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Nach Großbrand bei Freitaler Entsorger: Polizei ermittelt zur Ursache

Im Freitaler Stadtteil Wurgwitz hat am Mittwoch die Halle einer Recyclingfirma gebrannt. Der Rauch zog bis Dresden. Zur Ursache gibt es Vermutungen.

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In Freital-Wurgwitz löscht die Feuerwehr einen Brand in einer Recyclingfirma. Das Feuer verursachte dichte Rauchschwaden.
In Freital-Wurgwitz löscht die Feuerwehr einen Brand in einer Recyclingfirma. Das Feuer verursachte dichte Rauchschwaden. © Roland Halkasch

Am Mittwochmorgen ist in Freital-Wurgwitz in einer Entsorgungsfirma ein Feuer ausgebrochen. Kurz nach 3.30 Uhr am Morgen löst die Leitstelle in Dresden Alarm aus. An der Zöllmener Straße im Freitaler Ortsteil Wurgwitz steht eine Freilufthalle in Flammen. Ein Vollbrand, wie sich wenig später den eintreffenden Feuerwehrleuten zeigt. Diese rollen laut Informationen der Stadt Freital genau 18 Minuten nach der Alarmierung am Einsatzort bereits die ersten Schläuche aus und starten mit dem Löschangriff. In der 20 mal 20 Meter großen Lagerhalle, deren Zeltbogendach ebenfalls Feuer fängt, habe auf einer Fläche von rund 80 Quadratmetern Gewerbemüll gebrannt, der sich stellenweise bis zu vier Meter hoch türmt.

App warnte vor starker Rauchentwicklung

Parallel werden die Verantwortlichen des Entsorgungsbetriebs, in dem es brennt, informiert. "Die zuständige Niederlassungsleiterin informierte mich unmittelbar nach Bekanntwerden des Feuers", sagt Gerold Münster, Geschäftsführer der Jakob Becker GmbH & Co. KG. Zur Firmengruppe gehört die Becker Umweltdienste GmbH. Diese wiederum betreibt den in Wurgwitz ansässigen Entsorgungsbetrieb. Mit Hauptsitz in Chemnitz ist das Unternehmen schwerpunktmäßig in Mitteldeutschland aktiv. Es generierte mit seinen rund 700 Mitarbeitern allein im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 107 Millionen Euro.

"Brandereignisse sind immer eine Ausnahmesituation, auch wenn sie in der Entsorgungswirtschaft zu den bekannten Risiken gehören", erklärt Münster. "Als erstes denkt man sofort: 'Hoffentlich wurde keiner verletzt.' Unmittelbar danach folgt: 'Mist, nun also auch bei uns.'" Im Anschluss setze Routine ein. "Es folgt eine Abstimmung mit dem zuständigen Geschäftsführerkollegen, der schon auf dem Weg zur Niederlassung ist, Meldeketten werden aufgebaut, Informationen an die Stakeholder verteilt." Schließlich werde auf weitere Nachrichten gewartet.

Und die gibt es - in Form eines weiteren Alarms. Gegen 6.16 Uhr wird dieser ausgelöst. Er gilt in dem Fall nicht den Einsatzkräften, sondern den Menschen in der unmittelbaren Umgebung. Sie werden über mehrere Warn-Apps und Meldungen im Radio aufgefordert, möglichst Türen und Fenster geschlossen zu halten sowie Lüftungs- und Klimaanlagen abzuschalten.

Denn starker Rauch hat sich in der Umgebung breitgemacht. Bewohner berichten, es würde rund um den Brandort stark nach Qualm riechen. Zu diesem Zeitpunkt zieht der Rauch einem Polizeisprecher zufolge in Richtung Freital und auch nach Dresden. Kurz vor 8 Uhr kann die Feuerwehr schließlich Entwarnung geben.

