Update Sachsen
Merken

Ermittlung gegen "Vielzahl" von Polizisten

Sächsische Polizisten sollen beschlagnahmte Fahrräder verkauft haben, statt sie wie vorgegeben zu spenden. Es handelt sich um rund 1.000 Räder.

 2 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Beamte einer Sondereinheit, die wegen der hohen Zahl von Fahrraddiebstählen gegründet wurde, stehen nun selbst im Verdacht, Illegales mit Fahrrädern getan zu haben.
Beamte einer Sondereinheit, die wegen der hohen Zahl von Fahrraddiebstählen gegründet wurde, stehen nun selbst im Verdacht, Illegales mit Fahrrädern getan zu haben. © Symbolfoto: Hendrik Schmidt/dpa

Leipzig. In einem Skandal um den günstigen Verkauf sichergestellter Räder an Polizisten ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen eine "Vielzahl" von Beamten der sächsischen Polizei. Die Verdächtigen gehörten nicht nur zur Polizeidirektion Leipzig, erklärte Behördensprecherin Vanessa Fink am Freitag. 

Leipzig ist der Schauplatz des sogenannten Fahrradgates. Beschlagnahmte Räder, die gemeinnützigen Zwecken zugeführt werden sollten, sollen von hier aus bei Polizisten und ihren Familien gelandet sein. Die "Dresdner Morgenpost" hatte berichtet, dass es um rund 1.000 Räder gehe.

Zu den Zahlen, auch der Beschuldigten, machte Fink keine Angaben. Die Staatsanwaltschaft führe mehrere Ermittlungsverfahren wegen Korruptionstatbeständen, Strafvereitelung im Amt sowie wegen Diebstahls und Unterschlagung. Ermittelt werde schon seit Mitte 2019.

Im Kurznachrichtendienst Twitter löste der Skandal beißenden Spott aus. Neben dem Titel "Fahrradgate" bekam das Geschehen auch noch den Hashtag #VerdächtigGuteBikes verpasst. Das lehnt sich an den Werbeslogan der sächsischen Polizei für "verdächtig gute Jobs" an.

Der Linken-Landtagsabgeordnete Marco Böhme postete eine Kleine Anfrage, die er ans Innenministerium gestellt hat. In satirischem Ton will er unter anderem wissen, seit wann der Staatsregierung Kenntnisse vorliegen, "dass Teile der Polizeidirektion Leipzig so dringend auf nicht fossile Transportmittel umsteigen möchten". 

Das sächsische Innenministerium bestätigte am Donnerstag die Ermittlungen gegen die Beamten, wies den Vorwurf der Vertuschung aber zurück. Der Anfangsverdacht sei im Sommer 2019 aufgekommen, teilte Ministeriumssprecherin Patricia Vernhold mit. Daraufhin habe die Polizeidirektion Leipzig umgehend das Landeskriminalamt Sachsen um die Übernahme der Ermittlungen gebeten. "Diese dauern noch an und werden federführend bei der Staatsanwaltschaft Leipzig geführt", sagte sie. Unabhängig davon seien personalrechtliche Konsequenzen eingeleitet worden. (dpa/SZ)