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Sicherung nach Einsturz der Fassade von Kopenhagens historischer Börse

Teile der Fassade der alten Börse in Kopenhagen fallen vor den Augen der Stadt zusammen. Die Einsatzkräfte versuchen nun alles, dass nichts weiter passiert.

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Die Außenwand der alten Börse ist eingestürzt. Ein Feuer wütete am Dienstag (16.04.2024) in einem der ältesten Gebäude Kopenhagens. Das Mauerwerk der ausgebrannten Hälfte der historischen Börse in Kopenhagen ist eingestürzt.
Die Außenwand der alten Börse ist eingestürzt. Ein Feuer wütete am Dienstag (16.04.2024) in einem der ältesten Gebäude Kopenhagens. Das Mauerwerk der ausgebrannten Hälfte der historischen Börse in Kopenhagen ist eingestürzt. © Ritzau Scanpix Foto/AP

Kopenhagen. Nach dem plötzlichen Einsturz einiger Außenmauern der verbrannten Hälfte der historischen Börse in Kopenhagen sind die Einsatzkräfte noch immer mit Sicherungsarbeiten beschäftigt. Trotz umfangreicher Bemühungen fiel die Fassade am Donnerstagnachmittag auf der Seite der alten Börse zusammen, wo nur noch die Außenmauern übrig geblieben waren. Unter anderem sollten Container zuvor die Überbleibsel des Brandes halten - doch vergeblich. Vor den Augen der Stadt gaben einige Wände des ikonischen Bauwerks nach. Verletzte oder Vermisste hatte es nach ersten Angaben der Feuerwehr keine gegeben. Auch das Gerüst, das wegen Restaurierungsarbeiten um das Mauerwerk stand, stürzte um.

Die Lage müsse neu bewertet werden, hieß es von den Sicherheitskräften zunächst. Der verbleibende Teil der Außenwand sei nach Angaben der Feuerwehr noch instabil. "Wir müssen uns neu orientieren, denn es gibt keinen Leitfaden für diesen Fall", sagt Tim Ole Simonsen, ein Einsatzleiter der Feuerwehr am Donnerstagabend. Die verbliebenen Teile wollten die Einsatzkräfte noch am Abend sichern. Große Maschinen und Kräne werden das Gerüst an dem Teil der Börse entfernen, der eingestürzt ist.

Das Gebäude, das vor 400 Jahren errichtet wurde, liegt auf der östlichen Spitze der Insel Slotsholmen am Holmens Kanal gegenüber der Dänischen Nationalbank und ist eine Touristenattraktion. Am Dienstag war dort ein zerstörerisches Feuer ausgebrochen. Die alte Börse, in der sich heute die dänische Handelskammer befindet, die auch Eigentümerin des Bauwerks ist, beherbergt unter anderem eine große Kunstsammlung. Als Börse im eigentlichen Sinne wird das Gebäude schon lange nicht mehr genutzt. Mehrere Straßen und die Umgebung um die historische Börse bleiben weiter weiträumig abgesperrt.

120 Feuerwehrleute und 60 Helfer in Kopenhagen im Einsatz

Beinahe einen Tag lang hatte die Feuerwehr am Dienstag gegen die lodernden Flammen in dem riesigen Gebäude gekämpft. Etwa 120 Feuerwehrleute und etwa 60 Helfer der Streitkräfte waren noch Stunden nach Ausbruch des Feuers im Einsatz.

© dpa Grafik

Dänemark zeigte sich bestürzt angesichts der Zerstörung eines seiner wichtigsten und bekanntesten Bauwerke. Dänemarks Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen schrieb bei X: "Schreckliche Bilder aus Børsen. So traurig. Ein ikonisches Gebäude, das uns allen viel bedeutet. Unser eigener Notre-Dame-Moment." Damit bezog er sich auf das verheerende Feuer in der Pariser Kathedrale. Dort war vor fast genau fünf Jahren - am 15. April 2019 - ein Brand ausgebrochen, der das Dach der Notre-Dame fast vollständig zerstörte. Bilder davon waren um die Welt gegangen.

