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Faszinierende Felsenwelt

Die Sächsische Schweiz lockt Wanderer, Kletterer und Genießer – und wird zunehmend zum Ganzjahres-Urlaubsziel.

Von Birgit Hilbig
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Festung Königstein im Herbst.
Festung Königstein im Herbst. © Foto: Festung Königstein gGmbH

Markante Tafelberge, bizarre Felsen und enge, wilde Täler und Schluchten: Auf einer überschaubaren Fläche punktet die Sächsische Schweiz mit einer überwältigenden Vielfalt an Naturattraktionen. Kein Wunder, dass die vor rund 100 Millionen Jahren im Meer entstandene Landschaft beidseits der Elbe zu den beliebtesten Ausflugs- und Urlaubszielen in Sachsen und ganz Deutschland gehört. Kein Wunder aber auch, dass sie einen strengen Schutz genießt: Ein großer Teil der rechtselbischen Fläche wurde 1990 zum Nationalpark erklärt – bis heute übrigens der einzige im Freistaat.

Zwar kann man auch von Auto, Zug oder Schiff aus einen Blick auf die Sächsische Schweiz erhaschen, doch richtig kennenlernen lässt sie sich eigentlich nur auf Schusters Rappen. Rund 1.200 Kilometer markierter Wege erschließen selbst entlegene Winkel und lassen ambitionierte Wanderer ebenso auf ihre Kosten kommen wie Spaziergänger, Familien mit Kinderwagen und Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. Durch die immer schneeärmeren Winter wird das Wandern im Felsengebirge auch zu einer beliebten Alternative zum Skiurlaub – die Touristiker legen zunehmend Programme für die kältere Jahreszeit auf.

Strenge Kletterregeln

Berühmt ist die Sächsische Schweiz zudem für ihre Klettertradition, die offiziell mit der Besteigung des Falkensteins durch Schandauer Turner 1864 begann. Bereits einige Jahre zuvor hatte der Schornsteinfeger Sebastian Abratzky den Königstein in einem Felskamin erklommen – und die als uneinnehmbar geltende Festung in einem verwegenen Streich „erobert“. In größerem Umfang als Klettergebiet erschlossen wurde das Gebirge ab etwa 1890 durch die Pioniere um Oscar Schuster, dessen Name noch heute sehr präsent ist. Im Schusterweg auf den Falkenstein hängt sogar ein Reliefbildnis.

Legendär sind auch die strengen sächsischen Kletterregeln, die in erster Linie den empfindlichen Sandstein und die Lebensräume seltener Tier- und Pflanzenarten schützen sollen. So sind einige der über 1.100 Kletterfelsen zeitweise gesperrt, um die Vogelbrut nicht zustören; nicht erlaubt ist zudem das Klettern bei oder direkt nach dem Regen. Bis auf drei Ausnahmen sind die Massive tabu – als Gipfel gelten nur freistehende Felsen, die durch Kletterei oder durch Überfall, Übertritt oder Sprung von benachbarten Felsen zu ersteigen sind. Zur Sicherung, so das Regelwerk weiter, darf der Vorsteiger neben dem Seil nur Schlingen verwenden, die er aus der Kletterposition heraus an natürlichen Felsstrukturen befestigt. Metallene Sicherungsmittel wie Klemmkeile und Friends sind verboten, weil sie das weiche Gestein beschädigen; Magnesia darf ebenfalls nicht verwendet werden. Ringe darf nur der Erstbegeher einer Route in möglichst geringer Zahl schlagen. In leichteren Wegen mit ausreichend natürlichen Sicherungsmöglichkeiten sind oft gar keine vorhanden. Trotz oder gerade wegen dieser Einschränkungen gilt Klettern im Elbsandstein als besonders klassisch, sauber und naturnah.

Geschichte und Panorama

Wer das Gebirge zum ersten Mal besucht, möchte aber sicher auch die großen Tourismusmagnete wie Bastei und Festung Königstein nicht verpassen. Erstere lockt vor allem mit einer grandiosen Aussicht übers Elbtal zur einen und in den wildromantischen Rathener Felsenkessel auf der anderen Seite; die Basteibrücke und die Felsenburg Neurathen sind ebenfalls begehrte Fotomotive. Auf der Festung lohnt neben dem Panorama die Besichtigung der historischen Bausubstanz, der modernen Dauerausstellung und der wechselnden Sonderschauen. Nach der coronabedingten Schließung ist seit Anfang Mai vorerst aber nur der Außenbereich der insgesamt fast zehn Hektar großen Anlage uneingeschränkt zugänglich; die Eintrittspreise wurden entsprechend reduziert. Der Termin für die Eröffnung der diesjährigen Sonderausstellung „Hohe Gäste auf Sachsens schönster Feste“, die sich den Aufenthalten von Zar Peter I., Napoleon I., Alexander von Humboldt, Carl Gustav Carus, Bertel Thorvaldsen und weiterer namhafter Künstler, Politiker und Wissenschaftler widmet, war zum Redaktionsschluss noch nicht bekannt.

Dieser Beitrag erschien in der Tour de Saxe Juni 2020.