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Baumschule vermietet Weihnachtsbäume

Millionen Tannen und Fichten landen jedes Jahr nach dem Fest im Müll. Ronny und Yvonne Kreiser aus Gombsen nahe Dresden haben dagegen eine Idee.

Von Annett Heyse
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Yvonne und Ronny Kreiser tüten hier einen der Mietbäumchen in einen dekorativen Filzsack ein.
Yvonne und Ronny Kreiser tüten hier einen der Mietbäumchen in einen dekorativen Filzsack ein. © Norbert Millauer

Schon das Aussuchen ist für viele Familien ein wichtiger Akt. Nicht zu klein und nicht zu groß, gleichmäßig gewachsen und schön frisch soll er sein. Doch nach zwei bis drei Wochen ist es mit dem Glanz schon wieder vorbei. Dann fliegt die so sorgfältig gekaufte und liebevoll geschmückte Tanne auf den Müll. Für Ronny Kreiser, Inhaber der Gartenbaumschule samt Landschaftsbau in Gombsen eigentlich ein Widerspruch.

"Totale Verschwendung", nennt er das Geschäft mit dem Weihnachtsbaum. Doch dagegen hat er etwas. Den Baum mit Wurzelballen. Neu ist das nicht. Neu ist aber, dass es die Bäume in der Baumschule Kreiser zum Mieten gibt.

Mietbaum als umweltbewusste Alternative

Ronny Kreiser führt zu der Ausstellungsfläche. Dutzende Nordmanntannen, Blaufichten und Serbische Fichten in unterschiedlichen Größen stehen zur Auswahl bereit. Sie stecken in größeren Pflanzkübeln, anders als sie sonst im Handel angeboten werden. An manchen hängt ein rotes Bändchen als Markierung. Diese Exemplare sind bereits vermietet und werden demnächst ausgeliefert. Gewachsen sind die Bäume auf dem Gelände der Baumschule. "Als wir sie bekommen haben, waren sie zwei Jahre alt", berichtet Kreiser.

Mannshohe Weihnachtsbäume brauchen zehn bis zwölf Jahre zum Wachsen. Doch dann ist ihr Leben auch schon vorbei. Sie werden gefällt, verkauft, aufgestellt und anschließend entsorgt. Allein in Deutschland landen Millionen Bäume jedes Jahr in den Kompostieranlagen von Recyclingunternehmen. Mieten mag für umweltbewusste Familien durchaus eine Alternative sein.

Die Idee stammt wohl aus dem Raum Bremen. Zumindest hat Ronny Kreiser dort erstmals von den "Wandertannen" gehört. Das war im vergangenen Jahr. Kreiser recherchierte, ob es so etwas in der Region Dresden gibt. Er stieß auch auf ein Zwei-Mann-Unternehmen aus Dresden, die aber nach wenigen Versuchen das Weihnachtsbaum-Mietgeschäft wieder aufgegeben hatten. Also schnappte der Gombsener sich die Idee. "Soweit ich weiß, macht das hier kein anderer."

60 Bäume warten auf den festlichen Einsatz

Im vergangenen Jahr rührte er zunächst im Bekanntenkreis die Werbetrommel und vermietete 15 Bäume. Dieses Jahr hat er bereits 25 Stück ausgeliefert, weitere Bestellungen liegen vor. Insgesamt warten in seiner Baumschule 60 Bäume auf ihren festlichen Einsatz.

Der Verleih funktioniert ganz einfach. Vorbeikommen, Baum aussuchen, anliefern lassen. Die Gombsener Baumschule liefern in einem Umkreis von 20 Kilometer aus. Nach den Festtagen wird der Baum wieder abgeholt.

Einige Pflegehinweise müssen von den Nutzern jedoch beachtet werden. So braucht jeder Baum etwas Zeit zum Akklimatisieren. Von der kalten Außenluft ins warme Wohnzimmer gestellt zu werden, verkraften die wenigsten Pflanzen. "Man sollte den Baum übergangsweise zunächst ein paar Tage in einem kühlen Raum stellen und ihn langsam an warme Temperaturen gewöhnen", rät Ronny Kreiser.

Außerdem muss der Baum regelmäßig Wasser bekommen. Nach maximal sieben Tagen im warmen Wohnzimmer braucht er wieder kühle Temperaturen, bevor er dann zurück in der Baumschule langsam in den Winterschlaf entlassen wird. Die 15 Bäume vom ersten Versuch im vergangenen Jahr hätten alle überlebt, berichtet Baumgärtner Kreiser.

Tannen und Fichten werden ausgepflanzt

Damit der Baum auch im Wurzelbereich schön festlich aussieht, bekommt er einen roten Filzsack. In den wird der Kübel gesetzt und verschwindet somit aus dem Blick. Die Bäume aus Gombsen sind zwischen einem und zwei Meter hoch. Die Kosten für einen Mietbaum liegen je nach Größe bei 44 bis 125 Euro. Das klingt viel, beinhaltet aber den Bringe- und Abholservice sowie die laufende Pflege im Jahr.

Die Bäume müssen nämlich im Verlaufe ihres noch jungen Lebens regelmäßig umgetopft werden. Auch gönnt Baumgärtner Kreiser den Tannen und Fichten gewisse Pflegeschnitte. Das macht den Bewuchs dichter und gleichmäßiger.

Für Ronny Kreiser überwiegt bei dem Mietservice vor allem die positive Umweltbilanz. Seine Mietbäume sind mehrere Feste im Einsatz, bevor sie dann im Alter von etwa 13 Jahren ihre Karriere als Schmuckbaum beendet haben.

Anschließend werden sie weiterverwendet und ins Freiland ausgesetzt. Kunden, die gerne einen größeren Baum pflanzen, gebe es einige. So hat zum Beispiel die Bavaria-Klinik in Kreischa einen Tannenbaum pflanzen lassen. Er steht nun fest verwurzelt auf dem Klinik-Gelände - derzeit geschmückt als Weihnachtsbaum.

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