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Flugplatz Lausitzring

Zum dritten Mal kommt das Red Bull Air Race auf die Rennstrecke. Die hat etwas Besonderes zu bieten.

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© Predrag Vuckovic

Von Jochen Mayer

Nächsten Donnerstag herrscht am Lausitzring wieder Flugbetrieb. Dann schweben für das Red Bull Air Race, das am 16. und 17. September ausgetragen wird, die wendigen, leichten Einsitzer-Propellerflugzeuge ein. Der vorletzte Saisontermin macht die Rennstrecke zum dritten Mal nach 2010 und 2016 zum Flugplatz.

Wer steckt hinter dem Rennformat, das als Formel 1 der Lüfte gilt?

Der österreichische Getränkehersteller Red Bull setzt auf ausgefallenes Produktmanagement und geflügelte Werbestrategien. Dazu gehören spektakuläre Wettbewerbe. „Himmelsrennen“ mit Flugzeugen wurden 2003 erstmals in Österreich ausgetragen, die Serie 2005 mit zehn Piloten als WM gestartet. Von 2011 bis 2013 gab es eine Pause, in der am Format und Sicherheitskonzept gefeilt wurde. Über Details dazu und Etats schweigen die Salzburger.

Wer bekommt eine Fluglizenz für das Air Race?

Flugprofis. Es gibt Qualifikations-Camps sowie eine Art Nachwuchsklasse beim Air Race mit dem Challenger Cup. Ein Red-Bull-Air-Race-Komitee erteilt die Lizenz zum Pylonenflug an Piloten mit herausragenden Fähigkeiten. Sie müssen außerordentliche Erfolge in internationalen Flugwettkämpfen vorweisen und aktive Kunstflugpiloten sein. Air-Race-Piloten sitzen meist auch beruflich im Cockpit als Kampf- oder Firmenpilot sowie Fluglehrer. Als Ältester fliegt in dieser Saison der 58-jährige Kirby Chambliss beim Air Race, der Jüngste könnte der Sohn des US-Amerikaners sein. Der Franzose Mikael Brageot ist erst 30.

Nach welchem Modus kommen die Resultate zustande?

Der Pylonenkurs muss bei einem Wertungsdurchgang zweimal durchflogen werden. Das Qualifying wird sonnabends ausgetragen. Es bestimmt die Startaufstellung am Renntag. In der Runde der 14 gibt es paarweise K.-o.-Duelle. Die sieben Sieger und der schnellste Verlierer bestreiten die nächste Runde wieder im K.-o.-Modus, die vier Gewinner treten zum Finale an. Das entscheidet über die Podestplätze. Die weitere Rangfolge ergibt sich aus den Zeiten.

Wofür gibt es beim Rennen Strafsekunden?

Wenn der Kurs nicht korrekt durchflogen wird. Sekundenabzüge sind fällig, wenn die Pylonen zu hoch oder zu tief durchflogen werden, wenn die luftgefüllten Kegel gestreift werden, wenn die Fliehkräfte den Grenzwert übertreffen, wenn horizontal oder vertikal vorgeschriebene Flügelpositionen nicht korrekt sind. Wer den Geschwindigkeits-Grenzwert von 370 km/h beim Eintritts-Tor in den Kurs überschreitet, bekommt auch Sekunden aufgebrummt. Selbst die Rauchfahne muss korrekt ausgelöst sein. Disqualifiziert wird, wer zu tief oder gefährlich fliegt. Zu geringes Gewicht von Pilot und Flugzeug kann auch zum Ausschluss führen.

Sind die Rennen gefährlich für die Piloten und Zuschauer?

Jeder Rennsport ist riskant. Das wissen Motorrad- und Autopiloten genauso wie Rad-, Bob- und Rodelsportler. Im Flugsport geht es noch schneller zu – bis zu 400 km/h. Das Air Race wirbt, die schnellste Motorsport-Disziplin zu sein. Je höher die Geschwindigkeiten, desto größer müssen die Sicherheitsstandards sein. Und doch lässt sich ein Restrisiko nie ausschließen.

Was ist über die Standards in Sachen Sicherheit bekannt?

Die Piloten tragen spezielle Helme, meist mit Visier, zum Anfliegen der Pylonen. Zur Ausrüstung gehören spezielle G-Race-Anzüge und Fallschirme. Das Kabinendach kann für einen Notausstieg sofort abgeworfen werden. Bei Rennen über Wasser tragen die Piloten Schwimmwesten. An Bord sind Luftreserven und Sauerstoffmasken. Alle Piloten haben ein Überlebenstraining im Wasser absolviert.

Gab es beim Air Race schon Abstürze zu beklagen?

Nach Red-Bull-Angaben war der Unfall des Brasilianers Adilson Kindlemann im April 2010 in Perth der erste nach 45 Rennen. Er stürzte ins Wasser, ein Rettungsteam befreite ihn in weniger als einer Minute aus dem Flugzeug.

Was wurde in der dreijährigen Rennpause neu geregelt?

Die Pylonen sind fünf Meter höher geworden und ragen nun 25 Meter in die Höhe. Ihre Form änderte sich so, dass zwei Kegel ein rechtwinkliges Flugfenster bilden. So rückte das Flugfenster um zwei Meter nach oben. Das soll mehr Flugsicherheit bringen. Und die maximal zugelassenen G-Kräfte wurden von 12 auf 10 zurückgesetzt.

Wer sind die WM-Favoriten in diesem Jahr?

Der Tscheche Martin Sonka übernahm am Sonntag mit einem Sieg in Porto die WM-Führung mit 54 Punkten. Der Kanadier Pete McLeod (50) und Senior Chambliss (47) folgen dicht dahinter. Für einen Sieg gibt es 15 Zähler – also einen Bonuspunkt, für Platz zwei 13. Der 14. erhält einen Zähler.

Kann der Deutsche Matthias Dolderer seinen Titel verteidigen?

Nur theoretisch. Trotzdem sah der Allgäuer nach Platz acht in Porto einen Aufwärtstrend. Und er freut sich auf sein Heimspiel.

Was bietet der Lausitzring nach dem Umbau zum Flugplatz?

Keine Massen wie gerade in Porto mit 600 000 beim Rennen. Dafür eine riesige Tribüne, davor Start- und Landbahn sowie Pylonen. Diese Nähe ist etwas Besonderes.