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Polizei ermittelt nach Großbrand in Pirna wegen Brandstiftung

Am Donnerstag hat ein Anbau der ehemaligen Elbtalzentrale in Pirna gebrannt. Nun hat die Polizei erste Hinweise auf die Brandursache.

Von Thomas Möckel & Marko Förster & Daniel Förster
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In der leer stehenden Elbtalzentrale brannte es am Donnerstagmittag.
In der leer stehenden Elbtalzentrale brannte es am Donnerstagmittag. © Marko Förster

Nach dem Brand einer Industriebrache in Pirna hat die Polizei nun Ermittlungen wegen des Verdachts der Brandstiftung aufgenommen. Die genaue Ursache des Brandes ist den Angaben zufolge jedoch noch unklar. Auch die Höhe des entstandenen Sachschadens stehe noch nicht fest. Menschen wurden bei dem Brand nicht verletzt.

Das Feuer in der ehemaligen Elbtalzentrale an der Braudenstraße in Pirna war am 29. Dezember gegen 12.45 Uhr ausgebrochen und als Großbrand eingestuft worden. Die Feuerwehren aus Pirna und Heidenau wurden alarmiert, das Gebäude steht kurz vor der Stadtgrenze zu Heidenau. Ein Anbau der Elbtalzentrale, die seit Jahren ungenutzt ist und leersteht, brannte. Laut der Feuerwehr-Einsatzleitung stand ein knapp 30 Meterlanges und etwa zehn Meter breites Gebäude in Flammen.

50 Feuerwehrleute aus Pirna und Heidenau waren im Einsatz und mit zehn Fahrzeugen zum Unglücksort ausgerückt. Die Einsatzkräfte nutzen vier C-Rohre, um das Feuer zu löschen. Die internationale Bahnstrecke Dresden-Prag, die hinter dem Gebäude entlangführt, wurde von der Deutschen Bahn aus Sicherheitsgründen zu Beginn der Löscharbeiten für eine halbe Stunde gesperrt. Zahlreiche S-Bahnen und auch Züge im Fernverkehr gerieten in Verzug. Während der Löscharbeiten war auch die angrenzende Braudenstraße für den Straßenverkehr gesperrt.

Schwieriger Zugang zum Brandherd

Das Feuer war von einem Arbeiter, der zum Brandausbruch im gegenüberliegenden Industriepark "An der Elbe" beschäftigt war, bemerkt worden. Er habe Rauch und ein Knistern wahrgenommen. Um sich zu überzeugen, wo diese Beobachtung ihre Ursprünge hat, fuhr er durch den Tunnel Kahrenweg auf die andere Seite der Bahnstrecke und entdeckte dort den Brand an dem Industriebau. Er rief Polizei und Feuerwehr.


Aufgrund der eingesetzten Kräfte sei es als Großbrand eingestuft worden, berichtete der Einsatzleiter vor Ort. Um die Flammen, die sich in das Innere des Gebäudes vorgearbeitet hatten, zu löschen und zu dem Brandherd vordringen zu können, mussten sich die Feuerwehrleute erst einen Zutritt in die Halle verschaffen. Dabei mussten sie unter anderem Metallgitter vor Fenstern entfernen. Schließlich erklommen sie mit Steckleitern die Fenster. Da kein Strom und andere Medien in der Industrieruine anliegen, ging die Polizei rasch von einer möglichen Brandstiftung aus. Die Löscharbeiten am 29. Dezember dauerten etwa bis 17 Uhr.

Blick auf die Elbtalzentrale: Das denkmalgeschützte Gebäude steht seit 1998 leer.
Blick auf die Elbtalzentrale: Das denkmalgeschützte Gebäude steht seit 1998 leer. © Daniel Förster
Nahe Gleise: Die Bahnstrecke Dresden-Prag musste wegen des Feuers eine halbe Stunde gesperrt werden.
Nahe Gleise: Die Bahnstrecke Dresden-Prag musste wegen des Feuers eine halbe Stunde gesperrt werden. © Daniel Förster
Komplizierter Einstieg: Feuerwehrleute erklimmen über Steckleitern die Wand bis zu den Fenstern.
Komplizierter Einstieg: Feuerwehrleute erklimmen über Steckleitern die Wand bis zu den Fenstern. © Daniel Förster
Großer Aufwand: Rund 50 Feuerwehrleute aus Pirna und Heidenau waren im Einsatz.
Großer Aufwand: Rund 50 Feuerwehrleute aus Pirna und Heidenau waren im Einsatz. © Daniel Förster
Schaurige Kulisse: Dreharbeiten 2011 für den Psychothriller "Errors of the human body".
Schaurige Kulisse: Dreharbeiten 2011 für den Psychothriller "Errors of the human body". © Marko Förster
Morbider Charme: So verfallen sah es vor über zehn Jahren im Innern der Elbtalzentrale aus.
Morbider Charme: So verfallen sah es vor über zehn Jahren im Innern der Elbtalzentrale aus. © Thomas Möckel

Morbider Drehort für Psychothriller

Das Fabrikgebäude, das als Elektrizitätswerk „Elbtalzentrale“ 1911-1912 nach Plänen des bedeutenden Industriearchitekten Werner Issel im Jugendstil mit einer Fassade aus Kalksandstein gebaut wurde, steht seit etwa 1998 leer. Zwischenzeitlich - vor ein paar Jahren – diente es als Kulisse für einen Film mit dem Namen „Errors oft the human body“. Wenig später wurden noch offene Türen und Fenster zugemauert, damit keine Unbefugten in das baufällige Gebäude eindringen.

Nach einer ersten Anlaufphase als Verteilerzentrale war die "Elbtalzentrale" am 1. Juli 1913 als Kohlekraftwerk ans Netz gegangen. Es unterstützte die Kraftwerke, die die Region mit Elektrizität versorgten. 1929 wurde es wieder vom Netz genommen und fungierte als Umspann- und Schaltwerk bis in die 1970er Jahre. Bis in die 1990er Jahre wurde die "Elbtalzentrale" als Lager, Verwaltungsstandort, Fuhrpark und Werkstatt des VEB Hauswirtschaft Pirna und dessen Nachfolger genutzt. Anschließend wurde es von Bauunternehmen als Lager für Baugeräte und Material genutzt. Das denkmalgeschützte Gebäudeensemble wird seit 1998 nicht mehr genutzt und verfällt. Die Bausubstanz steht heute unter Denkmalschutz.