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Mord unter Schweinen und Menschen: So gut war der neue "Polizeiruf"

Im Brandenburger „Polizeiruf“ geht es Schweinen und Juristen an den Kragen. Die Grenzen zwischen beiden sind fließend.

Von Oliver Reinhard
 2 Min.
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Altbekannte Ermittelnde, neue Paarung: Im aktuellen Brandenburger „Polizeiruf“ arbeiten erstmals die Cops Alexandra Luschke (Gesa Flake) und Karl Rogov (Frank Leo Schröder) zusammen.
Altbekannte Ermittelnde, neue Paarung: Im aktuellen Brandenburger „Polizeiruf“ arbeiten erstmals die Cops Alexandra Luschke (Gesa Flake) und Karl Rogov (Frank Leo Schröder) zusammen. © RBB

Es kann einem fast schwindelig werden, so schnell dreht sich das Personalkarussell beim Brandenburger „Polizeiruf“: Nachdem Kommissarin Olga Lenski ihren Abschied genommen hatte, rückte an die Seite ihres Kollegen Adam Raczek der Neuling Vincent Ross nach, und die Krimireihe des RRB katapultierte sich mit dieser genderfluiden Rolle in die geschlechtersensible Hochmoderne. Nur um kurz darauf, als auch Raczek ging, den hemdsärmeligen Dorfpolizisten Karl Rogov ins Team zu holen, was wiederum die beliebten alten Zeiten des seligen Hotte Krause erneut anklingen ließ.

Doch in der letzten Folge pausierte Rogov, und Ross ermittelte in Cottbus zusammen mit der dortigen Kommissarin Alexandra Luschke (die auch schon mal mit Raczek kooperiert hatte). Da im aktuellen Fall indes Ross wegen einer Fortbildung ausfällt, arbeiten nun Luschke und Rogov als Team. Alles klar?

Familiendrama in dichten polnischen Wäldern

Klar ist jedenfalls, dass in einem polnischen Jagdrevier ein junger Berliner Anwalt erschossen wurde. Unklar ist, ob es der Sohn vom alten Kanzleichef war, der seinen Filius vorher degradiert hatte. Oder der Freund des Filius, den der Kanzleichef zuvor an seinem Sohn vorbei zum Partner gemacht hatte. Eifersucht und Neid können ein starkes Motiv sein im Buhlen um Anerkennung.

Inmitten der dichten und düsteren Wälder und in einem alten Jagdschloss spielt sich ein familiäres Psychodrama ab. Zum Glück sind die Charaktere vom Autorenquintett um Regisseur Tomasz E. Rudzik differenziert genug gezeichnet, um die dicken Klischees der bösen reichen Staranwälte aufzulockern.

Wie immer garantiert der RBB-Polizeiruf hohe Qualität

Doch der Titel „Schweine“ bezieht sich natürlich nicht allein auf die Viecher, die hier von der Schweinepest bedroht sind, sodass der Zuchtbetrieb des polnischen Jagdführers vor dem Aus steht, was auch ihn verdächtig macht: Hat er die Anwälte versehentlich in der Sperrzone jagen lassen und musste einen Zeugen beseitigen?

Trotz aller polizeipersonellen Windungen: Trotz aller polizeipersonellen Windungen: Auch dieser „Polizeiruf“ ist, wie seit vielen Jahren wirklich alle Fälle des Qualitätsgaranten RBB, ein feines Stück Spannung, toll gefilmt und großartig gespielt. Vor allem von Gesa Flake als Kommissarin Luschke und Frank Leo Schröder als Rogov. Natürlich mit einer dramatischen und berührenden Wendung am Schluss.

Im nächsten Fall ist übrigens wieder der genderfluide Vincent Ross dabei. Beim RBB hat man beschlossen, alle drei Kommissare in immer wieder wechselnder Paarung ermitteln zu lassen. Gewöhnen wir uns also daran. Notfalls hilft gegen den Schwindel eine Reisetablette.