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So war der Tatort aus Ludwigshafen

Im neuen Fall mit Lena Odenthal ist nicht alles so wie es scheint. Doch in diesem Film gibt es einfach zu viele Durchgeknallte und mindestens einen Zufall zu viel.

Von Birgit Grimm
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Zwei konträre politische Gesinnungen im Doppelbett. Noch wissen Maria (Anna Herrmann, l.) und Hedwig (Anna-Maria Lux) wenig voneinander. Der Zufall, der sie zusammenführte, macht ihre Nähe nicht glaubwürdiger.
Zwei konträre politische Gesinnungen im Doppelbett. Noch wissen Maria (Anna Herrmann, l.) und Hedwig (Anna-Maria Lux) wenig voneinander. Der Zufall, der sie zusammenführte, macht ihre Nähe nicht glaubwürdiger. © SWR/Patricia Neligan

Lena Odenthal macht es fertig, dass sie dem Konzertveranstalter Meinecke nicht helfen konnte. Er organisierte Konzerte „Rock gegen Rechts“ und stand ganz oben auf der Todesliste einer Neonazivereinigung. Polizeischutz durfte er nicht bekommen. Nun ist er tot.

Aber der Neonazi Ludger Rehns, der zu seiner Freundin sagt, er werde den Meinecke „so gekonnt wegmachen, dass die Bullen vollkommen im Dunkeln stehen“, der war es nicht. Die Polizei ist eine lange Weile auf der falschen Fährte. Unterdessen klopft Ulrike Folkerts als Lena Odenthal unentwegt politisch korrekte Gutmenschensprüche. Ihre Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter) dagegen will nicht mit Nazis reden, um sie zu bekehren. Und überhaupt: Erkennt man heute die Gesinnung noch an der Kleidung? Am bitteren Ende des Films, als ein junger Polizist, dessen Kollegin von dem verdächtigen Ludger Rehns bei der Verfolgung erschossen wird, zur Waffe greifen will, sagt Lena: „Stopp. Es reicht. Finden Sie nicht?“

Ein paar ganz Normale, Durchgeknallte zu viel

Und ob! Denn es gibt einfach zu viele Durchgeknallte in diesem Film und mindestens einen Zufall zu viel. Regelrecht utopisch ist die Begegnung der beiden jungen Frauen. Die eine, Maria, ist die Freundin von Tillmann Meinecke, die andere, Hedwig, die von Ludger Rehns. Beide laufen sie am selben Abend über die Mainbrücke nach Mannheim und landen an derselben Imbissbude. Im normalen Leben würden sie sich ignorieren und kein Wort miteinander wechseln. Dass jede aus einem andern Grund nicht weiß, wohin in dieser Nacht, ist noch lange kein Grund, dass sich die beiden, kaum haben sie sich kennengelernt, schnurstracks ein Hotelzimmer teilen.

Ein Problem dieses Films sind die schnellen Szenenwechsel. Vermutlich soll es die Spannung hochhalten, wenn ständig zwischen Verhörraum und Hotelzimmer geswitcht wird, während die Situation zwischen den Mädels eskaliert. Das war nicht anders zu erwarten, nur die Wahl der Waffen überraschte dann doch ein wenig.

Drehbuchautor und Regisseur Tom Bohn hätte Anna Hermann und Anne-Marie Lux ruhig die Chance geben können, die Szenen auszuspielen. Das Zeug dazu haben die jungen Frauen. Schade auch, dass Anne-Marie Lux als wütende Nazibraut mit arg bösem Blick durch die Welt stapfen muss. Und in all dem Nazi-Verfassungsschutz-Tohuwabohu bleibt das wahre Mordmotiv auch nur eine irre Behauptung.