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Farbanschlag auf Bergkeller

Eine „Rote Beete Fraktion“ wirft rote Farbe an die Fassade und kündigt weitere Anschläge an.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Birgit Ulbricht

Großenhain. Die sogenannte „Rote Beete Fraktion“ hat sich zum Farbanschlag auf den Bergkeller bekannt. Die linksextremistische Gruppe warf über Nacht etliche rote Farbstoffbeutel gegen die Fassade der Gastwirtschaft. Eine schriftliche Erklärung folgte prompt. Ihr Inhalt: Man habe angesichts der Situation „in der sich ein Restaurant politisch klar positioniert, indem es Raum für eine offen nationalistische Partei wie die AfD bietet“, keine Zeit für lange Erklärungen.

Außerdem kündigten die Verfasser an, nach der „Kennzeichnung des Gebäudes mittels roter Beete“, im Falle weiterer AfD-Veranstaltungen, „auf den expressiven Einsatz weiterer einheimischer Gemüsesorten zurückzugreifen“. Damit ist es dem Bergkeller jetzt ähnlich wie dem Ballhaus Watzke in Dresden ergangen, der ebenfalls nach einer Veranstaltung verschandelt wurde, um Druck auf Gastronomen auszuüben, Räume nicht an die AfD zu vermieten. Der Anschlag in Großenhain gilt dem Vortrag des Journalisten und freien Autoren Hans-Hermann Gockel, der früher bei SAT.1 und N 24 war, heute unter anderem für die rechtskonservative Junge Freiheit schreibt und als Produzent arbeitet.

Die AfD-Landtagsfraktion hatte ihn am 9. Februar mit seiner Vortragsreihe „Extremismus in Sachsen – ein Land im Fadenkreuz“ eingeladen. Anwesend waren auch die beiden Landtagsabgeordneten Mario Beger und Kerstin Muster sowie Carsten Hütter, der zur Bundestagswahl im Kreis Meißen gegen Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) antritt. An dem Abend waren etwa hundert Zuhörer anwesend. Gockel ist selbst kein Parteimitglied.

Die Familie Seurig ist nach dem Farbanschlag schockiert. Vater Sven Seurig, der das Traditionshaus selbst wieder aufgebaut hat, sagten gestern der SZ, die ganze Aktion sei ein Unding. „Wir haben lediglich Räume an eine zugelassene Partei vermietet“, sagt Seurig. Er sei erschüttert über den Umgang miteinander und dass der jetzt auch in Großenhain angekommen sei. Man sei nicht „rechtszugewandt“ wie in dem Schreiben der „Rote Beete Fraktion“ behauptet wird. „Wir sind Gastronomen und würden den Saal genauso an die Linke oder die CDU vermieten“, so Seurig.

Für verfassungsfeindliche Parteien wie die NPD gelte das natürlich nicht. Damit bewege man sich einfach nur auf dem Boden des Gesetzes. Schützenhauswirt Thomas Krause lehnte zuvor die Anfrage der AfD nach einer Vermietung ab.