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Ernte mit Hindernissen

Die Trockenheit sorgte für schlechte Erträge im Landkreis. Doch es gibt auch super Ergebnisse.

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© dpa

Manuela Reuß

Bautzen. Matthias Frenzel ist zufrieden. Seine Leute konnten 20 Hektar Raps am Mittwoch trocken vom Halm holen. Gerade noch rechtzeitig vor den heftigen Gewittern. Gut 60 Hektar stehen bei der Agrarproduktiv- Genossenschaft Lückersdorf/Gelenau noch auf den Feldern. Sie sind noch nicht reif. Der erste Blick auf die Erträge sei recht passabel, so der Vorstandschef. Auch mit den Ernte-Ergebnissen bei der Wintergerste ist Frenzel zufrieden. Sie sind besser als erwartet. Denn „gerade der Mai war sehr trocken. Darunter haben alle Kulturen gelitten. Die auf den mageren Böden genauso wie die auf den guten.“ Woran es liegt, dass die Genossenschaft am Ende bei der Gerste einen ganz guten Ertrag einfuhr, kann Matthias Frenzel nicht genau sagen. Er vermutet, dass der recht feuchte, kühle Juni noch Auswirkungen auf den Drusch hatte. Auch für die Erdbeeren und Frühkartoffeln war das Wetter optimal. Wie sich jedoch der Ertrag bei Weizen und Co. entwickeln wird, bleibt abzuwarten.

Eine Prognose zu den diesjährigen Erträgen abzugeben, traut sich derzeit keiner so recht. Jetzt schon zu sagen, wie die Ernte ausfallen wird, käme einem Blick in die Kristallkugel gleich. Noch ist der Drusch längst nicht abgeschlossen. Bei der Wintergerste sind kreisweit erst etwa zwei Drittel eingebracht. Eine genaue Bilanz lässt sich erst nach der kompletten Mahd ziehen. Doch eins steht schon mal fest: Sie wird regional recht unterschiedlich ausfallen – je nach Bodenbeschaffenheit und Niederschlag. Das weiß auch der Geschäftsführer des Regionalbauernverbandes Bautzen-Kamenz, Dr. Dietmar Liebscher. Es gebe Betriebe, die teils erhebliche Ernteeinbußen verkraften müssen, wie zum Beispiel in Elsterheide. „Und nur wenige Kilometer entfernt, freuen sich Landwirte über super Erträge.“ Wie in Laußnitz. Dort erntete die Agrargenossenschaft bei der Wintergerste 69 Dezitonnen pro Hektar. „Das ist für uns viel“, heißt es aus der Genossenschaft.

Glücksfall in Großröhrsdorf

Auch der Vorstandsvorsitzende der Großröhrsdorfer Agrargenossenschaft, Thomas Adler, ist vom Ernteergebnis bei der Wintergerste positiv überrascht. „Das hatten wir so nicht erwartet.“ Schließlich habe die Trockenheit auch auf den Feldern der Großröhrsdorfer dem Getreide zugesetzt. Der fehlende Regen im März, April und Mai führte zu Entwicklungsverzögerungen, „Doch wir hatten Glück. Kurz bevor es an der Schmerzgrenze war, kamen doch noch ein paar Tropfen.“ Ein Glücksfall für die 130 Hektar Gerste der Großröhrsdorfer Landwirte. Dafür habe der Winterweizen „schon ein paar Treffer bekommen“. Da gebe es ein paar sandige Ecken, wo das Getreide notreif ist. „Aber das hält sich noch in Grenzen.“ Thomas Adler will sich in puncto Prognose „nicht groß rauslehnen“. Schließlich könne noch viel passieren, auch noch mal Hagel kommen. „Dann hat man am Ende nichts im Sack.“

So gut wie nichts im Sack hat die MKH Agrar-Produkte GmbH Wittichenau beim Raps. Einige Schläge, auf denen die Ölpflanze wächst, seien „schwer vom Hagel getroffen“, so Tobias Kockert, einer der zwei MKH-Geschäftsführer. Rund die Hälfte der Erträge haben die Landwirte dort eingebüßt. Den Rest konnten auch sie vor dem Gewitter am Mittwoch vom Halm holen. Bei der Gerste fällt es ihm schwerer, Bilanz zu ziehen. „Das ist sehr schwer einschätzbar, weil die Böden so unterschiedlich sind.“ Die Ergebnisse auf den 200 Hektar würden von „negativ betroffen“ bis „positiv überrascht“ reichen. „Wir arbeiten unter freiem Himmel, deshalb hängen die Resultate von vielen Faktoren ab.“

Milchpreis ist ein Problem

Schlechte Erträge seien für die Wittichenauer in doppelter Hinsicht ein Problem. Denn sie verkaufen nicht nur Getreide, sondern verfüttern es auch an die eigenen Kühe. Für die Milch bekamen die Landwirte im Mai derzeit nur 25,5 Cent. Um halbwegs kostendeckend zu produzieren, würden sie 35 Cent brauchen. Der Großhandel diktiere die Preise, von denen kaum etwas bei den Erzeugern hängenbleibe. Doch das wisse kaum ein Verbraucher. Deshalb wünscht sich nicht nur Tobias Kockert mehr Interesse für die Zusammenhänge in der Landwirtschaft. Auch Dietrich Hesse, Chef der Agrargenossenschaft Heidefarm in Sdier, sieht das Kardinalproblem darin, dass die Landwirte für die meisten ihrer Produkte keine auskömmlichen Preise bekommen. Der absolut tiefe Milchpreis stößt auch ihm sauer auf. „Denn wir liefern ja ein ordentliches Produkt.“ Deshalb spiele die Politik eine schlechtere Rolle als die Witterung. „Mit dem Wetter müssten wir schon immer zurecht kommen.“ Das bescherte in Sdier auf 550 Hektar Wintergerste und 440 Hektar Raps mittlere und zum Teil gute Erträge. Auch die Frühkartoffeln sind gut geworden. „Nicht ganz so groß, aber gute Qualität.“ Seit dieser Woche sind sie in Sdier zu haben. Wie es bei Roggen, Weizen und Triticale am Ende aussieht, bleibt abzuwarten. Auf 1 400 Hektar steht noch Getreide.