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Einmal Wasser für zwei Städte

WSR GmbH und WAB Coswig vereinigen sich noch dieses Jahr. Was das für die Firmen und Einwohner bedeutet.

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© André Wirsig

Von Peter Redlich

Radebeul. Ohne großes Aufsehen wurde in den Stadträten ab- und zugestimmt. Die Wasserwirtschaftsbetriebe von Radebeul und Coswig schließen sich zusammen – obwohl sie unterschiedliche Wasserpreise haben. Das lässt aufhorchen. Denn schon bis Jahresende soll die Aktion über die Bühne gehen.

Karrasstraße nahe dem Rathaus: der Sitz der WAB Coswig
Karrasstraße nahe dem Rathaus: der Sitz der WAB Coswig © Arvid Müller

Unterschiedliche Mitarbeiterzahlen,
unterschiedliche Wasserpreise

Die Ausgangssituationen sind reichlich unterschiedlich. Die Wasserversorgung und Stadtentwässerung Radebeul GmbH, kurz WSR, hat als städtisches Unternehmen ihren Sitz in der Neubrunnstraße 8 im Osten Radebeuls. 34 Mitarbeiter zählen zum Unternehmen, das von Geschäftsführer Olaf Terno geführt wird. Die Mannschaft ist schlagkräftig, hat eigene Handwerkertrupps und in den letzten Jahren viele Eigeninvestitionen wie das Rohreverlegen und Reparieren selbst vorgenommen.

An acht Einspeisepunkten wird das Trinkwasser vom Wasserlieferanten, der Wasserversorgung Brockwitz-Rödern GmbH, übernommen und mittels 186 Kilometer Verteilungsleitungen sowie vier Druckerhöhungsstationen bis zu den Verbrauchern befördert. Für eine ausreichende Speicherkapazität sorgen vier Hochbehälter und ein Wasserturm mit einem Fassungsvermögen von insgesamt 6 350 Kubikmeter. Zur Abwasserbeseitigung dient ein Kanalnetz mit einer Gesamtlänge von gegenwärtig 134,5 Kilometern. Es ist zu 96 Prozent als Mischwassersystem ausgebildet und an Klärwerksanlagen angeschlossen.

Die Wasser Abwasser Betriebsgesellschaft Coswig mbH, kurz WAB, ist als städtisches Unternehmen in der Karrasstraße 3 angesiedelt. 16 Mitarbeiter und ein Lehrling sind beschäftigt. Die WAB ist als Betreiber des Rohrnetzes der Stadt Coswig für die Wartung und Instandhaltung der Versorgungsleitungen mit einer Gesamtstrecke von etwa 120 Kilometern und von rund 3 600 Hausanschlüssen mit einer Leitungslänge von etwa 40 Kilometern zuständig. Coswig hat ein Abwasserkanalsystem von 81 Kilometern Länge mit ebenfalls vorwiegend Mischwasserleitungen.

In Radebeul kostet der Kubikmeter Trinkwasser 2 Euro plus einen monatlichen Arbeitspreis für den zumeist üblichen Zähler von 9,10 Euro. In Coswig kostet der Kubikmeter Wasser aber nur 1,87 Euro. Pro Monat und Wohnung werden außerdem 6,42 Euro berechnet. Beim Abwasser zahlen die Coswiger 3,11 Euro je Kubikmeter plus ein Grundentgelt von 3,57 Euro je Wohnung und Monat. In Radebeul sind es 1,55 Euro je Kubikmeter. Das Grundentgelt beträgt 4,17 im Monat, aber nur bis 35 Kubikmeter. Danach kommen in 20 Kubikmeterschritten 2,08 Euro noch drauf. Was die meisten Haushalte betrifft.

Mitarbeiter scheiden aus,
andere sind nicht ausgelastet

Das Problem beider Firmen ist, so heißt es in den Stadträten: In den nächsten Jahren geht etwa ein Fünftel der Kollegen in den Ruhestand. Es ist schwierig, neue Fachleute zu finden. Radebeul hat, nachdem reichlich investiert wurde, weniger Aufgaben für seine Rohrlegermannschaft. Coswig vergibt die meisten Aufträge an Fremdfirmen, ist allerdings schon ziemlich weit mit der Installation von Funkzählern, bei denen niemand mehr ins Haus kommen muss zum Ablesen. Radebeul hat solche Zähler noch nicht montiert, sagt WAB-Prokurist Eberhard Kuke.

Beide Unternehmen könnten sich mit ihren Fachleuten ergänzen, so das Argument für das Zusammengehen. Zur Abstimmung standen allerdings zwei Varianten – ein komplettes Verschmelzen, auch mit dem Anlagevermögen und der Abrechnung oder eine sogenannte Betriebsführungsgesellschaft und jeder behält seine Rohre, Pumpen und auch Preise.

Die Stadträte in beiden Rathäusern entschieden sich letztlich für die Betriebsführungsgesellschaft. Auch, weil eine Verschmelzung des Anlagenvermögens kaum noch rückgängig zu machen wäre, wenn es sich beide Städte später noch mal anders überlegen würden. Das heißt auch, beide Standorte in der Neubrunnstraße und der Karrasstraße bleiben bestehen.

Den Einfluss auf die Preise wollen
beide Städte weiterhin selber haben

Die Stadträte in beiden Städten begrüßten, dass jeder für sich weiter Einfluss auf die Preise behält. WAB-Prokurist Kuke: „Unsere Preise bleiben bis 2020 stabil. Wir rechnen in Fünfjahresabschnitten, danach muss sowieso neu kalkuliert werden.“ Auch Radebeuls OB Bert Wendsche (parteilos) sichert für die nächsten drei Jahre Preisstabilität beim Wasser in Radebeul zu.

Der Radebeuler Stadtrat Michael Röhner (Die Linke) sieht weitere Vorteile beim Zusammengehen von WSR und WAB: „Wir sind dann nicht nur stärker bei Wartung und Instandhaltung, sondern auch beim Umweltschutz und der Sicherheit, etwa bei Seuchen.“ Außerdem bekomme man mit den Stimmen beider Städte mehr Einfluss im Zweckverband. Fazit für die Bürger: Es wird gemeinsam gearbeitet, aber in jeder Stadt gibt es weiter getrennte Abrechnungen mit unterschiedlichen Preisen.