SZ + Update Döbeln
Merken

Nach Brand in Leisnig: Ermittler legen sich noch nicht auf Ursache fest

Die Kriminaltechniker haben ihre Arbeit vor Ort zunächst abgeschlossen. Aus ihrer Sicht gibt es mehrere Gründe, weshalb das Feuer ausgebrochen sein könnte.

Von Heike Heisig & Dietmar Thomas & Elke Görlitz
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Nach dem Dachstuhlbrand am Donnerstagabend ist das Mehrfamilienhaus Johannes-R.-Becher-Straße 12 bis 16 unbewohnbar. 50 Personen waren evakuiert worden.
Nach dem Dachstuhlbrand am Donnerstagabend ist das Mehrfamilienhaus Johannes-R.-Becher-Straße 12 bis 16 unbewohnbar. 50 Personen waren evakuiert worden. © SZ/DIetmar Thomas

Leisnig/Region Döbeln. Mehrere Stunden hat sich ein Brandursachenermittler am Freitag im Haus und auf dem Dachboden des Hauses Johannes-R.-Becher-Straße 12 bis 16 umgeschaut. Die Feuerwehrleute haben ihn mit Dokumentationen des Tatortes aus verschiedenen Perspektiven unterstützt.

"Im Ergebnis der Untersuchungen vor Ort ist eine abschließende Aussage zur Brandursache derzeit noch nicht möglich", teilt Jana Ulbricht, Sprecherin der Polizeidirektion Chemnitz, mit. "Sowohl eine technische Ursache als auch eine Brandstiftung kommen in Betracht", sagt sie weiter. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei dauerten an.

Ermittlungen dauern an

Immer mehr Mieter des brandgeschädigten und im Augenblick unbewohnbaren Wohnblocks fanden sich am Morgen nach dem Brand vor Ort ein. Bis zum Eintreffen der Brandursachenermittler waren die Hauseingänge versiegelt.

Bürgermeister Carsten Graf (parteilos) bat sie um Geduld. "Wenn die Ermittlungen wahrscheinlich gegen 12.30 Uhr abgeschlossen sind, wird der Wohnblock dem Eigentümer übergeben", sagt er. Dann könne geschaut werden, wie die teilweise für die Rettungsarbeiten aufgebrochenen Türen gesichert werden können und wer dann zumindest kurzzeitig in die Wohnung zurückdarf."

Neun Brandopfer übernachten in der Helios-Klinik

In der Zwischenzeit hatte sich der Rathauschef ins Krankenhaus aufgemacht. Dort hatten neun Betroffene übernachten können, sechs von ihnen mussten stationär aufgenommen werden. Es sei zu klären, wie es für diese Personen weitergeht. Wie Helios am Freitagnachmittag mitteilte, sollen drei der Betroffenen am Abend das Krankenhaus verlassen und in eine Ferienwohnung umziehen können.

"Wir sind auf das Angebot der Klinik zurückgekommen", erklärt er. Das sei für die überwiegend älteren Mieter sicher bequemer gewesen, als die Nacht auf Feldbetten zu verbringen. Die hätte die Kommune in der Karl-Zimmermann-Turnhalle aufgestellt. Weil die meisten Betroffenen aber bei Familienangehörigen untergekommen sind, musste das Notquartier nicht eingerichtet werden.

  • Nachrichten aus der Region Döbeln von Sächsische.de gibt es auch bei Facebook und Instagram

Auch die anderen Mieter fragen sich, ob und wann sie Ersatzwohnungen bekommen. Das will der Genossenschaftsvorstand in den nächsten Stunden klären, sagte Carsten Graf nach der am Morgen einberufenen Krisensitzung. An der nahmen neben Vertretern des Vermieters auch Mitarbeiter der Verwaltung teil.

"Wahrscheinlich kann die Genossenschaft allen ihren Mietern eine Übergangswohnung anbieten. Gelingt das nicht in jedem Fall, stehen wir parat und helfen, mit weiteren Vermietern und Betreibern von Ferienwohnungen Kontakt aufzunehmen", kündigte der Bürgermeister an.

Keine Einschränkungen für Freibadbesucher

An diesem Freitag wird das Freibad in Leisnig ganz normal um 12 Uhr öffnen. Am Abend vorher musste die Feuerwehr Löschwasser auch aus dem Schwimmerbecken pumpen. Aber: Die Helfer füllten es noch in der Nacht wieder auf.

"Deshalb wird es für die Badbesucher weder heute noch am Wochenende Einschränkungen geben", sagte der Bürgermeister.

Was am Donnerstagabend geschah

Am Donnerstagabend hat der Dachstuhl des Mehrfamilienhauses Johannes-R.-Becher-Straße 12 bis 16 in Flammen gestanden.

Nach Angaben der Polizei vom Freitagmorgen wurde ein 87-Jähriger leicht verletzt und durch den Rettungsdienst vor Ort versorgt. Ein 16-jähriger Hausbewohner wurde wegen gesundheitlicher Probleme zur Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht.

