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Fibel- oder Reichen-Methode?

In den Schulen werden unterschiedliche Methoden praktiziert, um Kindern Lesen und Schreiben zu lernen. Sächsische.de erklärt die Unterschiede.

Von Verena Toth
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Den Fibelunterricht kennen vor allem in Ostdeutschland geborene Eltern.
Den Fibelunterricht kennen vor allem in Ostdeutschland geborene Eltern. © Symbolbild/dpa

Die sogenannte „Reichen – Methode“, benannt nach ihrem Erfinder Dr. Jürgen Reichen in den achtziger Jahren (Baden-Württemberg), wurde entwickelt, um Kinder verschiedener Herkunft, Mundart oder Bildungsstand das Lesen und Schreiben schneller zu lehren.

Bei der Methode lernen die Kinder individuell beim Schreiben per Anlauttabelle das Lesen. Daher heißt die Methode auch „Lesen durch Schreiben“. Die Kinder üben nicht wie beim herkömmlichen Fibelunterricht zunächst gemeinsam Buchstaben, leichte Wörter und später kurze Texte, sondern sie können per Anlauttabelle von Anfang an, je nach Lernausgangslage, kleine Wörter schreiben und mit der Zeit auch lesen.

Im Gegensatz dazu steht die Methode „analytisch – synthetisch“, die die in Ostdeutschland geborenen Eltern, aber auch Lehrer auch als Fibelunterricht kennen. Der gemeinsame Fibelunterricht, zu dem auch das Vorlesen vor der Klasse gehört, sei besonders für schwache Vorleser kontraproduktiv, begründete Reichen den Nachteil. Das Vorlesen fällt bei seiner Methode vollkommen weg, es sei denn, es geschieht auf eigenen Wunsch des Kindes.

Die Anlauttabelle, die jedem Kind als Arbeitsmaterial zur Verfügung gestellt werden muss, hilft den Kindern beim Auffinden der Laute. Sie zeigt zu jedem Laut die dazugehörigen Bilder. Beispielweise A* für *A*ffe oder *A*meise, *Eu* für *Eule. Die Kinder können mithilfe der Worttabelle alles schreiben und müssen nicht, wie beim Fibellehrgang, warten, bis sie einige Buchstaben gelernt haben. Sobald die Kinder die Buchstaben verinnerlicht haben, können sie auf die Nutzung der Tabelle verzichten.

Das zweite Prinzip der Methode „Lesen durch Schreiben“ ist das selbstständige, selbst gesteuerte Lernen. Jedes Kind lernt Schreiben und Lesen seinem eigenen Tempo entsprechend. Während in Fibellehrgängen Schritt für Schritt im Klassenverband eine Übung nach der anderen gemeinsam durchgearbeitet wird, arbeitet beim Prinzip „Lesen durch Schreiben“ jedes Kind in seinem individuellen Lerntempo.

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