der Kamenzer Forstfestumzug ist da eindrucksvoll zu sehen oder auch schon mal der Watzmann. Und Hunderte wirklich tolle Scherenschnitte - eingerahmt oder nicht. Es scheint wie Meditation für den gebürtigen Bernbrucher zu sein, wenn er die Schere ansetzt. „Die stammt übrigens aus dem OP und ich lasse sie regelmäßig bei Scherenschleifer Kahle schärfen“, erzählt Richter. So ein Scherenschnitt muss aus einem Guss gefertigt sein, nichts darf angeklebt oder hinzugefügt werden. Und es gibt verschiedene Techniken. Der 88-Jährige sitzt oft stundenlang in seiner kleinen Werkstatt. „Die brauche ich aber. Man glaubt nicht, wie viele Schnipsel da herumfliegen“, schmunzelt er.

Viele kennen den rührigen Dekorateur noch aus DDR-Zeiten. 40 lange Jahre arbeitete er bei der HO, war bis zu deren Ende 1990 der Werbeleiter. Bereits nach seiner Lehre bei Altmeister Adam in Kamenz als Dekorationsmaler, begann er 1949 in der Dekorationsabteilung des HO-Kreisbetriebes als Dekorateur. „Wir haben alles selber gefertigt, es gab ja nicht viel. Aus Pappe, Stoffen, später Styropor. Einfallsreich mussten wir sein – und wir waren es“, schmunzelt er immer noch stolz.

Die Ausstellung in der Schlossklinik Pulsnitz läuft noch bis zum 28. April, geöffnet sonntags, 14-17 Uhr.