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Erlebniswelt Musikinstrumentenbau lockt Gäste ins Vogtland

Das Vogtland gilt als Wiege des deutschen Musikinstrumentenbau. Hier wird so ziemlich alles produziert, was zur Ausrüstung eines Orchestermusikers gehört. Selbst Bogenfroschmacher gibt es.

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© dpa

Markneukirchen. Das Netzwerk Musicon Valley lockt immer mehr Musikfans zu den Instrumentenbauern ins Vogtland. „Seit 2009 konnte die Erlebniswelt Musikinstrumentenbau mehr als 10 000 Besucher begrüßen, allein 60 Musikvereine 2014. Die Gäste kommen zum größten Teil aus Deutschland, Österreich und der Schweiz - aber auch Orchester aus Japan, China, Australien, den USA und Norwegen schauten vorbei“, sagte Netzwerk-Sprecher Frank Bilz der Deutschen Presse-Agentur. Für Profis gebe es Gelegenheit, mit Handwerksmeistern über Details der Instrumente zu fachsimpeln. Touristen kämen in den Schauwerkstätten auf ihre Kosten. Nach Ansicht von Bilz können die Handwerksbetriebe und Firmen auf diese Weise Imagepflege betreiben.

Musicon Valley war 1999 im Zusammenhang mit einem „InnoRegio“- Programm des Bundesforschungsministeriums entstanden. Es sollte Forschung und Entwicklung in Ostdeutschland fördern, weil die hier prägenden klein- und mittelständischen Betriebe dazu aus eigener Kraft oft nicht in der Lage waren. In den folgenden Jahren flossen 9,3 Millionen Euro Fördermittel in neue Entwicklungen des vogtländischen Musikinstrumentenbaus, der auf eine mehr als 350 Jahre lange Geschichte zurückblicken kann. Nach Abschluss von „InnoRegion“ im Jahr 2006 betreute der Verein Musicon Valley die Firmen weiter auf Feldern wie Projektmanagement, Controlling und Marketing. Außerdem hilft er den Herstellern dabei, Fördermittel zu bekommen.

„Die Betriebe haben damals gesagt: Wir sind jetzt richtig in Fahrt gekommen. Es muss weitergehen“, sagte Bilz. Inzwischen würden Kunden in ganz Deutschland betreut. Die Organisation von Reisen in die musikalische Erlebniswelt des Vogtlands sei quasi als Nebenprodukt entstanden. Damit wolle man vor allem an jene Verbraucher heran, die sich mit Musik professionell oder in ihrer Freizeit beschäftigen. Bei 30 000 Musikvereinen in Deutschland sieht Bilz noch ein großes Potenzial. Die Orchester- und Vereinsreisen führen zu renommierten Unternehmen wie der Buffet Group Germany oder zur Firma Metallblasinstrumente Jürgen Voigt. Auch die letzte noch existierende Mundstückfertigung für Blasinstrumente kann besichtigt werden.

Bilz bezeichnete die Lage der Branche im Vogtland als stabil, auch wenn die insolvente Harmona Akkordeon GmbH aus Klingenthal noch lange nicht über dem Berg sei: „Wir haben derzeit reichlich 120 Betriebe. In den vergangenen 15 Jahren gab es nur vier Insolvenzen, von denen zwei Betriebe inzwischen weiterexistieren und besser dastehen als zuvor.“ Zugleich habe es eine Handvoll Neugründungen gegeben. In einigen Fällen seien Absolventen der Fachhochschule für Musikinstrumentenbau in Markneukirchen zum Gründer geworden.

Das Netzwerk Musicon Valley glaubt nicht, dass der Beruf des Musikinstrumentenbauers im Vogtland eines Tages ausstirbt und alle Instrumente nur noch aus Asien importiert werden. „Es wird immer Leute geben, für die das ein Traumberuf ist“, sagte Bilz. Allerdings müsse die Branche wie alle Handwerksbetriebe um guten Nachwuchs werben: „Gute Lehrlinge rennen den Firmen nicht gerade die Türen ein.“ Insbesondere beim Bau von Blasinstrumenten seien mathematische und physikalische Vorkenntnisse erforderlich. (dpa)