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So war der Tatort am Ostermontag

Ihr 15. "Tatort" führt die Frankfurter Kommissare Brix und Janneke in den Abgrund einer Familie – ganz unaufgeregt und dennoch richtig düster.

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Kommissar Paul Brix (Wolfram Koch) gerät in ein Familiendrama.
Kommissar Paul Brix (Wolfram Koch) gerät in ein Familiendrama. © HR/Degeto/Bettina Mueller

Von Thomas Schade

Was anfängt wie ein Grusel-Hitchcock, führt recht schnell in die anscheinend biedere, aber vom Schicksal gequälte Familie Gombrecht und endet in menschlichen Abgründen und "Finsternis". So auch der Titel des düsteren Geschehens, in dem sich die Frankfurter Kommissare Anna Janneke (Margarita Broich) und Paul Brix (Wolfram Koch) zurechtfinden müssen.

Mutter Maria Gombrecht verschwindet, Vater Ulrich leidet an Leukämie, Tochter Judith ist ein aufstrebendes Regietalent ohne Geld, Schwester Kristina ist schwanger und kümmert sich um den kranken Vater. Er blafft sie nur an: "Lass mich doch endlich mal in Ruhe, du dummes Stück!"

Anfangs hält der schöne Schein. Bereitwillig gibt die Familie Auskunft bei der Suche nach der Mutter, die angeblich zum Fastenwandern in den Pyrenäen ist. Brix und Janneke brauchen eine Weile, bis sie merken, dass jeder Gründe hat, die Polizei zu belügen.

Petra Lüschow (Buch und Regie), bediente sich in ihrem zweiten Tatort für den HR eines Kunstgriffes. Sie lässt die Zuschauer eher hinter den schönen Schein schauen als die Ermittler. Auf diese Weise wird Spannung in der Handlung gehalten, die ansonsten weniger aktionsreich, sondern eher psychologisch interessant ist.

Der Kunstgriff gelingt auch, weil die Gombrechts sehr pointiert dargestellt werden. Odine Johne überzeugt als unterwürfige Tochter Kristina, die am Ende mit der Pistole auf ihren Vater losgeht, als sie hinter sein falsches Spiel kommt. Auch Julia Riedler als Judith und Caspar Kaeser als Kristinas Mann stehen dem in nichts nach. Hervorzuheben ist das ambivalente Spiel von Uwe Preuss, der als Vater alle hinters Licht führt und seine Frau umbringt, weil sie ihn verlassen will. Überzeugend agiert er mal barsch-grob, mal ungewohnt selbstmitleidig. Der Berufsschullehrer wird hinter den Kulissen zum Familientyrannen, täuscht seine Leukämie nur vor, um Frau und Töchter im Griff behalten zu können.

Broich und Koch bleiben sich treu. Gewohnt ausdrucksstark, aber nicht außergewöhnlich, spielen sie die ihnen zugeschriebenen Charaktere. Es ist die Geschichte, die diesen Tatort sehenswert macht.