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Olaf Schubert: "Sobald es schmuddelig wird, bin ich raus"

Olaf Schubert sagt von sich selbst, er sei ein Wettbewerbstyp und versucht nun im Amazon Show-Wettstreit "LOL - Last One Laughing" mit anderen Komikern, die Contenance zu wahren.

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Olaf Schubert mischt in der nächsten Staffel von "LOL – Last One Laughing" mit.
Olaf Schubert mischt in der nächsten Staffel von "LOL – Last One Laughing" mit. © Amac Garbe

Die ersten beiden Staffeln der Comedy-Show "LOL – Last One Laughing", bei der sich zehn Top-Komiker sechs Stunden lang gemeinsam wegsperren lassen und nicht lachen dürfen, entwickelten sich zu Quotenknüllern des Streamingdienstes Amazon Prime Video.

Der Start der dritten Staffel wird vom tragischen Tod des Vollblutspaßmachers Mirco Nontschew überschattet, der kurz nach der Aufzeichnung starb. Wir sprachen mit Ensemblemitglied Olaf Schubert über den schmerzlichen Verlust, aber auch über positive Erfahrungen mit der Show.

Herr Schubert, Sie sind bei "LOL – Staffel 3" für den erkrankten Joko Winterscheidt eingesprungen. Fühlen Sie sich ein bisschen wie zweite Wahl?

Ja, aber das ist ganz normal. Eigentlich war es sogar ein Aufstieg, denn meistens fühle ich mich wie dritte Wahl.

Welche Für und Wider haben Sie abgewogen, bevor Sie zusagten?
Keine. Ich hatte zugesagt, kurz bevor man mich gefragt hat.

Mit Michel Hunziker und Palina Rojinski waren auch Komik-Amateure mit an Bord. Sind die leichte Beute oder waren sie sogar im Vorteil?
Leichte Beute ist ja niemand. Jemanden zum Lachen zu bringen ist manchmal ganz leicht, aber eben vor allem dann, wenn der andere nicht damit rechnet. Wenn der andere aber schon in der Verteidigungsstellung steht, kann er eine umso schwerere Beute sein.

Nebenbei ist Olaf Schubert auch Schirmherr des Dresdner Klamauk-Festivals "Humorzone".
Nebenbei ist Olaf Schubert auch Schirmherr des Dresdner Klamauk-Festivals "Humorzone". © Amac Garbe

Haben Sie sich die anderen beiden Staffeln angesehen, um sich Tricks abzuschauen?
Nein, ich muss zugeben, dass ich diese ganzen modernen Streaming-Portale gar nicht habe. Ich habe im Internet die Ausschnitte geschaut, die es so gibt, was ja nicht so viel ist. Ich habe im Umfeld aber schon ziemlich viel mitbekommen.

Es war zuvor ganz selten oder fast nie der Fall, dass eine Sendung mit deutschem Humor für so viel Bandbreite in der Aufmerksamkeit gesorgt hat. Ich wurde oft angesprochen: "Hier, das musst du mal angucken! Das ist mal etwas anderes." Insofern war ich da schon ein intimes Quantum "hot" drauf.

Welcher lebende oder tote internationale Komiker wäre Ihr ultimatives Kryptonit?
Wenn ich mir zu Hause auf dem Bildschirm etwas anschaue, muss ich eigentlich über nichts lachen, nie. Es sei denn, es erwischt mich mal auf dem völlig falschen Fuß. Aber in diesem Kontext, in diesem Umfeld, in dieser Konstellation mit diesen vielen Künstlern, die man auch eher als Menschen wahrnimmt und nicht aus einer Publikumsperspektive, ist das etwas ganz anderes.

Man muss sich zurückhalten, nicht über Dinge zu lachen, die mit diesem professionellen Bühnen- oder Fernsehhumor eigentlich nichts zu tun haben. Das Verrückte ist wirklich diese Ausnahmesituation.

Welche Gedanken und Gefühle haben Sie bewegt, als Sie vom Tod Mirko Nontschews erfahren haben?
Bei jeder Nachricht eines Todes gibt es erst mal eine Fassungslosigkeit. Man kann das nicht glauben und es dauert eine Weile, bis das ins Bewusstsein sickert. Bei mir kam allerdings dazu, dass ich ihn dort zum ersten Mal gesehen und getroffen habe. Er ist also kein langjähriger Wegbegleiter, aber das macht es nur bedingt einfacher.

Man will das nicht glauben, man kann es nicht verstehen, aber es ist nun mal die biologische Realität. Viel mehr als die Trauer und die Verwunderung bleibt dann nicht übrig. Natürlich habe ich nach einer Weile schon überlegt: "Was macht man jetzt damit? Wie geht man mit dem Material um? Legt man das jetzt in den Giftschrank?"

