Feuilleton
Merken

Vor dem ESC-Finale: Schade, dass Deutschland immer teilnehmen muss

Wir würden uns ohne deutschen Teilnehmer eine verlässlich wiederkehrende Peinlichkeit ersparen und könnten einfach nur Spaß haben.

Von Andy Dallmann
 2 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Diesmal fährt Isaak für Deutschland zum Finale nach Malmö. Laut den Buchmachern hat er eine Siegchance von einem Prozent.
Diesmal fährt Isaak für Deutschland zum Finale nach Malmö. Laut den Buchmachern hat er eine Siegchance von einem Prozent. © Jens Büttner/dpa/SZ

Selbst bekennende Fans des Eurovision Song Contests (ESC) kommen ganz schnell ins Stocken, sollen sie die deutschen Teilnehmer aufzählen. Im kollektiven Gedächtnis blieben eigentlich nur vier hängen: Nicole und Lena – weil sie die bisher einzigen Siege einfuhren. Sowie Guildo Horn und Stefan Raab, weil sie die europäischen TV-Zuschauer durch schrägen Humor überraschten. Und nebenbei mit Platz sieben respektive fünf sogar noch ganz gut abschnitten. Ansonsten taugten die deutschen Sängerinnen und Sänger nur zuverlässig, um mittelgroße Portionen Häme – auch und gerade in der Heimat – abzufassen.

Warum tut sich Isaak das an - und warum wir uns

Das miese Abschneiden lag nicht daran, dass stets nur frisch gecastete Kandidaten ins Rennen geschickt worden sind, die nicht mal im Heimatland eine nennenswerte Fanbasis hatten. Auch Interpreten mit einiger Popularität gingen unter. Etwa Nino de Angelo, Michelle, Roger Cicero, die No Angeles oder – erst im Vorjahr – Lord of the Lost.

Diesmal fährt Isaak zum Finale nach Malmö. Laut Buchmachern hat er eine Siegchance von einem Prozent. Niemanden, der nur ein wenig Interesse und somit minimalste Vorstellungen von den Mechanismen des Pop-Geschäfts hat, wird das überraschen. Warum sollte jemand international abräumen, den schon in der Heimat keiner kennt? Die wirklich grundsätzlichen Fragen sind aber: Warum tut sich Isaak das an? Und warum tun wir uns das an?

Endlich entspannt dem Spektakel zusehen können

Es spricht gar nichts dagegen, die herrlich überdrehte ESC-Show weiter zur besten Sendezeit im Ersten laufen zu lassen und sich wie bislang an ihrer Finanzierung zu beteiligen. All die dämlichen, aber nie überraschenden Voll-Playback-TV-Aufläufe diverser Schlagerstars werden ja auch von unseren Gebühren bezahlt, sind jedoch weit weniger unterhaltsam.

Völlig ohne einen deutschen Teilnehmer wäre die Spannung wohl kaum geringer, weil angesichts des erwartbar grottigen Abschneidens eh niemand mitfiebert. Wir würden uns lediglich eine verlässlich wiederkehrende Peinlichkeit ersparen und könnten uns stattdessen ganz auf den Spaß konzentrieren.