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Fensterputzer steigen WTC aufs Dach

Mit Seilen gesichert sorgen zwei Männer in luftiger Höhe für besseren Durchblick. Doch auch im Center könnte es bald sportlich zugehen.

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© Norbert Neumann

Von Nora Domschke

Das Wetter hätte sicherlich etwas besser sein können. Es fängt an zu regnen, als André Runge und Michael Lehmann am Mittwochmorgen auf die halbrunde Glaskuppel des World Trade Centers (WTC) an der Freiberger Straße steigen. Die Scheiben sind glatt wie eine Eisbahn, doch mit Seilen gesichert gehen die beiden jungen Männer ans Werk.

Ganz klassisch, mit Glasreiniger und Wassereimer, Fensterleder und Gummiabzieher. Dort oben, in 27 Meter Höhe, sind echte Handarbeit gefragt und schwindelfreie Mitarbeiter. Seit vier Jahren reinigt die Dresdner Firma Plurel nun schon die etwa 2 700 Quadratmeter Glasfläche des Daches. Zweimal im Jahr sind die Fensterputzer für jeweils sieben Tage im Einsatz. Auch, um an den gläsernen Giebelfronten für besseren Durchblick zu sorgen. Nur, wenn es sehr stürmisch ist, kann der Einsatz auf dem Glasdach auch mal etwas länger dauern. „Dann gehen wir nicht raus“, sagt André Runge. Sicherheit geht vor. Nachdem in den vergangenen Tagen ein heftiger Wind in Dresden wehte, ist es am Mittwoch zum Glück wieder windstill.

Für Runge und Lehmann ist es nicht der erste Einsatz auf dem WTC-Dach. Bergsteiger sind sie zwar nicht, aber sportlich sollte man für die anstrengende Arbeit schon sein, sagt Lehmann. Die Männer kennen die Abläufe, legen sich die schweren Gurte um die Hüfte und klinken die Karabiner in die Sicherungsösen auf dem Glasdach. So arbeiten sie sich Stück für Stück über die Fläche – immer mit bestem Blick auf das Atrium des WTC.

Von dort schaut Centermanager Jürgen Rees den Fensterputzern bei ihrer Arbeit zu. Wenn es die Zeit erlaubt. Denn eigentlich ist der 55-Jährige derzeit damit beschäftigt, einen oder mehrere Nachmieter für die Bibliotheksräume im WTC zu finden. Ab März kommenden Jahres steht die 4 300 Quadratmeter große Fläche frei, weil die Haupt- und Musikbibliothek in den sanierten Kulturpalast umzieht. „Es gibt mehrere Interessenten“, sagt Rees. Namen will er nicht nennen. Aber er verrät zumindest, dass ein Fitnessstudio sowie ein großes Unternehmen darunter sind. Die Firma will in den Bibliotheksräumen ihre Büros einrichten. Fest steht schon jetzt, dass die Dresden International University einen Teil der Fläche übernimmt, um sich zu erweitern. „Das wollen auch andere Mieter“, sagt der Centermanager. „Nun müssen wir überlegen, wie der Kuchen am besten aufgeteilt wird.“ Rees schmunzelt, denn er weiß, wie begehrt Gewerbeflächen im Dresdner Stadtzentrum sind. Nun hat er eine der größten innerhalb des 26er-Rings im Angebot – dementsprechend groß ist derzeit die Nachfrage.

Dabei würde ein Fitnessstudio ganz gut in den Brachenmix des WTC passen. Etwa 80 Firmen und Institutionen aus den Bereichen Bildung und Wissenschaft, Dienstleistungen, Einzelhandel, Kultur und Gesundheit sind auf 90 000 Quadratmetern Fläche ansässig. Rees, der sich schon seit 2009 um das Center kümmert, hat bisher ein glückliches Händchen bei der Auswahl der Mieter bewiesen. Mit der Drewag und dem Technischen Rathaus hat sich Rees wichtige und große Dresdner Einrichtungen ins Haus geholt – seit Jahren ist das WTC voll vermietet. Auch das soll im September gefeiert werden. Dann findet im Atrium die Feier zum 20-jährigen Jubiläum des Centers mit Gala und Fotoausstellung statt.