Ich denke aber, der Entschluss, die Serie zu streamen, wäre auch in seinem Sinne. Ich finde es schon richtig und nicht pietätlos, sein Vermächtnis zu zeigen. Es ist genau das, wofür die Menschen ihn geliebt haben.

Soll auf Ihrer eigenen Trauerfeier gelacht werden?
Ich bitte darum, ja.

Sind Sie ein Wettbewerbsmensch?
Eigentlich ja. Wenn Spiele gespielt werden, zum Beispiel Kartenspiele oder was man sonst so gelegentlich im Familienbund tut, finde ich den Wettbewerbscharakter schon wichtig. Sonst wird das Spiel in seiner Bedeutung beschnitten. Man muss sich schon an die Regeln halten und man sollte versuchen zu gewinnen.

Natürlich im Rahmen eines Ehrgeizniveaus, bei dem es einem bewusst bleibt, dass es ein Spiel ist. Aber sobald es schmuddelig wird, wie zum Beispiel beim Fußball, wenn manche sich richtig schubsen, bin ich ziemlich schnell raus.

Geheimagenten werden dazu ausgebildet, Folter widerstehen zu können. Kann man das Nicht-Lachen trainieren?
Bestimmt. Der Mensch nutzt seine Hirnkapazität, glaube ich, bloß zu 17,8 Prozent. Man könnte sein Hirn bestimmt darauf konditionieren. Ich weiß jetzt nicht wie, aber es geht garantiert. Aber ich finde, das ist nicht anstrebenswert.

Michael "Bully" Herbig präsentiert die Comedy-Game-Show "LOL – Last One Laughing" und gibt dabei zugleich den gnadenlosen Schiedsrichter.
Michael "Bully" Herbig präsentiert die Comedy-Game-Show "LOL – Last One Laughing" und gibt dabei zugleich den gnadenlosen Schiedsrichter. © dpa

Sind Sie sehr spontan oder fällt Ihnen die richtige Antwort auf eine blöde Anmache auch immer erst hinterher ein, wie bei einem normalen Menschen?
Ich fürchte nicht. Wenn mir die richtige Antwort schon am Abend einfallen würde, dann wäre ich froh! Zwischen der benötigten Antwort und der Idee für die richtige Antwort liegen bei mir oft Jahre, meistens sogar Jahrzehnte. Aber die Zeit dazwischen ist oft auch schön. Wenn man diese Zeit genießen kann, dann geht’s.

Hat Sie Ihr Publikum bei einem Liveauftritt schon einmal verhungern lassen und keine Reaktion gezeigt?
Ganz am Anfang der Karriere gab es solche Situationen. Es gab einen oder zwei Auftritte, bei denen ich wirklich das Gefühl hatte, dass sich überhaupt nichts tat. Der eine war eine Galaveranstaltung, zu der wir geladen wurden. Wir waren im Vorfeld von Harald Schmidt in Erfurt bei irgendeinem Event zu Gast.

Er war damals natürlich der riesengroße Zampano und wir haben den Riesenfehler gemacht, zuzusagen, dass wir uns eine Stunde vorher zum Obst machen. Die Leute standen mit Sektgläsern da und haben sich unterhalten.

Nur einmal hat man von uns Notiz genommen, nämlich als ich gesagt habe: "So, jetzt kommt mein letztes Lied." Da hat man kurz geklatscht. Ich habe immerhin zurückgeschlagen und gesagt: "Ach nein, Entschuldigung, das war das vorletzte."

Worüber haben Sie sich zum letzten Mal ausgeschüttet vor Lachen?
Das ist gar nicht lange her, aber worüber, habe ich schon wieder vergessen. Irgendetwas ganz Banales. Aber schmunzeln musste ich beim Thema Sonderweg zu Corona.

Erst wurde Schweden für seinen Sonderweg getadelt, dann hieß es, dass Deutschland jetzt auch einen Sonderweg geht. Da dachte ich: "Herrlich, wie sich manchmal die Kreise schließen oder die Wege kreuzen." In dem Fall die Sonderwege.

Fällt es Ihnen schwer, in diesen merkwürdigen Zeiten Ihren Humor zu bewahren?
Mir persönlich fällt es nicht schwer. Es gibt natürlich auch Situationen, in denen man tieftraurig ist. Aber im Gegenteil, wenn man nicht mehr lachen kann, darf oder will, dann hat die dunkle Seite gewonnen. Das sollte man nicht zulassen. Denn wie schon gesagt, bin ich ein Wettbewerbstyp.

Möchten Sie das Gemeinschaftserlebnis nun intensivieren?
Es gibt ja auch noch andere Formate: das Dschungelcamp, "Love Island"…Ich habe ja schon gesagt: Sobald es körperlich wird, bin ich raus. Ich glaube, für "Love Island" bin ich noch zu jung, fürs Dschungelcamp bin ich wiederum schon zu alt.

Das Interview führte André Wesche.

"LOL – Staffel 3" startet am 14. April bei Amazon Video.