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Auch mal egoistisch sein

Warum eine gute Mutter zuerst an sich selbst denkt, und wie das im Alltag gelingen kann, verrät Diplom-Psychologin Katrin Kehler aus Dresden.

Von Silke Rödel
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Nicht nur am Muttertag sollten Mütter auch an sich denken.
Nicht nur am Muttertag sollten Mütter auch an sich denken. © Foto: Adobe Stock

Der Muttertag ist ein guter Anlass für Mütter, auch mal wieder an sich zu denken. Arbeit, Haushalt, Kinderbetreuung haben in den vergangenen Monaten viel Kraft gekostet: Kontaktbeschränkungen, Geldnöte, Sorge um den Arbeitsplatz, beengte Wohnverhältnisse, Angst um die eigene Gesundheit und die der Familie – all das belastet. „Ganz wichtig: Wir müssen aus dem Durchhalte-Dauerstress-Modus raus“, sagt Katrin Kehler, Diplom-Psychologin aus Dresden. Aber wie?

In kleinen Schritten

„Versuchen Sie es in kleinen Schritten“, rät Katrin Kehler. Es können einfach nur mal zwei Minuten sein, zwischen zwei Aufgaben innezuhalten und sich dabei auf sich zu konzentrieren. „Öffnen Sie das Fenster und atmen Sie bewusst einige Züge frische Luft.“ Ein anderes Mal sind es vielleicht fünf Minuten oder am Wochenende auch mal zwei oder drei Stunden. „Wichtig ist, sich kleine Ziele zu setzen und sich der Verantwortung nicht nur für die Kinder, sondern auch für sich selbst bewusst zu sein. Die beste Mutter sorgt zuerst für sich selbst. Das klingt erst einmal egoistisch, ist aber gerade in Krisenzeiten wichtig, um wieder Kraft zu tanken.“
Entscheidend ist es, Belastungen und Ressourcen in Einklang zu bringen. „Versuchen Sie beispielsweise, Aufgaben abzugeben oder umzustrukturieren“, sagt die Psychologin. Sätze wie „ Sei stark!“, „Mach es allen recht!“, „Mach es perfekt!“ verstärken nur den Stress und sollten verändert, relativiert oder erweitert werden, zum Beispiel in: „Ich darf meine Wünsche äußern und Hilfe annehmen.“, „Nur wenn es mir gut geht, kann ich für andere da sein.“ oder „Ich darf auch mit 80 Prozent zufrieden sein.“

Ressourcen auffüllen

Wenn aufseiten der Anforderungen nichts mehr gestrichen werden kann, müssen die Ressourcen aufgefüllt werden. „Fragen Sie sich, was Sie sich Gutes tun können.“ Es geht nicht darum, sich mit Fernsehen oder anderen Dingen abzulenken, sondern den Fokus auf sich zu richten, diese kleinen Momente ganz bewusst zu fühlen und vermehrt umzusetzen.
Ein weiterer Tipp: „Fahren Sie auf Sicht: Was kann ich gut überblicken, einen Tag, eine Woche? Für diese überschaubaren Horizonte lassen sich auch realistische und umsetzbare Lösungen entwickeln.“ Als ein Beispiel nennt Katrin Kehler einen Wochenspeiseplan und den darauf abgestimmten Wocheneinkauf. „Und ich kann jedem nur empfehlen, der sich gerade im Dauerstress fühlt: Nehmen Sie Hilfe rechtzeitig in Anspruch. Das ist keine Schwäche, sondern ein starkes Zeichen für Ihre eigene Gesundheit“, so die Psychologin.

Auf der Website der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gibt es weitere Tipps: www.zusammengegencorona.de/informieren/psychisch-stabil-bleiben/