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So spannend war der neueste "Tatort" aus Bremen

Tödliche Mutprobe: Der Bremer "Tatort" verirrt sich im Wald und findet falsche Freundinnen. Am Ende bleiben ein guter Krimi und eine beknackte Idee.

Von Rainer Kasselt
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Was geschah in diesem abgelegenen Waldstück? Ein Mitarbeiter des Spurensicherungsteams zeigt den Kommissarinnen Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer, r.) und Linda Selb (Luise Wolfram) den Fundort der Leiche.
Was geschah in diesem abgelegenen Waldstück? Ein Mitarbeiter des Spurensicherungsteams zeigt den Kommissarinnen Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer, r.) und Linda Selb (Luise Wolfram) den Fundort der Leiche. © Radio Bremen

Drei befreundete Wohlstands-Mütter lassen sich von ihren 18-jährigen Kindern im Wald aussetzen. Sie testen im Selbstversuch eine Aktion, die sich Dropping nennt. Ohne Handys und Hilfsmittel wollen sie den Weg zurückfinden. Später sollen auch ihre Kinder diese „pädagogisch wertvolle“ Mutprobe bestehen.

Die Freundinnen verirren sich, waten durch Sümpfe, verbringen durchnässt die Nacht im Zelt. Am Ende sind sie nur noch zu zweit. Marlene wird ermordet. „Das hat dann mit dem Test nicht so gut geklappt“, kommentiert Kommissarin Liv Moormann.

Die Bremer Ermittlerinnen Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) und Linda Selb (Luise Wolfram) beim riskanten Einsatz in lauschiger Umgebung.
Die Bremer Ermittlerinnen Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) und Linda Selb (Luise Wolfram) beim riskanten Einsatz in lauschiger Umgebung. © Radio Bremen

Wortkarg und mit spöttischem Unterton von Jasna Fritzi Bauer gespielt. Der Bremer „Tatort: Angst im Dunkeln“ ist ihr fünfter Fall mit Kollegin Linda Selb, einprägsam dargestellt von Luise Wolfram. Die überdrehte Story hat es in sich. Im Netz tauchen Fotos der Toten auf, Absender ist sie selber. Steckt der ominöse „Handy-Mann“ Behrens dahinter, der in einer Waldhütte haust?

Er wurde schon mal eines Mordes verdächtigt und hatte Camperinnen beim Schlafen fotografiert. Linda Selb erkennt das Muster, denn der Typ ist ständig mit der Kamera unterwegs, installiert Fotofallen, dreht Videos. Die Kommissarin treibt ihn beim Verhör in die Enge.

Brillantes Katz-und-Maus-Spiel

Behrens, lauernd von Alexander Wüst gespielt, reagiert selbstsicher, später staunend, wie sie ihn durchschaut. Brillantes Katz-und-Maus-Spiel. Liv Moormann verfolgt eine andere Spur und glaubt an klassischen Eifersuchtsmord. Eine der „guten Freundinnen“ hat regelmäßig Sex mit dem Ehemann von Marlene. In einer arg konstruierten Szene belauscht die Betrogene das Pärchen und schwört Rache. Nach außen wahren die Frauen und ihre Familien den Schein. Wie sie wirklich denken, erschließt sich nach und nach, oft holzschnittartig. Hass, Intrigen und Lügen bestimmen die Szene. Die Mütter heucheln Freundschaft zur dominanten und intriganten Marlene. Außer ihrer Tochter weint der Toten niemand eine Träne nach.

Dieser „Tatort“ von Regie-Debütantin Leah Striker überzeugt mit intensiver Bildsprache, bizarren Naturaufnahmen und dem gut besetzten Ensemble. Auch wenn sich der Krimi zu oft im Wirrwarr der Handlungsstränge und Rückblenden verliert, hält er die Spannung bis zum Schluss. Die Auflösung wirkt jedoch unglaubwürdig und verleiht dem Film eine unpassende tragische Note, denn er hat viele heitere Elemente. Nicht zuletzt zeigt er, wie beknackt die Dropping-Idee ist.