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Wenn Lesen Schwerstarbeit ist

Eine Lese-Rechtschreib-Schwäche bedeutet mehr als schlechte Noten. Wie Eltern ihr Kind unterstützen können:

Von Silke Rödel
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Lesen- und Schreibenlernen braucht viel Zeit, Geduld und Verständnis.
Lesen- und Schreibenlernen braucht viel Zeit, Geduld und Verständnis. © Foto: stock.adobe.com

Einen Satz wie diesen hier zu lesen oder selbst zu schreiben, fällt manchen Kindern schwer. Denn damit das überhaupt gelingen kann, sind allerhand Entwicklungsschritte zu durchlaufen. „Lesen- und Schreibenlernen ist ein langer Prozess, vergleichbar mit dem Laufen“, sagt Ria Schmidt, Leiterin des Duden Instituts Dresden. Dabei sind Schwierigkeiten, gerade beim Eintritt in die Schule, normal. "Die Kinder müssen erst einmal so viel anderes lernen, länger stillsitzen, früher aufstehen. Sie haben andere Bezugspersonen und müssen sich in einer neuen Gruppe finden." Laut Lehrplan sollten Kinder aber bis zum Ende der zweiten Klasse die Schriftsprache verstehen und verwenden können.

„Wenn zusätzliches Üben nicht den gewünschten Erfolg bringt und Eltern vermuten, dass ihr Kind eine Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) hat, empfehle ich, zunächst das Gespräch mit der Lehrkraft zu suchen“, sagt Ria Schmidt. Im Laufe der zweiten Klasse wird in der Schule eine LRS-Diagnostik absolviert. Professionelle Anlaufstellen wie das Duden Institut bieten zudem kostenfreie Beratungen an.

Eine Lese-Rechtschreibschwäche kann sich auf vielfältige Weise zeigen. „Einige Kinder können nur buchstabenweise lesen. Andere lassen beim Schreiben Buchstaben weg oder es fällt ihnen schwer, Wörter in Silben zu gliedern“, nennt die Expertin einige Anzeichen.

Ria Schmidt. Leiterin Duden Institut Dresden
Ria Schmidt. Leiterin Duden Institut Dresden © Foto: privat

"Kinder sind nicht dumm oder faul"

Bei ihrer Arbeit mit den Eltern merkt Ria Schmidt eine große Verunsicherung und betont: „Schülerinnen und Schüler mit LRS sind nicht dumm oder faul.“ Denn laut Definition der LRS liegt der IQ-Wert bei den betroffenen Kindern im Normbereich oder darüber. Lediglich die Leistungen im Lesen und Schreiben sind unterdurchschnittlich. Doch auch hier macht Ria Schmidt deutlich: „Eine LRS vergeht nicht von allein, mit gezielter Unterstützung kann man aber die Schwierigkeiten überwinden.

"Eltern möchten ihr Kind gerne unterstützen, setzen die Anforderungen beim Üben aber oft zu hoch an. „Sätze wie ‚Das ist doch ganz einfach‘ sollte man vermeiden", sagt Ria Schmidt. Wenn das Kind das vermeintlich Einfache nicht schafft, wird es durch solche Aussagen nicht motiviert, sondern frustriert. Es fühlt sich schlecht, meint, es genüge den Anforderungen nicht. Auf Frust folgen Angst und Vermeidung, die Eltern oft als Faulheit oder Desinteresse interpretieren und den Druck weiter erhöhen. „Dadurch verstärken sich die negativen Gefühle beim Kind. Ängste, sinkendes Selbstwertgefühl und fehlendes Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten führen in einen Teufelskreis, der zu psychosomatischen Beschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen und im Extremfall zur Schulverweigerung führen kann“, so die Expertin. Rückzug oder Verhaltensauffälligkeiten werden beobachtet. Eltern können betroffene Kinder unterstützen, indem sie die Problematik ernst nehmen, sich professionell beraten lassen und mit ihrem Kind spielerisch Üben. Um die Freude am Lesen und Schreiben zu wecken, können diese kleinen Übungen hilfreich sein:

  • Schnitzeljagd mit kleinen Zetteln in der Wohnung, die gelesen werden müssen.
  • Ich sehe was, was du nicht siehst und das beginnt mit „A“ oder ich packe meinen Koffer und nehme nur Dinge mit, die mit „D“ beginnen.
  • Tandem-Lesen: Lese-Trainer und Lese-Sportler lesen gemeinsam im Chor.

Einen Elternratgeber, Podcast sowie Fördermaterialien bieten die Duden Institute online: www.duden-institute.de

  • „Schulerfolg trotz LRS“ von Ingrid Naegele
  • „Buchstabenzauber“ von Christoph Biemann

Allgemeine Tipps rund ums Lernen gibt es auf dem Blog von Caroline von St. Ange: www.learnlearningwithcaroline.com