Verbandschef vermutet Batterien als Brandursache

Unter Atemschutz, mit vier Druckschläuchen und einer zusätzlichen Dusche aus luftiger Höhe bekämpfen die insgesamt 65 Feuerwehrleute aus Freital, Tharandt und Kesselsdorf das Feuer, das sich durch den Müllberg frisst. Auf diesem lagern zwischen 30 und 40 Tonnen gemischter Gewerbeabfall. Nachdem die Flammen gelöscht sind, bringt ein Radlader portionsweise Müll ins Freie. Dort seien die Überreste mit einem Mix aus Wasser und einem Schaummittel behandelt worden, heißt es aus dem Büro des Freitaler Oberbürgermeisters.

Am Mittwochvormittag haben die alarmierten Feuerwehrleute den ins Freie beförderten Müll weiter bewässert. Im Hintergrund: die beschädigte Lagerhalle.
Am Mittwochvormittag haben die alarmierten Feuerwehrleute den ins Freie beförderten Müll weiter bewässert. Im Hintergrund: die beschädigte Lagerhalle. © SZ

Um das Ganze besser einzuordnen: Ein Brand in diesem Ausmaß sei in den letzten Jahren in Freital nicht zu verzeichnen gewesen. Vielmehr gäbe es gelegentlich angesteckte Mülltonnen oder Müllcontainer im Stadtgebiet zu löschen. Im Juli 2022 habe zudem die Ladung auf einem Müllfahrzeug Feuer gefangen.

Gegen 9 Uhr können die Einsatzkräfte ihre Löschtechnik zusammenrollen und in den zwölf Einsatzfahrzeugen verstauen. Danach beginnt für die Ermittler die Arbeit. Sie möchten herausfinden, was den Großbrand ausgelöst hat. Zunächst kann niemand vor Ort etwas zur Ursache für das Feuer sagen.

Der Müll wird mit einem Radlader aus der Halle geschafft und dort gelöscht.
Der Müll wird mit einem Radlader aus der Halle geschafft und dort gelöscht. © Roland Halkasch

Hingegen gibt es in einem anderen Fall eine Tendenz, die der Präsident des Bundesverbandes der deutschen Entsorgungswirtschaft, Peter Kurth, ausgemacht haben will. Nachdem es erst am 10. August in Dresden in einem Entsorgungsbetrieb brannte, geht der Experte von beschädigten Batterien als Brandursache aus. "Die Politik ist aufgefordert, endlich dafür zu sorgen, dass die Batterien in Entsorgungswege gelangen, die eine ordnungsgemäße Entsorgung sicherstellen", sagte er dem MDR. Gleichzeitig fordert er einen Batteriepfand.

Entsorger denkt bereits an Wiederaufbau

Geschäftsführer Gerold Münster zufolge könnte es durchaus sein, dass ein falsch entsorgter Akku zu dem Feuer in Freital geführt hat. Durch mechanische Beschädigungen, die beispielsweise im Pressfahrzeug entstehen oder von einem Kontakt mit einem Bagger oder Radlader herrühren, könne sich selbst bei einer vergleichsweise kleinen Speicherzelle schnell ein gefährlicher Brandherd entwickeln.

Verletzt wurde bei dem Feuer niemand. Nach Auskunft des betroffenen Unternehmens liegt der Sachschaden ersten Schätzungen zufolge im mittleren fünfstelligen Bereich.

Dass es am Ende nicht noch schlimmer kam, erklärt sich Gerold Münster unter anderem damit, dass sich die Einsatzkräfte vor Ort gut zurechtfanden. "In der jüngeren Vergangenheit gab es bereits Löschübungen mit der Feuerwehr, sodass die Kameraden mit den Gegebenheiten auf dem Platz vertraut waren."

Für ihn und das 60-köpfige Team in Freital geht es jetzt darum, für die Zukunft zu planen. Denn das Brandobjekt soll möglichst bald wieder nutzbar sein. "Es ist ein Sanierungskonzept für die Lagerbox und das Dach zu erstellen und die Reparatur einzuleiten." Zwischenzeitlich müssten sich die Mitarbeiter auf Änderungen im Arbeitsablauf einstellen.