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Elbtalstraße soll bis 2025 fertig sein

Der genaue Verlauf der Strecke steht noch nicht fest. Altlasten der Bahn und alter Fabriken beschäftigen die Planer.

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© Norbert Millauer

Von Peggy Zill

Coswig/Meißen. Holger Niese ist umgeben von Straßen. Sein Haus liegt in Niederwartha wie eine Verkehrsinsel zwischen der S 84 und B 6. Nun wird er nachträglich auch noch enteignet. Fast 500 Quadratmeter werden ihm entzogen. Das sind Flächen, die für den S 84-Neubau gebraucht wurden. Niese hatte die angebotene Entschädigung vor Jahren nicht angenommen. Gebaut wurde trotzdem. Nun muss er damit leben, was ihm im Rahmen des Enteignungsverfahrens angeboten wird. „Etwa ein Drittel von dem, was ich damals für die Grundstücke bezahlt habe“, so Niese. Laut einem Gutachten sei der Wert der Flurstücke seit dem Straßenbau sogar gestiegen. „Das ist doch blanker Hohn.“ Niese könnte sich vorm Verwaltungsgericht dagegen wehren, „aber so ein Verfahren dauert fünf Jahre.“

Straße ist dringendes Projekt

Das sollte jeder wissen, der vom Bau der Elbtalstraße betroffen sein wird. Der weitere Verlauf wird noch geplant. Dann muss weiter mit Grundstückseigentümern verhandelt werden. Bisher hat es nur Gespräche mit einzelnen Gewerbetreibenden gegeben, wie die Planer der Deutschen Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (Deges) erklären. „Diese sind nach unserer Einschätzung positiv verlaufen“, so Sprecher Michael Zarth. Erst im Rahmen der Planfeststellung, mit der Baurecht geschaffen wird, beginnen konkrete Verhandlungen.

Wann das so weit ist, kann im Moment niemand so recht sagen. Weder im Wirtschaftsministerium noch bei den Planern. Einzig der Coswiger Oberbürgermeister Frank Neupold (parteilos) wagt, eine Jahreszahl zu nennen. „Vor 2020 wird der Bau nicht beginnen“, so Neupold. „Wir sind froh, dass sie schon bis Naundorf verläuft, dass die Straße überhaupt in Coswig angekommen ist.“ Immerhin: Die Elbtalstraße zwischen Meißen und Dresden genießt Dringlichkeitsstufe eins im Landesverkehrsplan. Bis 2025 sollen solche Vorhaben umgesetzt und finanziert sein.

Ursprünglich sollte sie ohne Kreuzungen gebaut werden. Von dieser Planung ist man laut Neupold jetzt abgerückt. „Das hat für uns den Vorteil, dass keine Straßen geschnitten werden.“ Für die Verzögerung gibt es verschiedene Gründe. Durch den Wechsel der Planung vom Landesamt für Straßen und Verkehr zu Deges sollte nur ein Jahr verloren gehen. „Jetzt sind es mindestens zwei“, so Neupold. Generell gilt: Von der Idee bis zum Baubeginn einer Straße vergehen vier bis fünf Jahre.

Die ursprünglich getrennten Abschnitte von der Naundorfer Straße durch Coswig und von Coswig bis Meißen sind jetzt zusammengefasst worden. Bauabschnitt 2.2 im Stadtgebiet von Coswig und Bauabschnitt 3 von Neusörnewitz bis Meißen würden parallel und mit gleich hoher Priorität bearbeitet, bestätigt das Ministerium. Ob sich auch der Genehmigungs- und Bauprozess beschleunigen lässt, werde derzeit untersucht, teilt Deges mit. Aktuell befindet sich die Planung im Grobentwurf, der bis spätestens Anfang 2017 detailliert vorliegen soll. Daran schließen sich Planfeststellung und Ausführungsplanung an. Verlauf und Dauer könne Deges nicht beeinflussen und deshalb keinen seriösen Zeitpunkt für den Baustart bekannt geben.

Troglage statt Hochstraße

Weil die Städte Coswig und Radebeul Einwände hatten, muss der ursprüngliche Entwurf für den Trassenverlauf komplett überarbeitet werden. Nun muss laut Wirtschaftsministerium mit ansässigen Unternehmen abgestimmt werden, welche Industriegleisflächen verfügbar sind. Die bahnparallele Trassenführung im Bereich Bahnhof Coswig erfordere Eingriffe in die Bahnanlagen und damit einen intensiven Abstimmungsbedarf mit der Bahn. „Es sind außerdem Fragen der in diesem Zusammenhang stehenden Altlastenproblematik zu klären“, so Kathleen Brühl vom Wirtschaftsministerium.

Der aktuelle Grobentwurf sieht prinzipiell die ursprünglich geplante Streckenführung vor. Die Straße soll jetzt geländegleich und teilweise in Troglage geführt werden. Dadurch wird eine bessere Anbindung der kommunalen Infrastruktur an die Staatsstraße ermöglicht, heißt es aus dem Ministerium.

Im weiteren Verlauf soll die Elbtalstraße von der Dresdner Straße bis zur K 8015 in Neusörnewitz (Verlängerung der Köhlerstraße) führen. Für diesen Bereich werden Lösungen zur Verkehrsabwicklung des ÖPNV und der Anbindung der K 8015 entwickelt. Umwelt- und Artenschutz müssen untersucht werden. Auch hier stehen noch Untersuchungen der Altlastenproblematik an. Die Strecke kreuzt Flächen ehemaliger Lackbetriebe beziehungsweise Lederfabriken.

Für den letzten, den vierten und 1,2 Kilometer langen Bauabschnitt von der Köhlerstraße in Meißen bis zur B 101, der sich noch in Vorplanung befindet, kann das Ministerium noch keine Details nennen. Der neu zu planende Straßenzug soll als Bypass zum zeitweise überlasteten Knotenpunkt am Franz-Adam-Beyerlein-Platz in Meißen dienen.

Der erste 2,1 Kilometer lange Bauabschnitt mit der Niederwarthaer Brücke wurde 2011 fertiggestellt. Die 1,3 Kilometer bis zur Naundorfer Straße wurden im vergangenen Jahr freigegeben. Es fehlen noch 6,2 Kilometer. Die Straße zwischen der Kreuzung Naundorfer Straße bis zur Dresdner Straße in Coswig fertigzustellen, wird rund 20,4 Millionen Euro kosten. Bis Neusörnewitz sind es noch einmal 20,1 Millionen Euro. 10 000 bis 12 000 Fahrzeuge sollen laut Prognose jeden Tag die Straße nutzen und dafür andere entlasten. „Dort, wo die Straße entlangläuft, bleibt nichts, wie es mal war“, sagte Frank Neupold vor Kurzem. Bei manchen sorge sie für Entlastung, für andere bedeute sie eine Belastung. Aktuell endet sie im Gewerbegebiet Grenzstraße in der Wiese.