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Freitaler Gastwirte ärgern sich über Elternstammtische

Sie treffen sich gern in Gaststätten, aber der Umsatz ist mager. Nun komplimentieren die Wirte solche Gäste vor die Tür. Dabei gibt es Alternativen.

Von Annett Heyse
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Der Freitaler Gastronom Frank Gliemann kann manchen Elternstammtischen nichts mehr abgewinnen.
Der Freitaler Gastronom Frank Gliemann kann manchen Elternstammtischen nichts mehr abgewinnen. © Karl-Ludwig Oberthuer

Der Ärger ist Frank Gliemann auch Tage nach dem Vorfall noch anzumerken. "Ich bin doch nicht die Heilsarmee", sagt er und will damit klarstellen, um was es geht: ums Geschäft. Gliemann ist Inhaber der "Linde" in Freital-Birkigt. Er lebt davon, dass Menschen bei ihm einkehren, sich etwas zu trinken und zu essen bestellen. "Es geht ja nicht ums Drei-Gang-Menü. Es geht darum, fair miteinander umzugehen", sagt Gliemann. Und genau diese Fairness hätten manche Gäste kürzlich missen lassen, übrigens nicht zum ersten Mal.

An einem Abend im November traf sich in der "Linde" mal wieder der Elternstammtisch einer Freitaler Grundschule. Die Väter und Mütter kamen recht gut miteinander ins Gespräch, allerdings ließen sie nach Gliemanns Darstellung die Bedienung weitestgehend außen vor: Es wurden weder viele Getränke noch Essen bestellt. "Im Grunde genommen sind die nur zum Reden hergekommen", sagt der Wirt. Als die letzten Eltern zur Tür heraus waren, habe er nicht viel Umsatz gehabt. Die "Linde" fungierte aus Sicht der Eltern wohl eher als warmer und geräumiger Treffpunkt.   

Genau das geht Gastwirt Gliemann gegen den Strich und da ist er nicht der einzige. Stephan Schick betreibt die "Hopfenblüte" in Freital-Burgk. Auch bei ihm treffen sich hin und wieder Elternstammtische. "Das ist ein heikles Thema", bestätigt Schick. Manche würden ganz normalen Umsatz machen, also Getränke und Essen bestellen und eben miteinander diskutieren. Manche Treffs ordern gerade so ein paar Getränke. "Und wenn man dann versucht, den Gästen klarzumachen, dass man als Gastwirt so nicht überleben kann, sind die Gäste schnell beleidigt", berichtet Schick. Zu allem Überfluss hagelt es dann mitunter auch noch negative Bewertungen im Internet. 

Das Problem gibt es nicht nur in Freital: Lutz Seifert, der Inhaber des Landgasthofs Obercarsdorf im gleichnamigen Dippoldiswalder Ortsteil, kennt es ebenfalls. "In der Regel können wir uns nicht beschweren. Wenn jemand einen Tisch reserviert, kommt der auch, isst und trinkt. Aber es gibt Ausnahmen", sagt er. Und dazu zählen eben Elternstammtische. Der Wirt kennt die Situation und versucht, diese Termine dann so zu legen, dass zugleich noch andere Gäste in der Gaststätte sind, damit es sich doch noch lohnt und er nicht umsonst hinter dem Tresen steht. 

Freital versucht zu helfen

Die Elternstammtische allerdings haben auch ein Problem. Viele würden sich wohl gerne in den Schulen treffen - wenn es denn möglich wäre. Jedoch sind die Schulen ab dem Nachmittag abgeschlossen. Manche Schulleiter tun sich schwer damit, ihr Haus am Abend extra noch mal für Elternstammtische zu öffnen.

In Freital immerhin wäre das kein Problem, heißt es aus dem Rathaus: "Natürlich ist es auch recht unkompliziert möglich, im Rahmen der Richtlinie zur kurzfristigen Überlassung von Räumlichkeiten in Gebäuden der Stadt Freital Räume zu nutzen", teilt Pressesprecher Matthias Weigel mit. Bei einer förderwürdigen Arbeit der Eltern wäre sogar eine kostenlose Überlassung denkbar. Das würde man im Einzelfall entscheiden. Bleibt noch, sich irgendwo einzumieten, in einem Vereinshaus zum Beispiel. Doch das kommt aus Kostengründen für die meisten Elternstammtische nicht infrage.

Und so ist die Gaststätte Ort der Wahl. Weil mancher Wirt schon gar keine Reservierungen für Elternstammtische mehr annehmen möchte, wird getrickst. "Die melden sich als Familie unter irgendeinem Namen an und stehen dann als Elternstammtisch bei mir in der Gaststätte", berichtet "Hopfenblüten"-Wirt Schick. Diese Erfahrung hat auch Frank Gliemann schon gemacht. Weil Gliemann gleichzeitig für die Freien Wähler im Stadtrat ist, brachte er das Thema nun dort zur Sprache.

Peter Pfitzenreiter, 1. Bürgermeister, sagte dazu, es sei natürlich möglich, Räume der Stadt für solche Treffen auch kostenfrei zu überlassen, wenn es dabei um Dinge gehe, die zum Wohle der Stadt besprochen würden. Das sei bei Elternstammtischen möglicherweise der Fall. "Jedoch", so Pfitzenreiter, "wollen sich Eltern ja zum Teil bewusst außerhalb von Institutionen wie Schule treffen, um über ihre Probleme zu reden." Und zudem sei ihm bisher keine diesbezüglich Anfrage bekannt. Das wird sich jetzt vielleicht ändern.

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