Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
Merken

Fliegende Händler festgenagelt

Bislang haben die Verkaufswagen Haltestellen oder Ausfahrten zugeparkt. Dank vieler helfender Hände ist das nun anders.

Von Heike Heisig
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Christian Albus, Verkaufsfahrer der Roßweiner Bäckerei Zschiesche, hat mit der mobilen Verkaufsstelle am Freitag auf dem für fahrende Händler neu gestalteten Platz vorm Bürgerhaus gehalten. Mario Orsos (rechts) nutzt das Einkaufsangebot vor Ort.
Christian Albus, Verkaufsfahrer der Roßweiner Bäckerei Zschiesche, hat mit der mobilen Verkaufsstelle am Freitag auf dem für fahrende Händler neu gestalteten Platz vorm Bürgerhaus gehalten. Mario Orsos (rechts) nutzt das Einkaufsangebot vor Ort. © Dietmar Thomas

Marbach/Roßwein. Der Marbacher Ortschaftsrat hat ein Problem gelöst. Allerdings nicht allein. Dafür bekam er Unterstützung von Mitgliedern des Jugendclubs, des Jugendrotkreuz und des Heimatvereins. Sie packten mehr als 100 Stunden an und haben in der Dorfmitte einen Platz geschaffen, der seinem Namen Zentrum mehr und mehr gerecht wird. 

Nicht zuletzt deshalb förderte das Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft die Initiative der Marbacher mit knapp 9 500 Euro. Damit konnten 80 Prozent der Kosten schon einmal bezahlt werden. Den Rest hat zum einen der Ortschaftsrat aus seinem Budget dazugegeben und ist zum anderen über Eigenleistungen aufgebracht worden.

Doch was war eigentlich das Problem? In Marbach, mit sieben Kilometern eines der längsten Waldhufendörfer in Sachsen, halten häufig fahrende Händler. Das ist theoretisch gut – vor allem für die Älteren, die nicht mehr täglich in die Stadt kommen oder überhaupt nicht mehr mobil sind. In der Praxis sah es aber so aus, dass die Händler „oft Einfahrten, Busbuchten oder Parkplätze blockiert haben“, erklärt Ortsvorsteher Bernd Emmrich. Das soll künftig nicht mehr (so häufig) passieren.

In Arbeitseinsätzen haben die Mitwirkenden auf dem Innenhof zwischen Bürgerhaus und Sparkassen-Filiale eine Standfläche mit Stromversorgung für die durchs Dorf fahrenden mobilen Händler geschaffen. Dort ist auch Platz für den Kurzwarenhändler. „Der kommt dreimal im Jahr in einem größeren Fahrzeug und hat sich bisher immer uns gegenüber auf dem Parkplatz des ehemaligen Konsums einen Platz gesucht“, erzählt Daniel Zimmermann, Ortschaftsrat und selbst Inhaber des Geschäftes „Frische erleben“. Die Standortsuche sei für diesen Anbieter oft aufwendig gewesen. Manchmal habe er nach den Fahrer parkender Autos suchen und sie bitten müssen, wegzufahren, damit er Kundschaft empfangen könne, beschreibt Zimmermann die bisherige Situation.

Niemand soll verdrängt werden

Bei einer Zusammenkunft von Händlern und Einwohnern haben die Ortschaftsräte eines deutlich gemacht: „Durch die Unterstützung der fahrenden Händler sollen die ortsansässigen Versorger nicht benachteiligt oder gar verdrängt werden“, so der Ortschaftsrat. Immerhin gibt es in Marbach auch noch Handwerker, die selbst produzieren und Lebensmittel verkaufen. 

Die Initiative des Ortschaftsrates und der Vereine hat Zimmermann zufolge vielmehr das Ziel gehabt, die Angebote besser zu organisieren und mehr Vielfalt zu erreichen. „Außerdem sind die fahrenden Händler in der Regel Handwerker aus umliegenden Orten“, sagte er. Sie sind sogar dazu angehalten worden, ihre Standzeiten zu verlängern. Die bisherigen kurzen Stopps hätten in der Kritik der Marbacher gestanden, so Bernd Emmrich.

Auf dem neuen Platz hat am Freitag der Verkaufswagen des Roßweiner Bäckermeisters Gerd Zschiesche gestanden. „Ich finde die Initiative der Einheimschen gut“, so der Handwerker, der selbst im Roßweiner Stadtrat sitzt, um etwas zu bewegen. Dass sein Verkaufsfahrer künftig nur noch am Bürgerhaus hält, davon geht Zschiesche allerdings nicht aus. „Das Dorf ist gefühlt zehn Kilometer lang. Und wer am einen Ende wohnt, der kommt gewiss nicht an einen Standort in der Mitte. Manche der älteren Einwohner schaffen es gerade mal vor die Haustür“, sagt Gerd Zschiesche. Trotzdem will er neben den bisherigen Haltepunkten auch den neuen Platz nutzen, die Standzeit wie gewünscht verlängern und sehen, wie sich das alles bewährt.

Ab in die Beete beim Frühjahrsputz

Um vielleicht noch weitere Händler für einen Stopp in Marbach am Bürgerhaus zu begeistern und damit dem einen oder anderen Einwohner die Fahrt in Supermärkte zu ersparen, plant der Ortschaftrat für Ende April einen Frühjahrsputz. „Dabei wollen wir die angrenzenden Grünflächen aufwerten“, kündigt Emmrich an. Damit soll die Haltefläche für Händler wie Kunden attraktiver werden. Als Plus nennt der Ortsvorsteher neben dem Angebot auch kostenlose Parkplätze, freies WLAN und die Möglichkeit, Bankgeschäfte zu erledigen oder Bargeld abzuheben. Das komme idealen Einkaufsbedingungen schon ziemlich nahe, finden die Ortschaftsräte.

Weitere lokale Nachrichten: 

www.sächsische.de/doebeln

Die Nachrichten aus der Region Döbeln und aus dem Landkreis Mittelsachsen vom nächsten Tag gibt es jetzt schon am Abend in unserem neuen DA-Newsletter. Kostenloser Bestell-Link: https://szlink.de/Newsletter_Doebeln