Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
Merken

Ex-LDPD-Chef Manfred Gerlach : „Ich bin jetzt ein parteiloser Linker“

Der letzte Vorsitzende des Staatsrats der DDR, Manfred Gerlach, feiert heute 80. Geburtstag.

Teilen
Folgen
NEU!

Von Peter Heimann, Berlin

Egon Krenz und Hans Modrow werden kommen. Dagmar Frederic, die Schlagersängerin und frühere LDPD-Parteifreundin, hat sich angesagt. Nur von der FDP, die seine liberaldemokratische Partei Ost nach der Wende übernommen hat, erwartet Manfred Gerlach keine Gratulanten zur Party im „Chinapalast“ in Berlin-Adlershof: Der frühere langjährige Chef der Liberaldemokratischen Partei Deutschlands (LDPD) und letzte Vorsitzende des DDR-Staatsrats feiert heute seinen 80. Geburtstag.

Nach mehreren Bypass-Operationen und „allen möglichen anderen Krankheiten habe ich mich in den letzten zwei Jahren wieder stabilisiert“, sagte Gerlach der SZ am Vorabend seines 80.: „Ich bekomme zwar nur 1200 Euro Rente, fühle mich aber nach allem, was ich hinter mir habe, sehr wohl. Es geht mir gut.“

Gerlach war 1946 in seiner Geburtsstadt Leipzig Mitbegründer der FDJ. Seit 1945 war er Mitglied der LDPD und von 1967 bis 1990 deren Vorsitzender. Im Oktober 1989 stellte er als erster führender Politiker der DDR die Vormachtstellung der SED in Frage. Vom 6. Dezember 1989 bis zum März 1990 war er als Nachfolger von Krenz Vorsitzender des Staatsrates. Nach der Wende wurde Gerlach erst Mitglied des Bundes Freier Demokraten, danach der FDP. Nach der Einleitung eines später wieder eingestellten Verfahrens wegen des Vorwurfes, Leipziger LDPD-Mitglieder zum eigenen Vorteil in den Nachkriegsjahren bei sowjetischen Militärbehörden denunziert zu haben, trat er 1993 aus der FDP aus.

Gerlach meint heute, er sei „für den Untergang der DDR mitverantwortlich“. Sein „schwerwiegendster Fehler war, nicht ausreichend und konsequent genug auf Stabilisierung und Reformierung der DDR durch eine neue Politik gedrängt zu haben, obwohl ich ziemlichen Einfluss hatte.“

Wenigstens habe er 1979 in einem Buch ein ganzes Programm zur Reform der DDR aufgeschrieben. Gerlach: „Honecker hat es dann, ohne je mit mir darüber zu sprechen, verboten. Alle 40 vom Verlag schon gebundenen Exemplare sollten vernichtet werden.“

Für einen neuen Sozialismus

Heute, „nach fast zwei Jahrzehnten ohne DDR und den Erfahrungen im kapitalistischen Deutschland ist meine feste Überzeugung: Es gibt keinen dritten Weg.“ Gerlach: „Es gibt nach unseren Erlebnissen, nach unseren Erfahrungen nur einen für das Volk günstigen und vertretbaren Weg: einen Sozialismus mit neuen Inhalten, der Lehren aus dem gescheiterten Realsozialismus zieht.“ Dazu brauche man die „starke Einheit“ aller Linken: „Und ich bin jetzt ein parteiloser Linker.“