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Ein Nagelkreuz für die Busmannkapelle

Als Zeichen der Versöhnung hat Dresden nun ein fünftes Kreuz aus Coventry erhalten. Etwas Entscheidendes ist jetzt anders.

Von Melanie Schröder
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Toleranz, Offenheit und Frieden: Dafür steht das Nagelkreuz aus Coventry. Dresden wurde das fünfte Kreuz verliehen – zur Freude von Christopher Cocksworth und Harald Bretschneider (v.l.).
Toleranz, Offenheit und Frieden: Dafür steht das Nagelkreuz aus Coventry. Dresden wurde das fünfte Kreuz verliehen – zur Freude von Christopher Cocksworth und Harald Bretschneider (v.l.). © - keine Angabe im huGO-Archivsys

Die Frauenkirche und die Kreuzkirche haben eins, die Kirche in Hosterwitz und die Diakonissenanstalt auch – jetzt erhält das fünfte Nagelkreuz einen Platz in Dresden. Die Gedenkstätte Sophienkirche-Busmannkapelle hat das kleine Kreuz mit großem Symbolwert anlässlich des 13. Februar entgegengenommen. Der Bischof der mehr als 1000 Kilometer entfernten Partnerstadt Coventry, Christopher Cocksworth, hat es am Dienstag mit den besten Wünschen überreicht. Doch etwas war anders bei dieser Zeremonie: Zum ersten Mal wurde das Nagelkreuz an einen öffentlichen Gedenkort übergeben – aus gutem Grund. „In Coventry wird überlegt, die Verleihung zu öffnen, um ein jüngeres Publikum und nicht-kirchliche Träger anzusprechen, die einen Beitrag zur Friedensarbeit leisten“, sagt Stiftungsrat Harald Bretschneider. Er selbst war vor wenigen Tagen in der Partnerstadt zu Gast, um bei der Weihe des Kreuzes dabei zu sein. 

Die feierliche Übergabe des Nagelkreuzes in der  Gedenkstätte Sophienkirche-Busmannkapelle.
Die feierliche Übergabe des Nagelkreuzes in der  Gedenkstätte Sophienkirche-Busmannkapelle. © René Meinig

Mit großen Augen erzählt er von der Schönheit der wiederaufgebauten Kathedrale Coventrys, die im Zweiten Weltkrieg bis auf die Grundmauern zerstört wurde. Trotz dieser Verletzungen hat sich die englische Gemeinde, die seit 60 Jahren mit Dresden verbunden ist, nicht der Rache, sondern der Versöhnung verschrieben. Als Friedenssymbol wurde das Nagelkreuz vom ehemaligen Dompropst Richard Howard erdacht. Aus Zimmermannsnägeln, die im zerstörten Dachstuhl der Kathedrale gefunden wurden, ließ er das Mahnmal fertigen. Heute werden die Nagelkreuze dem historischen Vorbild nachempfunden und weltweit verliehen, um Kirchen – und nun auch öffentliche Häuser – unter die Flagge verbindender gesellschaftlicher Werte zu stellen: Toleranz, Offenheit, Frieden.

In der noch im Bau befindlichen Gedenkstätte wird das Nagelkreuz bald seinen Platz finden. Derzeit werden das Sockel- und das Erdgeschoss gebaut. „Wir hoffen, im Herbst zu eröffnen“, so Bretschneider. Die Baukosten betragen rund 3,5 Millionen Euro. Drei Millionen Euro stammen aus staatlichen Fördertöpfen und ehemaligem SED-Vermögen, das aus dem Ausland zurückgeführt wurde. Rund 300 000 Euro hat der Förderverein der Gedenkstätte gespendet. Das Haus soll als Ausstellungs- und Veranstaltungsort genutzt werden.