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"Die Passion": Wenn Jesus mit dem Bus kommt

RTL zeigt mit "Die Passion" die Leiden Christi live in Essen - und im Fernsehen. Mit dabei sind zahlreiche Promis.

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Sängerin Ella Endlich steht als Maria bei der RTL-Oster-Produktion "Die Passion" auf dem Burgplatz auf der Bühne.
Sängerin Ella Endlich steht als Maria bei der RTL-Oster-Produktion "Die Passion" auf dem Burgplatz auf der Bühne. © dpa/Rolf Vennenbernd

Essen. Jesus kommt mit einem Bus in die Stadt, spricht in einem Einkaufszentrum mit seinen Jüngern und macht ein Selfie mit Kindern: Mit großem Aufwand, bekannten Popsongs und einem Staraufgebot hat der TV-Sender RTL am Mittwochabend in der Essener Innenstadt eine moderne Version der Leidensgeschichte von Jesus Christus inszeniert, die live im Fernsehen übertragen wurde.

Die Passion Jesu sei kein frommes Märchen, sondern habe die Kultur geprägt und stehe für Hoffnung, Zuversicht und Vergebung, sagte Moderator Thomas Gottschalk bei dem Musikspektakel auf einer großen Bühne vor fast 5.000 Zuschauern. Diese Themen seien wahrscheinlich aktueller als jemals zuvor.

Jesu Leiden und Sterben werde bei dem "außergewöhnlichen Fernseh-Experiment" so gespielt, als würde es "heute Abend hier in Essen passieren", erläuterte Gottschalk: "Wir erzählen Ihnen die Passionsgeschichte in völlig neuer Form durch bekannte Popsongs im Look von 2022 reloaded." Das Leben und Sterben Jesu gehe alle Menschen an, egal ob sie zur Kirche gehörten oder nicht. Seine Botschaft laute kurz zusammengefasst: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst." Die Autoritäten seiner Zeit habe Jesus schonungslos kritisiert. "Heute würde man sagen: Er ist ein erfolgreicher Influencer."

Thomas Gottschalk als Erzähler
Thomas Gottschalk als Erzähler © dpa/Rolf Vennenbernd

Während der rund zweistündigen Show auf dem Burgplatz trugen rund hundert Menschen unterschiedlicher Religionen und Herkunft abwechselnd ein 250 Kilogramm schweres leuchtendes Kreuz quer durch die Innenstadt zur Hauptbühne und erzählten, warum sie sich an der Aktion beteiligen. Diese Prozession sei ein Symbol dafür, dass die Geschichte Jesu "jeden angeht und jeder sein Kreuz zu tragen hat", sagte Gottschalk. Er sprach auch den Krieg in der Ukraine an: "Heute stranden wieder Flüchtlinge aus der Ukraine bei uns", sagte der TV-Moderator. Die Menschheit habe in den 2.000 Jahren seit der Kreuzigung Jesu nichts dazugelernt.

Die Hauptrolle des Jesus spielte der Sänger, Musicaldarsteller und Schauspieler Alexander Klaws, erster Sieger von "Deutschland sucht den Superstar". Daneben waren der Sänger Laith Al-Deen als Petrus, Ella Endlich als Maria, Mark Keller als Judas und Henning Baum als Pontius Pilatus zu sehen. Weitere prominente Mitwirkende waren Samuel Koch, Gil Ofarim, Reiner Calmund, Nelson Müller, Ingolf Lück und Rebecca Siemoneit-Barum.

Erzählt wurden die letzten Tage im Leben von Jesus Christus unter anderem mit aufgezeichneten Einspielern mit deutschen Popsongs, die vorab an Schauplätzen in Essen produziert wurden. Dazu stand auf der Bühne eine riesige LED-Wand. Die Hälfte der Lieder wurde von einer Band und einem Chor live vorgetragen. Beim letzten Abendmahl von Jesus und seinen Jüngern wurde das Lieder "Hinterm Horizont geht's weiter" von Udo Lindenberg gesungen, danach intonierte Maria alias Ella Endlich "Irgendwas bleibt" von Silbermond.

Tatsächlich war die RTL-Variante der Christus-Geschichte sehr modern umgearbeitet. Jesus kam mit dem Bus nach Essen und das Brot für das Abendmahl holte er sich an einer Imbissbude ab. Currywürste gab es obendrauf. Altertümliche Gewänder suchte man vergebens.

Produziert wurde "Die Passion" im RTL-Auftrag von der Constantin Entertainment GmbH und Mediawater Niederlande. Das erzählerische Konzept übernahm RTL vom niederländischen Fernsehen, wo das Event schon seit zwölf Jahren zu Ostern fest im Programm ist und hohe Einschaltquoten erreicht.

Die evangelische und die katholische Kirche in Essen begleiteten das Live-Event mit einem eigenen Rahmenprogramm, das bereits am Nachmittag begann. Dazu gehörten Kunstaktionen und Seelsorgeangebote. So waren in der Fußgängerzone in der City die Wörter "Kreuz", "Angst", "Jesus" und "Liebe" in großen farbigen Holzbuchstaben aufgebaut. Seelsorgerinnen und Seelsorger verteilten Postkarten mit den gleichen Begriffen und standen für Gespräche bereit. Neben Dom und Anbetungskirche gestaltete der Spray-Künstler Mika Springwald einen "modernen Kreuzweg" als Graffiti-Kunst. Der Dom und die Marktkirche waren bis Mitternacht für Stille, Gebet oder seelsorgliche Gespräche offen. (epd)