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Eine Existenz geht in Flammen auf

Die Waldschänke an der Talsperre Klingenberg ist abgebrannt. Wirt Frank Kunath ist fassungslos, will aber kämpfen.

Von Anja Ehrhartsmann
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Gastwirt Frank Kunath begutachtet den Schaden nach dem Brand seiner Waldschänke an der Talsperre Klingenberg.
Gastwirt Frank Kunath begutachtet den Schaden nach dem Brand seiner Waldschänke an der Talsperre Klingenberg. © Foto: Egbert Kamprath

Es schneit immer noch, als die Kameraden der Feuerwehren aus Obercunnersdorf, Colmnitz und Klingenberg am Donnerstagmorgen gegen acht Uhr erneut zur Waldschänke an der Talsperre Klingenberg ausrücken. Brandermittler der Kriminalpolizei, die vor Ort die Brandursache untersuchen wollten, bemerkten Rauch an der Gaststätte und lösten den Alarm aus. Von außen löschten die Feuerwehrleute den Dachstuhl daraufhin erneut. „Es ist schwierig, ranzukommen, weil Einsturzgefahr besteht“, sagt Einsatzleiter Andreas Thümmel, Wehrleiter der Obercunnersdorfer Kameraden. Die Tragbalken des Daches seien vom Löschwasser aufgeweicht, auch die Tragkraft der Holzdecke sei nicht mehr gegeben.

Frank Kunath, Wirt der Waldschänke, läuft auf dem Gelände umher und versucht zu retten, was noch zu retten ist. Am Tag nach dem Brand ist er immer noch fassungslos. „Nun ist alles hinüber“, sagt der 58-Jährige. Sein Lebenswerk sei dahin, denn bis auf das Erdgeschoss sei das Gebäude nahezu komplett ausgebrannt.

Der Obercunnersdorfer hat damit nicht nur seine berufliche, sondern auch seine private Existenz verloren. Die Wohnung im Obergeschoss, in der er gemeinsam mit seiner Frau lebte, ging ebenfalls in Flammen auf.

Feuerwehrleute mussten am Donnerstagmorgen noch nachlöschen.
Feuerwehrleute mussten am Donnerstagmorgen noch nachlöschen. © Foto: Egbert Kamprath

„Ich konnte nichts mehr retten, außer ein paar Bilder.“ Seine Gaststätte hatte am Mittwoch regulär Ruhetag. „Heute hätten wir wieder geöffnet“, sagt Frank Kunath am Donnerstagvormittag. Der Wirt der Waldschänke hat das beliebte Ausflugslokal an der Talsperre Klingenberg 1984 von seinen Eltern übernommen. „Ich bin hier in dem Haus geboren und aufgewachsen.“ Eigentlich sollte das alles auch mal an seine Nachkommen gehen. Jetzt wird sich zeigen, was aus der Waldschänke wird. Kampflos aufgeben will Frank Kunath nicht: Wenn die Versicherung mitspielt, will er die Waldschänke wieder aufbauen.

Doch erst einmal wird er die Schreckensbilder vom Vortag verarbeiten müssen. Gegen 12.30 Uhr sei er nach Hause geeilt, nachdem seine Frau ihn angerufen habe: Es brennt. Mehrere Feuerwehren wurden gegen 13.45 Uhr von der Leitstelle alarmiert. Im Einsatz waren die Ortswehren Obercunnersdorf, Klingenberg, Höckendorf, Ruppendorf, Colmnitz, Beerwalde, Röthenbach, Tharandt und Dorfhain. Auch die Feuerwehr Dippoldiswalde wurde gerufen, die im Rettungsfahrzeug mit Teleskopmast ausrückte, um den Dachstuhlbrand zu löschen.

Im Eingangsbereich tropft das Löschwasser von der Decke.
Im Eingangsbereich tropft das Löschwasser von der Decke. © Foto: Egbert Kamprath

Die Kameraden, die als Erstes an der Waldschänke eintrafen, hätten von außen schon Rauch im Bereich des Dachgeschosses gesehen, sagt Udo Hofmann von der Feuerwehr Höckendorf, der den komplizierten Einsatz am Mittwoch leitete. Zunächst hätten die Feuerwehrleute im Gebäudeinneren versucht, das Feuer zu finden, das sich als Schwelbrand entpuppte – vermutlich in der Decke zwischen Dachgeschoss und erstem Obergeschoss. Mit den ganzen Verschalungen und Verkleidungen sei es nicht einfach gewesen, die Decke zu öffnen und den Brand zu lokalisieren, auch angesichts der starken Rauchentwicklung. „Die Kameraden haben im Dachgeschoss die Hand vor Augen nicht mehr gesehen.“ Der großflächige Schwelbrand habe schließlich die Dachhaut durchbrochen. Durch die Sauerstoffzufuhr wurde daraus ein offenes Feuer, das vom Dachgeschoss auf das erste Obergeschoss übergriff, schildert Udo Hofmann. Gegen 23 Uhr sei der Einsatz beendet gewesen.

Rückblickend erschwerten gleich mehrere Umstände den Feuerwehreinsatz. Für die alarmierten Einsatzkräfte, die aus dem ganzen Umkreis anrückten, sei es nicht einfach gewesen, den etwas abseits gelegenen Einsatzort an der Talsperre zu erreichen, angesichts der schneebedeckten Straßen und den teils chaotischen Verkehrsverhältnissen auf dem Anfahrtsweg.

Auch die Löschwasserversorgung am Einstatzort war problematisch. Da es auf dem Gelände der Waldschänke selbst keine Wasserleitung gibt, die für die Löscharbeiten hätte angezapft werden können, waren mehrere Feuerwehrfahrzeuge mit größerem Wassertank vor Ort. Zusätzlich wurde ein Hydrant angezapft, der sich aber in mehr als 300 Metern Entfernung am Waldrand befindet. Zu diesem musste die Wasserversorgung erst über eine schneebedeckte, leicht abschüssige Fläche aufgebaut werden. Kurzzeitig war die Löschwasserversorgung wohl unterbrochen. Schließlich wurde am Überlaufbecken der Talsperre Klingenberg noch Wasser entnommen.

Schlimmere Umstände als am Mittwochnachmittag könne es kaum geben, um einen Brand zu löschen, so das Fazit des Obercunnersdorfer Gemeinderats Rainer Vogel, selbst aktives Mitglied der Obercunnersdorfer Wehr. „Mensch und Technik waren an ihren Grenzen.“