Beim Transport in die Notunterkunft erlitten nach derzeitigem Kenntnisstand drei Hausbewohner gesundheitliche Probleme und wurden zur Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht, teilte die Polizei Chemnitz weiter mit.

Angaben zur Höhe des Schadens liegen der Polizei am Freitagmorgen noch nicht vor. Ein Brandursachenermittler werde am Freitag im Einsatz sein.

Helios-Klinik nimmt Brandopfer auf

"Wir müssen herausfinden, wer bei Familienangehörigen unterkommen kann oder wer eine Unterkunft von der Kommune benötigt", sagte Bürgermeister Carsten Graf (parteilos) schon während des Feuerwehreinsatzes. Er hatte veranlasst, die Karl-Zimmermann-Sporthalle als Notunterkunft vorzubereiten.

Diese Notunterkunft hatte aber keiner der Mieter genutzt. Offenbar waren die Betroffenen alle bei Verwandten untergekommen. Eine Familie hatte die Oma im Nachbarhaus untergebracht, ein älterer Mann kam bei seinem Sohn unter, wie er sagte. Alle wollen vor allem eines wissen: Wie geht es nun weiter?

Krisenstab berät zu Hilfsangeboten

Schon während der Löscharbeiten hatte der Einsatzleiter des Rettungsdienstes versucht, Betroffene von Schaulustigen zu trennen und abzufragen, welche Art Hilfe benötigt wird.

Um weitere Hilfsangebote geht es zur Stunde auch beim Krisenstab, der unter Leitung von Bürgermeister Carsten Graf tagt. Mit Vertretern des Ordnungsamtes, der Kämmerei und des Vermieters, der Wohnungsgenossenschaft Leisnig eG, geht es unter anderem darum, Unterkünfte zu organisieren und Spenden zu koordinieren.

Feuer griff schnell um sich

Augenzeugen zufolge war am Abend zunächst nur eine kleine Rauchwolke zu sehen. Innerhalb von zehn Minuten habe schon der Mittelteil in Flammen gestanden. Mindestens eine Person hat sich nach Angabe der Polizeidirektion Chemnitz eine Atemwegsreizung zugezogen.

Unter schwerem Atemschutz rücken Feuerwehrleute aus Leisnig und umliegenden Orten den Flammen zuleibe. Neben der Leisniger Drehleiter kommt später auch noch die Waldheimer Feuerwehr mit derartiger Technik, um die Helfer bei der Brandbekämpfung zu unterstützen.

Um die Bewohner kümmerten sich Helfer des DRK sowie der Johanniter Unfallhilfe bis in die Nacht. Die schauten auch, ob sich die Bewohner verletzt hatten oder anderweitig Hilfe benötigten. Außerdem waren Notarzt und Polizeibeamte vor Ort.

Aufwendige Wasserversorgung

Als aufwendig gestaltet es sich, die Wasserversorgung abzusichern. Über Gebühr darf die Feuerwehr das öffentliche Netz nicht belasten, damit in der Helios-Klinik eine stabile Trinkwasserversorgung gewährleistet bleibt. Ähnlich war die Lage schon im September 2012, als ebenfalls an dieser Straße die Kratzenfabrik in Flammen stand.

Teile des Dachstuhles sind bereits niedergebrannt.
Teile des Dachstuhles sind bereits niedergebrannt. © SZ/DIetmar Thomas
Dutzende Retter und Helfer sind vor Ort.
Dutzende Retter und Helfer sind vor Ort. © SZ/DIetmar Thomas
Die Bewohner können nach aktuellen Informationen nicht in ihre Wohnungen zurück. Betroffen sind ersten Schätzungen zufolge zwischen 30 und 40 Leisniger.
Die Bewohner können nach aktuellen Informationen nicht in ihre Wohnungen zurück. Betroffen sind ersten Schätzungen zufolge zwischen 30 und 40 Leisniger. © SZ/DIetmar Thomas
Auch der Tanker der Freiwilligen Feuerwehr Limmritz wurde angefordert und kam zum Einsatz, um Wasser aus dem Freibad heranzuschaffen. Das Fahrzeug fasst 8.000 Liter Wasser.
Auch der Tanker der Freiwilligen Feuerwehr Limmritz wurde angefordert und kam zum Einsatz, um Wasser aus dem Freibad heranzuschaffen. Das Fahrzeug fasst 8.000 Liter Wasser. © SZ/DIetmar Thomas

In dieser kritischen Situation leistete den Helfern unter anderem ein Löschfahrzeug der Feuerwehr Limmritz gute Dienste. Der 8000 Liter fassende Tank wurde dem Vernehmen nach mit Wasser aus den Becken des Leisniger Stadtbades gefüllt.

Der Beitrag wurde am 9. Juni um 16 Uhr aktualisiert.