Ministerpräsidentin Frederiksen: "Stück dänische Geschichte in Flammen"

"Schreckliche Bilder, die wir gerade sehen. Ein Stück dänische Geschichte in Flammen", schrieb die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen auf Instagram. "Die Börse ist eines der ikonischsten Gebäude Kopenhagens. Ein Symbol für 400 Jahre Geschäftsgeschichte in Dänemark. Unersetzliches kulturelles Erbe. Es tut weh das zu sehen." König Frederik X. schrieb in einer Mitteilung von einem traurigen Anblick. "Ein wichtiger Teil unseres architektonischen Erbes stand und steht immer noch im Flammen." Die markante Drachenspitze, die nun eingestürzt ist, habe das Stadtbild mit geprägt und dazu beigetragen, Kopenhagen als "Stadt der Türme" zu definieren. Der 56 Meter hohe Turm, der vier ineinander verschlungene Drachenschwänze darstellte, gilt als ein Wahrzeichen der Stadt.

Feuerwehrleute arbeiten, während Rauch aus der Alten Börse aufsteigt.
Feuerwehrleute arbeiten, während Rauch aus der Alten Börse aufsteigt. © Emil Helms/Ritzau Scanpix Foto/AP/dpa

Die alte Börse, in der sich heute die dänische Handelskammer befindet, die auch Eigentümerin des Bauwerks ist, beherbergt eine große Kunstsammlung. Darunter ist auch das Werk "Von der Kopenhagener Börse" von P.S. Krøyer, während des Brandes wurde es von mehreren Personen davongetragen. Nach Angaben der Feuerwehr versuchten die Einsatzkräfte mit Unterstützung der royalen Armee die Kulturschätze in Sicherheit zu bringen. Doch auch Mitarbeiter halfen bei der Rettung der Kunstobjekte. So auch Brian Mikkelsen, Chef der Handelskammer. "Es ist ein schrecklicher Tag. Eine Tragödie. Einer der traurigsten Tage in meinem Leben", sagte er. "Jahrelange Geschichte und Kunst in Flammen. Es ist nicht nur eine Tragödie für die dänische Handelskammer, sondern für Dänemark als Nation."

Auch Teile des Schlosses Christiansborg wegen Brand evakuiert

Die Ursache für das Feuer war zunächst unklar. Das Gebäude wurde 1625 mit einem Kirchturm fertiggestellt und ist eines der ältesten Kopenhagens. Als Börse wird es nach Angaben der dänischen Handelskammer schon lange nicht mehr genutzt. Es wird derzeit restauriert und ist daher eingerüstet. Die Restaurierung sollte eine unsachgemäße Renovierung des Gebäudes im 19. Jahrhundert korrigieren und der Fassade ihr ursprüngliches Aussehen wiedergeben.

Dunkler Rauch steigt aus der Alten Börse auf, während die Feuerwehr das Feuer bekämpft.
Dunkler Rauch steigt aus der Alten Börse auf, während die Feuerwehr das Feuer bekämpft. © Emil Helms/Ritzau Scanpix Foto/dp

Wegen des Feuers wurde am Morgen auch ein Flügel des Schlosses Christiansborg evakuiert. Darin haben mehrere Abgeordnete und Journalisten ihre Büros. Das sogenannte Provianthuset liegt zwischen dem Schloss und der Königlichen Bibliothek. Die Kopenhagener Polizei kündigte auf X an, dass sie die Gebäude vom Finanzministerium in Richtung Wasser evakuieren werde.

Die historische Börse liegt auf der östlichen Spitze der Insel Slotsholmen. Sie wurde auf Anordnung von König Christian IV. in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts im Stil der niederländischen Renaissance erbaut, um Kopenhagen in ein Finanz- und Handelszentrum zu verwandeln. (dpa)