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Mittelsachsen: Eltern wehren sich gegen Schließung von Kita

In Oberschöna sollen mit einem rigorosen Schritt die Ausgaben für Energie minimiert werden. Auch in Kitas der Region Döbeln wird gespart, aber anders.

Von Cathrin Reichelt
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Um Energie zu sparen, will die Gemeinde Oberschöna ihre Kita in Bräunsdorf über den Winter komplett schließen. Auch in der Region Döbeln machen die Kindereinrichtungen eine Pause. Die ist aber nur kurz.
Um Energie zu sparen, will die Gemeinde Oberschöna ihre Kita in Bräunsdorf über den Winter komplett schließen. Auch in der Region Döbeln machen die Kindereinrichtungen eine Pause. Die ist aber nur kurz. ©  Symbolbild: dpa

Mittelsachsen/Region Döbeln. Die geplante Schließung der Kita „Striegistaler Spatzen“ in Bräunsdorf während des kompletten Winters schlägt hohe Wellen. Die Gemeinde Oberschöna, zu der Bräunsdorf gehört, ist die einzige in Mittelsachsen, die diesen Schritt gehen will, um Energie zu sparen.

Das rigorose Vorgehen empört nicht nur die Eltern der Mädchen und Jungen. Das Vorhaben, die derzeit 16 Kinder auf andere Einrichtungen der Kommune zu verteilen, macht viele Menschen in Bräunsdorf und Umgebung sauer. Es sei unmöglich, dass zuerst bei den Kindern gespart werde. Der Bürgermeister müsse andere Sparmöglichkeiten suchen, fordern Anwohner bei Sat.1.

Die Redaktion hat sich vor Ort umgesehen und Oberschönas Bürgermeister Rico Gerhardt (CDU) vors Mikrofon geholt. Unsere Zeitung hatte telefonisch um ein Statement gebeten. Aber am Telefon gebe er keine Auskunft, lässt Gerhardt seine Sekretärin ausrichten.

Sat.1 erklärt er, die Kita „Striegistaler Spatzen“ sei die einzige Einrichtung in der Kommune, die mit Gas beheizt werde und jetzt schon unwirtschaftlich. Würde sie über den Winter weiter betrieben, wäre es das sichere Aus für die Kita. Einen kleinen Kompromiss kündigt er dann doch an: „Wo die meisten Kinder in einer Gruppe sind, geht das Personal mit in die andere Einrichtung.“

Gefährdung für das Kindeswohl

Die Eltern haben erst vor wenigen Tagen von dem Gemeinderatsbeschluss zur Winterschließung erfahren. Verständnis haben sie dafür nicht. „Für die Kinder ist das der schlechteste Weg“, sagt Christiane Block vor Ort dem MDR. Einige Eltern seien sogar der Meinung, dass es gefährlich für das Kindeswohl ist. „Man kann nicht einfach ein Kind für eine gewisse Zeit in eine andere Kita geben und hoffen, dass es dort zurechtkommt“, meint Christiane Block.

Doch der Bürgermeister hält es für nahezu unmöglich, an anderer Stelle zu sparen. Der Gaspreis habe sich verdreifacht, auch der Strompreis sei gestiegen. Die Kosten, die in den kommenden Monaten durch die Schließung der Kita wegfallen, schätzt er auf rund 30.000 Euro.

Gleichzeitig geht er von einem Weiterbetrieb der Kita aus. „Ich hoffe, dass es gelingt, dass die Kita in zwei und fünf Jahren noch gut belegt ist und die Kinder hier gut aufwachsen können“, sagt Rico Gerhardt. Wie es weitergeht, entscheide der Gemeinderat.

Die Eltern geben noch nicht auf. Sie wollen dem Bürgermeister jetzt Vorschläge unterbreiten, wie die Kita in Bräunsdorf erhalten werden könnte.

Die Schließung einer Kita über mehrere Wochen, vielleicht sogar Monate, scheint ein Novum zu sein. Auch in der Region Döbeln machen die Kindertagesstätten eine Pause. Die fällt aber lediglich in die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr und hängt nicht mit der Einsparung von Gas und Strom zusammen.

Diese Schließzeit zum Jahresende ist in den Betreuungsvereinbarungen der Einrichtungen verankert. So können sich die Eltern vom ersten Tag, ab dem ihr Nachwuchs die Kita besucht, darauf einstellen.

Alle Kitas in Döbeln gut ausgelastet

Die Schließung einer Kita über einen längeren Zeitraum steht in keiner Kommune der Region Döbeln zur Debatte. Auch sind nach Informationen des DA alle Kitas gut ausgelastet. „Und wir haben alle Möglichkeiten zur Sicherung einer stabilen Energieversorgung getroffen und stabile Verträge mit regionalen Energieversorgern“, sagt Roßweins Bürgermeister Hubert Paßehr (CDU).

Es herrsche jedoch eine allgemeine Verunsicherung, ob das Personal noch ausreicht. Beschäftigte im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst erhalten ab diesem Jahr zwei zusätzliche Entlastungstage. „Vor diesem Problem stehen aber alle Kommunen“, so Paßehr.

Unberechenbar bleibe das Thema der Corona-Erkrankungen. „In speziellen Notfällen können wir nur an die Eltern appellieren, ihre Kinder zu Hause zu lassen“, so der Roßweiner Bürgermeister. Auch Maria Euchler, Bürgermeisterin der Gemeinde Kriebstein (FW), weist darauf hin, dass es aufgrund von Krankheit zwar zur Schließung einzelner Gruppen, aber nicht einer kompletten Kita kommen kann.

Das Vorgehen in Bräunsdorf ist für niemanden akzeptabel. Gespart wird auch in den Kitas der Region. Aber anders. „Unsere Kinder bringen jetzt Handtücher von Zuhause mit. Dadurch sind rund 100 Handtücher pro Woche weniger zu waschen“, nennt Dana Richter, Leiterin der Waldheimer Kita Wasserplanscher, ein Beispiel.

Temperaturvorgaben abwägen

Auch versuche sich die Einrichtung, an 24 Grad Zimmertemperatur im Bad und 21 Grad in den Gruppenzimmern zu halten. Trotzdem macht Dana Richter Einschränkungen: „Bei Vier- oder Fünfjährigen, die sich den ganzen Tag bewegen, geht die Temperatur. Für Krippenkinder, die nur auf dem Boden sitzen und spielen, ist das zu wenig. Da geht das Wohl des Kindes vor.“

Ähnlich sieht das eine andere Kita-Leiterin. Ihr Team achte zwar darauf, dass möglichst wenig Energie verbraucht werde. „Aber wenn es zu kalt wird, drehen wir die Heizung auf. Denn es nützt nichts, wenn die Kinder krank werden und die Eltern dadurch in ihrem Job ausfallen“, meint sie.