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Einkaufen ganz ohne Verpackungsmüll

In Dresden eröffnet ein neuer Unverpackt-Laden: So einfach ist es, nur das zu nehmen, was man wirklich braucht.

Von Melanie Schröder
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Sie erfüllen sich einen Traum: Sven Wruck und Kathrin Winkler eröffnen einen Unverpackt-Laden in Pieschen. Hier wollen sie Raum zum Entschleunigen schaffen, aber auch ein bisschen aufklären.
Sie erfüllen sich einen Traum: Sven Wruck und Kathrin Winkler eröffnen einen Unverpackt-Laden in Pieschen. Hier wollen sie Raum zum Entschleunigen schaffen, aber auch ein bisschen aufklären. © Sven Ellger

Von einem Leben im Überfluss hat sich Sven Wruck schon lange verabschiedet. Er lebt seit Jahren minimalistisch. Erst verzichtete er auf Fleisch, dann hat er auch Eier, Käse und Milchprodukte von seiner Einkaufsliste gestrichen. Wasser trinkt er nur aus dem Hahn. Und außerdem macht er einen großen Bogen um Plastik. Ganz generell, und besonders bei Lebensmittelverpackungen. Dass er diese Ideen auch beruflich verwirklicht, ist nur die logische Konsequenz eines stetigen Lebenswandels. Im April eröffnet der gelernte Maler in Pieschen den ersten Unverpackt-Laden – das „Quäntchen“.

Wruck lebt seit zehn Jahren im Viertel. Der Stadtteil hat seitdem sein Gesicht stark verändert. Zwar werde Pieschen immer alternativer, aber eines fehle bislang, finden er und seine Freundin Kathrin Winkler, die ihn bei der Idee unterstützt: ein Einkaufsladen mit Lebensmitteln von regionalen Händlern in Bio-Qualität. Gemacht für umweltbewusste Menschen, die wie Wruck und Winkler auf eines verzichten wollen – unnötige Verpackungen und unnötigen Müll. Diese Lücke will Wruck ab April auf der Oschatzer Straße 16–18 schließen. Sein Unverpackt-Laden ist bereits der dritte in Dresden. Neben dem Neustädter „Lose“-Laden wandern seit Januar auch im Striesener „Binnes-Unverpackt“ Nudeln, Gemüse, Kaffee und vieles mehr plastikfrei verpackt über die Theke – entweder in mitgebrachten Gefäßen oder solchen aus dem Laden.

400 bis 500 Produkte will Wruck, der selbst im Dresdner „Lose“-Laden Stammkunde ist, anbieten. „Alles außer Fisch und Fleisch ist dabei. Neben Lebensmitteln gibt es Haushalts- und Kosmetikprodukte.“ Viele Waren sollen von Händlern aus Dresden und dem Umland kommen, ein Teil aus dem Naturkost-Großhandel. Damit das klappt, sammelt Wruck Geld im Netz. Sein Crowdfunding-Projekt auf der Internetplattform startnext.com startet im Februar. Die Spenden sollen unter anderem in die Inneneinrichtung und Lebensmittelspender fließen, die maßangefertigt werden. Auch ein kleines, gemütliches Café mit bis zu acht Plätzen soll im Laden entstehen, um zu entschleunigen und um sich auszutauschen. Denn ein bisschen aufklären – das möchten Wruck und Winkler auch.

„Heute entsteht unnötig viel Müll. Ob ich beim Bäcker ein Brot kaufe und eine Papiertüte dazu bekomme oder ob ich eingeschweißtes Gemüse in der Kaufhalle mitnehme. Würde man das alles in einer Woche sammeln und auf einen Haufen werfen, wäre das eine immense, aber vor allem überflüssige Menge“, sagt Wruck. „Wir wollen aber Plastik nicht verdammen, auch mit der Tupperdose kann man zu uns kommen. Wir möchten nur für Langlebigkeit sensibilisieren.“ Eine ältere Generation habe früher schon genau so einkauft – sie will der junge Unternehmer ebenso ansprechen. Und auch für das Maßhalten will Wruck werben. Durch Einheitsgrößen im Supermarkt würden in seinen Augen zu viele Lebensmittel im Müll landen, weil sie nicht aufgebraucht werden. Mit dem Unverpackt-Laden soll das nun in Pieschen anders werden: Hier soll jeder genau das nehmen können, was er wirklich braucht. Sei es auch nur ein Quäntchen.

Lesetipp: Ende 2018 versuchte SZ-Redakteur Henry Berndt, eine Woche keinen Plastikmüll zu erzeugen. Was er erlebte, lesen Sie hier